Alle Storys
Folgen
Keine Story von taz - die tageszeitung mehr verpassen.

taz - die tageszeitung

taz-Kommentar zu den Abschiebeforderungen des CSU-Politikers Markus Söder

Berlin (ots)

taz-Kommentar von Daniel Bax zu den Abschiebeforderungen des CSU-Politikers Markus Söder

Zeit für eine ehrliche Scheidung

Markus Söder hat sicher recht, wenn er sagt, dass es "selbst beim besten Willen" nicht gelingen könne, "so viele Menschen aus einem völlig fremden Kulturkreis erfolgreich zu integrieren". 66 Jahre nach Gründung der Bundesrepublik leben sie noch immer in einer Parallelgesellschaft ("Freistaat"), halten an archaischen Sitten und Gebräuchen fest ("Oktoberfest"), stellen ihre religiösen Überzeugungen über das Grundgesetz und die Urteile des Bundesverfassungsgerichts (Kreuze im Klassenzimmer) und fügen sich den autoritären Traditionen einer feudalen und archaischen Stammesstruktur ("CSU").

Aber Markus Söder meinte nicht die Bayern, sondern die Flüchtlinge, denen er pauschal eine ebenso sturköpfige Beharrungskraft unterstellt, wie sie jenen Volksstämmen nachgesagt wird, die sich unter dem Dach des Freistaats vereint haben. Der ehrgeizige Franke will schon lange CSU-Chef an Stelle des CSU-Chefs werden und versucht deshalb gelegentlich seinen Parteichef rechts zu überholen - was gar nicht so einfach ist, folgt Horst Seehofer doch der Devise, dass es rechts von der CSU keine Partei mehr geben dürfe, womit er der AfD nicht mehr allzu viel Raum zum Atmen lässt.

Mit seiner jüngsten Forderung, Hunderttausende Flüchtlinge aus Deutschland in ihre Heimatländer zurückzuschicken, liegt Markus Söder mal wieder auf einer Linie mit AfD-Chefin Frauke Petry - und mal wieder quer zu den Grünen, die für eine großzügigere Aufnahme von Flüchtlingen plädieren.

Auch wenn Tübingens grüner Bürgermeister Boris Palmer mit solchen Ideen liebäugelt - die ständigen rechtspopulistischen Vorstöße aus der CSU machen deutlich, warum eine Koalition mit der Union auf Bundesebene für die Grünen nur um den Preis der Selbstaufgabe zu haben ist. Jedenfalls so lange, wie Bayern noch zur Bundesrepublik oder die CSU noch zur Union gehört. Aber das muss ja beides nicht auf ewig so bleiben. Es wäre Zeit für eine ehrliche Scheidung.

Pressekontakt:

taz - die tageszeitung
taz Redaktion
Telefon: 030 259 02-255, -251, -250

Original-Content von: taz - die tageszeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: taz - die tageszeitung
Weitere Storys: taz - die tageszeitung
  • 25.08.2016 – 16:00

    taz-Kommentar von Sebastian Erb über das Friedensabkommen in Kolumbien

    Berlin (ots) - Zum Jubeln zu früh Frieden nach mehr als 50 Jahren Bürgerkrieg, die älteste Guerilla in Lateinamerika gibt den bewaffneten Kampf auf: Das Abkommen in Kolumbien ist ganz ohne Frage ein historischer Moment, gerade in diesen Zeiten, in denen man gar nicht weiß, mit welchem Konflikt man sich zuerst befassen soll. Allerdings ist der Jubel im Ausland ...

  • 24.08.2016 – 16:56

    taz-Kommentar von Daniel Bax zum Burkini-Verbot an Frankreichs Stränden

    Berlin (ots) - Kulturkampf gegen Arme Das absurde "Burkini"-Verbot treibt immer absurdere Blüten. Es ist Ausdruck der antimuslimischen Paranoia, die in Frankreich seit den Terroranschlägen herrscht. Doch die Assoziationskette "Burkini" gleich Islam gleich Terror existiert allein in den Köpfen mancher Betrachter. Der Generalverdacht gegen alles sichtbar Muslimische ...

  • 22.08.2016 – 17:00

    taz-Kommentar von Dominic Johnson über den Timbuktu-Prozess in Den Haag

    Berlin (ots) - Ein Vorbild für die Welt Der Timbuktu-Prozess gegen den Malier Ahmad al-Mahdi vor dem Internationalen Strafgerichtshof (ICC) schreibt Geschichte. Erstmals erkennt die internationale Justiz Kulturzerstörung als Kriegsverbrechen an. Indem die Richter in Den Haag die entsprechende Anklage zur Hauptverhandlung zuließen, haben sie das unabhängig vom ...