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Statistisches Bundesamt: Wirtschaftliche Belebung im Jahr 2004 - Teil 1

Wiesbaden (ots)

Kurzfassung
Nach ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes hat sich
das deutsche Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2004 im Vergleich zum
Vorjahr real um 1,7% erhöht. Nach der schwachen wirtschaftlichen
Entwicklung in den vergangenen drei Jahren ist dies der stärkste
Anstieg seit dem Jahr 2000 (+ 2,9%). Allerdings war der
Kalendereffekt im Berichtsjahr mit + 0,5%-Punkten ungewöhnlich groß;
nach Ausschaltung dieses Effekts ergibt sich für das Jahr 2004 eine
Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts von rechnerisch 1,1%.
Bruttoinlandsprodukt in Preisen von 1995: Veränderung gegenüber
dem Vorjahr:
1994    1995    1996    1997    1998    1999
  + 2,3%  + 1,7%  + 0,8%  + 1,4%  + 2,0%  + 2,0%
2000    2001    2002    2003    2004
  + 2,9%  + 0,8%  + 0,1%  - 0,1%  + 1,7%
Ausschlaggebend für die Belebung des Wirtschaftswachstums im Jahr
2004 war ein Anstieg der realen Exporte, der deutlich über den realen
Importzuwächsen lag. Die daraus resultierende Zunahme des realen
Exportüberschusses (Außenbeitrag) führte zu einem positiven
Wachstumsimpuls von 1,2%-Punkten. Die inländische Verwendung des
Bruttoinlandsprodukts nahm vergleichsweise schwach zu (+ 0,5%). Dabei
haben sich die staatlichen Konsumausgaben etwas erhöht (+ 0,4%),
während die privaten Konsumausgaben leicht rückläufig (– 0,3%) waren.
Bei den Bruttoanlageinvestitionen war wiederum ein Rückgang zu
verzeichnen, der allerdings mit 0,7% deutlich geringer ausfiel als in
den drei vorangegangenen Jahren. Der Vorratsabbau fiel ebenfalls
geringer aus als im Vorjahr und trug damit positiv zur Entwicklung
der inländischen Verwendung bei.
Der Staatssektor wies im Jahr 2004 nach noch vorläufigen
Berechnungen ein Finanzierungsdefizit von 84,5 Mrd. Euro auf; bezogen
auf das Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen sind dies 3,9%.
Der Referenzwert nach dem Maastrichtvertrag liegt bei 3%.
Am 22. Februar 2005 wird das Statistische Bundesamt die Ergebnisse
der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen für das vierte Quartal
2004 veröffentlichen. Auf Grund der dann vollständigeren Daten wird
auch der Finanzierungssaldo des Staates für die Mitteilung gegenüber
der EU überarbeitet.
Wirtschaftliche Belebung im Jahr 2004
Langfassung
WIESBADEN – Nach ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes
hat sich das deutsche Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2004 im Vergleich
zum Vorjahr real um 1,7% erhöht. Nach der schwachen wirtschaftlichen
Entwicklung in den vergangenen drei Jahren ist dies der stärkste
Anstieg seit dem Jahr 2000 (+ 2,9%).
Bruttoinlandsprodukt in Preisen von 1995: Veränderung gegenüber
dem Vorjahr:
1994    1995    1996    1997    1998    1999
  + 2,3%  + 1,7%  + 0,8%  + 1,4%  + 2,0%  + 2,0%
2000    2001    2002    2003    2004
  + 2,9%  + 0,8%  + 0,1%  - 0,1%  + 1,7%
Im Jahr 2004 standen in Deutschland 4,7 Arbeitstage mehr als im
Vorjahr zur Verfügung, woraus sich ein Kalendereffekt von + 0,5%-
Punkten ergab. In den vorangegangenen Jahren waren die
kalenderbedingten Änderungen der Wachstumsraten deutlich geringer
ausgefallen. Nach Ausschaltung dieser Kalendereffekte ergeben sich
rechnerisch folgende reale Veränderungsraten für das
Bruttoinlandsprodukt:
1994    1995    1996    1997    1998    1999
  + 2,4%  + 1,8%  + 0,8%  + 1,5%  + 1,7%  + 1,9%
2000    2001    2002    2003    2004
  + 3,1%  + 1,0%  + 0,1%  - 0,1%  + 1,1%
Die Wirtschaftsleistung wurde im Jahresdurchschnitt 2004 von 38,4
Mill. Erwerbstätigen erbracht, das waren 128 000 Personen mehr (+
0,3%) als ein Jahr zuvor. Die Anzahl der Erwerbslosen (in
europäischer Definition) stieg im Jahr 2004 gegenüber dem Vorjahr um
82 000 (+ 2,1%) auf 3,9 Mill. Personen. Der Anteil der Erwerbslosen
an der Gesamtzahl der Erwerbspersonen erhöhte sich leicht von 9,1% im
Jahr 2003 auf 9,3% im Berichtsjahr.
Die Arbeitsproduktivität, gemessen als Bruttoinlandsprodukt in
Preisen von 1995 je Erwerbstätigen, stieg im Jahr 2004 um 1,3%; je
Arbeitsstunde gemessen nahm sie um 1,2% zu. Zu dem etwas geringeren
Anstieg der Stundenproduktivität hat einerseits die vermehrte
Teilzeitbeschäftigung (insbesondere Mini-Jobs) beigetragen; dieser
arbeitszeitvermindernde Effekt wurde jedoch durch die größere Anzahl
der zur Verfügung stehenden Arbeitstage, die weitere Reduzierung des
Krankenstandes sowie die Zunahme der Nebenerwerbstätigkeit mehr als
ausgeglichen.
Auf der Entstehungsseite des Bruttoinlandsprodukts haben im Jahr
2004 alle Wirtschaftsbereiche mit Ausnahme des Baugewerbes positiv
zum Wirtschaftswachstum beigetragen. Den größten Anstieg gab es im
Produzierenden Gewerbe ohne Baugewerbe (+ 4,7%), gefolgt von Land-
und Forstwirtschaft, Fischerei (+ 3,0%), Handel, Gastgewerbe und
Verkehr (+ 2,1%), Finanzierung, Vermietung und
Unternehmensdienstleister (+ 1,6%) sowie öffentliche und private
Dienstleister (+ 0,1%). Dagegen setzte sich der seit 1995 zu
beobachtende Abwärtstrend im Baugewerbe – allerdings nochmals
verlangsamt – auch im Jahr 2004 fort: Die Wirtschaftsleistung ging in
diesem Bereich um 2,4% und damit im fünften Jahr in Folge zurück.
Auf der Verwendungsseite des Bruttoinlandsprodukts nahmen im
Berichtsjahr die Exporte im Zuge des expandierenden Welthandels real
um 8,2% zu, während die Importe lediglich um 5,7% stiegen. Dies ergab
eine Zunahme des realen Exportüberschusses (Außenbeitrag) und damit
einen positiven Wachstumsbeitrag von 1,2%-Punkten. Im Jahr 2003 war
der Exportüberschuss dagegen gesunken und hatte somit negativ zum
Wirtschaftswachstum beigetragen (– 0,6%-Punkte). Dieser negative
Wachstumsimpuls konnte durch die Zunahme der inländischen Verwendung
(+ 0,5%) nicht ausgeglichen werden, was im Jahr 2003 zu einer leicht
rückläufigen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (– 0,1%) geführt
hatte. Auch im Berichtsjahr nahm die inländische Verwendung des
Bruttoinlandsprodukts mit 0,5% vergleichsweise schwach zu. Dabei
haben sich die staatlichen Konsumausgaben erhöht (+ 0,4%), dagegen
gingen die privaten Konsumausgaben zurück (– 0,3%). Die
Bruttoanlageinvestitionen wiesen im Jahr 2004 einen geringeren
Rückgang (– 0,7%) auf als im Vorjahr (– 2,2%). Sowohl in Ausrüstungen
(+ 1,2%) als auch in sonstige Anlagen (+ 2,4%) – vor allem
Computersoftware und Urheberrechte – wurde mehr investiert als im
Jahr 2003. Lediglich die Investitionen in Bauten waren weiterhin
rückläufig (– 2,5%); der Rückgang war jedoch nicht mehr so stark wie
in den drei vorangegangenen Jahren. Der Vorratsabbau fiel deutlich
geringer aus als im Vorjahr, was zu einem positiven Wachstumsbeitrag
der Vorratsveränderungen von 0,7% Punkten führte.
In jeweiligen Preisen erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt im
Jahr 2004 auf 2 178 Mrd. Euro (+ 2,3%). Das nominale
Bruttonationaleinkommen stieg etwas stärker um 2,6% auf 2 169 Mrd.
Euro, da vor allem die an das Ausland geleisteten Vermögenseinkommen
rückläufig waren. Das Volkseinkommen nahm im Jahr 2004 um 3,0% auf 1
616 Mrd. Euro zu. Im Vorjahr war der Anstieg mit 1,1% noch deutlich
geringer gewesen. Bei leicht geringerer Bevölkerungszahl (– 0,0%)
erhöhte sich das Volkseinkommen je Einwohner ebenfalls um 3,0% auf
rund 19 600 Euro. Die beiden Komponenten des Volkseinkommens, das
Arbeitnehmerentgelt sowie die Unternehmens- und Vermögenseinkommen
entwickelten sich sehr unterschiedlich: Während das
Arbeitnehmerentgelt im Berichtsjahr mit 1 132 Mrd. Euro auf dem Stand
des Vorjahres stagnierte, legten die Unternehmens- und
Vermögenseinkommen beachtlich auf 484 Mrd. Euro zu; das war mit 10,7%
die höchste Wachstumsrate seit der Wiedervereinigung. Bereits im
Vorjahr waren die Unternehmens- und Vermögenseinkommen mit 3,5%
wesentlich stärker gestiegen als das Arbeitnehmerentgelt (+ 0,2%).
Die Lohnquote (Anteil des Arbeitnehmerentgeltes am Volkseinkommen)
lag im Jahr 2004 mit 70,1% deutlich unter der des Vorjahres (72,1%).
Die Bruttolöhne und -gehälter beliefen sich 2004 auf rund 911 Mrd.
Euro, das waren lediglich 0,1% mehr als im Vorjahr. Die Nettolöhne
und -gehälter – nach Abzug der Lohnsteuer und der Sozialbeiträge der
Arbeitnehmer – nahmen mit 1,6% deutlich stärker zu, was vor allem auf
die Einkommensteuerreform zurückzuführen ist. Der hieraus
resultierende starke Rückgang der Lohnsteuer der Arbeitnehmer (–
5,7%) übertraf den leichten Anstieg der Sozialbeiträge (+ 0,7%) bei
weitem.
Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte nahm im Jahr 2004
nahezu gleich stark zu (+ 1,3%) wie im Vorjahr und erreichte 1 408
Mrd. Euro. Die privaten Konsumausgaben erhöhten sich im gleichen Maße
(+ 1,3%). Von 1992 bis 2000 hatten die privaten Konsumausgaben in
allen Jahren stärker zugenommen als das verfügbare Einkommen der
privaten Haushalte. In den Jahren 2001 bis 2003 hatte sich dieses
Verhältnis umgekehrt und die Kaufzurückhaltung der privaten Haushalte
hatte wesentlich zu der schwachen Wirtschaftsentwicklung beigetragen.
Die Sparquote erhöhte sich weiter von 10,7% im Jahr 2003 auf 10,9% im
Berichtsjahr und erreichte damit den höchsten Stand seit 1995
(11,2%).
Der Staatssektor wies im Jahr 2004 nach noch vorläufigen
Berechnungen ein Finanzierungsdefizit von 84,5 Mrd. Euro auf; bezogen
auf das Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen sind dies 3,9%.
Der Referenzwert nach dem Maastrichtvertrag liegt bei 3%.
Am 22. Februar 2005 wird das Statistische Bundesamt die VGR-Daten
für das vierte Quartal 2004 veröffentlichen. Auf Grund der dann
vollständigeren Daten wird auch der Finanzierungssaldo des Staates
für die Mitteilung gegenüber der EU überarbeitet.
Die im August 2004 veröffentlichten Ergebnisse für die Jahre 1991
bis 2003 wurden – wie immer zum jetzigen Zeitpunkt – nicht
überarbeitet.
Diese und weitere Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen
Gesamtrechnungen können im Internet (http://www.destatis.de)
abgerufen werden. Außerdem werden in der Fachserie 18
„Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen“, Reihe 1.1 „Erste Ergebnisse
der Inlandsproduktsberechnung“, Bestellnummer 2180110- 04700-1
(Vertriebspartner: SFG-Servicecenter Fachverlage, Part of the
Elsevier Group, Postfach 43 43, 72774 Reutlingen, Telefon: +49 (0)
7071/935350, Telefax: +49 (0) 7071/935335, E-Mail:destatis@s-f-
g.com) tiefer gegliederte Ergebnisse veröffentlicht. Diese
Veröffentlichung ist auch online im Statistik-Shop des Statistischen
Bundesamtes unter http://www.destatis.de/shop kostenfrei erhältlich.
Ende Teil 1 - Tabelle folgt in Teil 2.
ots-Originaltext
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Telefon: (0611) 75-3444
Email: presse@destatis.de

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