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Lausitzer Rundschau: Über die Zustände im Jugendstrafvollzug

Cottbus (ots)

Wer in eine Jugendstrafvollzugsanstalt eingesperrt
wird, ist kein Chorknabe. Doch die Staatsgewalt, die junge Straftäter
hinter Gitter bringt, hat die Pflicht, dort ihr Leben und ihre 
Gesundheit zu schützen. In dieser Verantwortung versagen die für den 
Strafvollzug Verantwortlichen immer wieder, wie jetzt im sächsischen 
Regis-Breitingen.
Da wird ein 17-Jähriger vier Wochen lang von Mithäftlingen gequält 
und so schwer verletzt, dass er im Krankenhaus behandelt werden muss,
ohne dass die Bediensteten etwas merken. Seine Peiniger versuchen, 
ihn in den Selbstmord zu treiben. Erst als sich das Opfer selbst dem 
Anstaltspersonal offenbart, endet das Martyrium.
Die Öffentlichkeit erfährt davon erst mehr als ein Jahr später, 
nachdem Anklage gegen die mutmaßlichen Peiniger erhoben wurde. Die 
Begründung des sächsischen Justizministers für dieses lange Schweigen
ist mehr als peinlich: Jugendliche mit besonders schutzwürdigen 
Persönlichkeitsrechten seien daran beteiligt. Über das Recht des 
Misshandelten auf körperliche Unversehrtheit sagt der Minister 
nichts.
Aber vermutlich war es dem Freistaat vor allem peinlich, dass der 
Folterskandal in einer nagelneuen Haftanstalt passierte. Und es war 
erst eineinhalb Jahre her, dass sich ein ganz ähnlicher Fall in 
Siegburg in Nordrhein-Westfalen ereignete. Ein Zwanzigjähriger war 
dort von Mitgefangenen gefoltert, vergewaltigt und erhängt worden. 
Jede Jugendhaftanstalt in Deutschland hätte danach gewarnt sein 
müssen, ihr Sicherheitskonzept nach innen zu überprüfen.<
Und auch in einem anderen Punkte ähneln sich Siegburg und 
Regis-Breitingen. In beiden Fällen finden die zuständigen 
Justizminister nach den Folterungen plötzlich Möglichkeiten, die 
Aufsicht und Kontrolle zu verstärken. Denn Sicherheit hinter Gittern 
ist mit Technik allein nicht zu lösen.
Gewalt gerade unter jugendlichen Häftlingen wird sich nie völlig 
ausschließen lassen. Doch ohne eine ausreichende Zahl von gut 
ausgebildetem Personal steigt die Gefahr von schweren Misshandlungen 
deutlich. Opfer sind dabei meist Gefangene, die nicht wegen 
Gewalttaten inhaftiert sind. Ein Strafvollzug, der nicht alles 
Notwendige unternimmt, um Leib und Leben hinter Gittern zu schützen, 
ist für einen demokratischen Staat eine Schande.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de

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