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Lausitzer Rundschau: Der Preis des Schweigens 20.Jahre nach Tiananmen und Solidarnosc-Wahl

Cottbus (ots)

Was vor zwanzig Jahren für einige wenige Wochen
aussah wie ein neues Kapitel in der chinesischen 
Revolutionsgeschichte, endete in einem Blutbad. Der Aufstand der 
Jugend, im Gleichklang mit der friedlichen Revolution in Osteuropa, 
wurde von den Pekinger Diktatoren mit Gewalt niedergeschlagen. In 
China ist selbst die Erinnerung daran ein Staatsverbrechen. Auf den 
ersten Blick haben die Machthaber, diese Mischung aus 
Raubtierkapitalisten und Staatssicherheit, tatsächlich einen großen 
Sieg errungen. Jahre ununterbrochenen Wirtschaftswachstums und der 
bescheidene Wohlstand für Hunderte Millionen von Werktätigen scheinen
eine hinreichende Basis für das Überleben der aus der kommunistischen
Partei hervorgegangenen Funktionärsschicht. Selbst die weltweite 
Wirtschaftskrise mit ihren harten Folgen auch für Abermillionen von 
chinesischen Wanderarbeitern hat bislang nicht zu einer neuen, 
massenhaften Protestbewegung geführt.
Und doch wird in nicht allzu ferner Zukunft das Massaker auf dem 
Platz des himmlischen Friedens auch in China selbst neu bewertet 
werden. Denn das riesige Land wird auf Dauer so nicht zu reagieren 
sein. Der Preis für die Gewaltherrschaft, vor allem der Preis für das
von oben verordnete Schweigen ist einfach zu hoch. Denn eine 
leistungsfähige, moderne Gesellschaft, die bestehen will im 
internationalen Wettbewerb, braucht Offenheit und Transparenz.
Wie schwer China trägt an der fortgesetzten Diktatur wurde 
ansatzweise erkennbar nach der jüngsten Erdbebenkatastrophe. 
Zehntausende von Eltern standen nicht nur vor der bitteren 
Erkenntnis, dass ihre Kinder korrupten Bürokraten zum Opfer gefallen 
waren. Sie mussten darüber hinaus erleben, dass die Machthaber sich 
weigern, Verantwortung zu übernehmen für die tödlichen Fehler. 
Fehlverhalten aber, das nicht kritisch hinterfragt werden darf, führt
ein Land zwangsläufig in immer engere Sackgassen. Die Panzer, die vor
zwanzig Jahren Demonstranten niederwalzten, haben auch die 
Zukunftsfähigkeit des Landes platt gewalzt. Hinter einer scheinbar 
glänzenden Fassade ist das Reich der Mitte tatsächlich verarmt. Ihm 
fehlen die Talentiertesten, die Kreativsten einer ganzen Generation. 
Viele sind ins Ausland geflüchtet, viele sitzen ein oder haben 
resigniert.
Der grundlegende Irrtum nicht nur der chinesischen Führer, sondern 
auch ihrer zahlreichen Bewunderer in demokratisch regierten Ländern 
besteht in der Annahme, wirtschaftliche Dynamik und eine 
freiheitliche Gesellschaftsordnung seien nicht aufeinander 
angewiesen. So lange China vor allem als verlängerte Werkbank 
auftritt, mag dies eine gewisse Zeit möglich sein. Aber eine moderne 
Nation braucht mehr als Fertigungsstätten für Konsumgüter und 
Finanzjongleure. Sie braucht Menschen, die sich nicht bevormunden und
gängeln lassen und die mit entscheiden wollen über die Zukunft ihrer 
Gesellschaft. Die chinesische Führung ist bis heute dazu nicht 
bereit.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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