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Virtuelles Symposium: Rehabilitation nach Oberschenkelamputation

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Entfaltung des Rehabilitationspotenzials von Patienten nach einer Oberschenkelamputation

Nach einer Oberschenkelamputation ist eine umfassende, multidisziplinäre Rehabilitation für die Mobilität, Unabhängigkeit und Lebensqualität des Patienten unerlässlich. Aber wann soll sie beginnen? Wie lange soll sie dauern? Und wann soll eine Prothese eingeführt werden? Diese kritischen und komplexen Fragen werden weltweit von Rehabilitationsteams diskutiert, die die Ergebnisse nach der Oberschenkelamputation optimieren möchten. Für ein virtuelles Symposium am 12. September 2023 brachte Ottobock drei führende Experten aus dem Bereich Rehabilitation zusammen. Sie berichteten aus ihrer jeweiligen Perspektive, wie sie die Versorgung ihrer Patienten angehen, individualisieren und fördern.

Moderiert von Dipl.-Ing. (FH) Merkur Alimusaj, Leiter der Technischen Orthopädie am Klinikum Heidelberg, nahmen an dem Symposium folgende Experten teil: Dr. Fiona Davie-Smith, Klinische Koordinatorin beim Scottish Specialist Prosthetics Service, Dr. Johannes Schröter, Ärztlicher Direktor bei MEDIAN Unternehmensgruppe BV & Co. KG, und Hanna Löwén (MSc), Physiotherapeutin bei Aktiv Ortopedteknik aus Schweden. Mehrere hundert Interessierte aus der ganzen Welt meldeten sich für das Online-Event an, um zu erfahren, wie die Rehabilitationsergebnisse von Patienten optimiert werden können.

Kleine Schritte mit erhebliche Auswirkungen

Dr. Davie-Smith und ihre Kollegen und Kolleginnen arbeiten in einer der besten Rehabilitationseinrichtungen des NHS und spielen eine entscheidende Rolle bei der Anpassung von geeigneten Prothesen. Doch so individuell die Bedürfnisse eines jeden Patienten sind, so oft steht das Team in der postoperativen Rehabilitation vor der gleichen Frage: Bestimmt die endgültige Prothese das funktionelle Ergebnis eines Patienten? Oder sollte die Auswahl von der funktionellen Leistungsfähigkeit des Patienten abhängen?

Nach Ansicht von Dr. Davie-Smith lautet die Antwort häufig „sowohl als auch“ – vor allem dann, wenn der Patient ein Kandidat für ein mechatronisches Kniegelenk ist. Die Verpflichtung, die Rehabilitationsschritte kontinuierlich und inkrementell durchzuführen, kann Patienten helfen, die Fähigkeiten zu erlangen, die sie für ein mechatronisches Kniegelenk benötigen. Gleichzeitig kann ein mechatronisches Kniegelenk selbst noch wirkungsvollere Ergebnisse entfalten.

Das Team von Dr. Davie-Smith verbringt nach einer Oberschenkelamputation im Durchschnitt 8 bis 9 Wochen mit den Amputierten, bevor eine erste Anprobe der Prothese stattfindet. Laut Dr. Davie-Smith, beginnen Patienten normalerweise, ihre Beweglichkeit mit einem Trainingsbein wieder aufzubauen, bevor sie ihre erste Prothese erhalten. Aber, so stellt sie fest, die Patienten müssen unabhängig von ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit und Motivation mit dem mechatronischen Kniegelenk beginnen. Nach ihrer Erfahrung kann dieser mehrstufige Ansatz für Patienten oft eine Herausforderung und für Kliniker ineffizient sein: Anwender müssen ihre Gehfähigkeiten auf zwei verschiedenen Prothesenformen erlernen und neu erlernen, und das Rehabilitationsteam muss möglicherweise viele Trainingsprozesse wiederholen, wenn ein Patient später von einer mechanischen zu einer mechatronischen Knieprothese wechselt.

Ist ein Patient ein guter Kandidat für eine mechatronische Knieprothese, dann ist es das Ziel von Dr. Davie-Smith, diesen so früh wie möglich, idealerweise innerhalb von 12 Monaten oder weniger nach der Oberschenkelamputation, auf eine mechatronisches Kniegelenk umzustellen. Je früher Patienten ein mechatronisches Kniegelenk angepasst wird, desto eher können sie neue Stufen ihrer funktionellen Fähigkeiten erklimmen – und gleichzeitig den Zeitaufwand der Kliniker für das erneute Training auf ein Minimum reduzieren.

Nachweise für den Wert der frühzeitigen funktionellen Rehabilitation erbringen

In der Rehabilitationseinrichtung von MEDIAN in Deutschland werden Dr. Schröter und sein Team oft mit einer großen Einschränkung durch die Krankenkassen konfrontiert: Sie übernehmen in der Regel nur drei Wochen stationäre Rehabilitation nach der Oberschenkelamputation. Seiner Ansicht nach ist dies für die meisten Patienten oft das absolute Minimum. Viele benötigen häufig sechs Wochen oder länger, um wieder genügend Beweglichkeit für eine Entlassung aufzubauen.

Um diese klinische/finanzielle Diskrepanz zu überwinden, haben Dr. Schröter und sein Team kürzlich eine neue Studie gestartet, die die Auswirkungen einer verlängerten Rehabilitation und einer frühzeitigen Anpassung eines mechatronischen Kniegelenks aufzeigen.

In Kooperation mit Ottobock wird derzeit ihre „Beobachtungsstudie zur frühen Rehabilitation nach Oberschenkelamputation bei mäßig aktiven Patienten“ (Observational Study on Early Rehabilitation After Transfemoral Amputation in Moderately Active Patients) durchgeführt. Sie vergleicht die Ergebnisse (PLUS-M nach Angaben der Patienten) 24 Wochen nach:

  • entweder 6-8 Wochen stationärer Rehabilitation vor Beginn des Gebrauchs eines mechatronischen Kniegelenks Kenevo (Studiengruppe)
  • oder 3–4 Wochen stationärer Rehabilitation vor Beginn des Gebrauchs eines von vielen mechatronischen Kniegelenken (Kontrollgruppe)

Die Studie wird auch eine Reihe weiterer wertvoller sekundärer Ergebnisse bewerten, darunter der Locomotor Capabilities Index (LCI) 5, EQ5D-5 L, RNLI, Barthel-Index, Stürze und Informationen zu Stürzen, TUG, 2/6 MWT und AMP-PRO.

Die Zwischenergebnisse sind bereits vielversprechend:

  • Patienten, die vor der Kenevo-Anpassung 6–8 Wochen lang eine Rehabilitation erhalten hatten, berichteten über eine verbesserte Beweglichkeit an allen bisher untersuchten Zeitpunkten.
  • Verglichen mit der Kontrollgruppe berichtete die Studiengruppe auch über eine deutliche Verbesserung der LCI-Scores, der Lebensqualität und der Sturzangst.
  • Die Studiengruppe tendiert auch zu einer wesentlich geringeren Anzahl an Stürzen und Stürzen mit Verletzungen.

Dr. Schröter und sein Team hoffen, dass mit zunehmender Menge von Studiendaten der Nachweis für die Machbarkeit und den Nutzen dieses Ansatzes weiter untermauert wird.

Therapeutische Herausforderungen nach einer Oberschenkelamputation meistern

Für Hanna Löwén und ihr Team der Aktiv Ortopedteknik stellt die Steigerung der Lebensqualität, der Unabhängigkeit und der körperlichen Aktivität der Patienten das oberste Ziel der Rehabilitation nach Oberschenkelamputation dar.

Eine Reihe körperlicher Herausforderungen können diesem Ziel jedoch im Wege stehen, insbesondere für Patienten, die älter, geschwächt und polymorbid sind. Das Ziel von Hanna Löwén und ihrem Team ist es, diese Patienten so früh wie möglich zu mobilisieren – ein Ansatz, der nachweislich sowohl Komplikationen als auch die Mortalität reduziert.(1) Zunächst konzentrieren sie sich darauf, den Patienten zu helfen, ihr Gleichgewicht zu verbessern und Selbständigkeitskompetenzen ohne Prothese zu entwickeln – grundlegende Fähigkeiten, die während des gesamten Rehabilitationsprozesses aufgebaut werden können.

Gleichzeitig müssen Physiotherapeuten den Patienten helfen, eine Reihe psychischer Herausforderungen zu meistern. Viele Patienten benötigen Hilfe, um eine neue Realität zu akzeptieren: körperliche Veränderungen, Veränderungen des Selbstbilds, komplexe Gesundheitssysteme und vieles mehr. Klare, realistische Zielvorgaben sind dafür unerlässlich. Wenn Patienten verstehen, was vor ihnen liegt und wie sie lange Prozesse in überschaubare Schritte aufteilen können, fällt es ihnen oft leichter, sich anzupassen.

Sind die Patienten für eine Prothese bereit, müssen sie sowohl die körperlichen als auch die mentalen Fähigkeiten haben, die für die Prothese erforderlich sind, vor allem für die vielen komplexen Transfermomente des Alltags. Während die meisten Patienten diese Fähigkeiten zunächst auf einem mechanischen Knie aufbauen, hofft Hanna Löwén normalerweise, dass ihre Patienten ein mechatronisches Kniegelenk bekommen. Sie weist darauf hin, dass diese fortschrittlicheren Gelenke die mentalen Anforderungen des Gehens auf einer Prothese erheblich reduzieren können.

Blick in die Zukunft: Kontinuierliche Weiterentwicklung der Versorgung nach einer Oberschenkelamputation

Abschließend fügte Dipl.-Ing. Merkur Alimusaj hinzu, dass Experten wie diese Redner Teil der laufenden weltweiten Bemühungen sind, die Rehabilitationsergebnisse für oberschenkelamputierte Menschen kontinuierlich zu verbessern und dass Erkenntnisse und Diskussionen wie diese ein entscheidendes Merkmal dieses Prozesses sind.

Mit neuen Best Practices, Nachweisen und Technologien am Horizont können sich Patienten heute und morgen auf eine kontinuierliche Verbesserung ihrer Versorgung freuen. Und mit Spezialisten wie diesen, die diese Entwicklung anführen, können wir darauf vertrauen, dass dieser Prozess rigoros, wirkungsvoll und auf die sinnvollsten Ergebnisse ausgerichtet ist.

(1) Hjertmundrud V, Tange Kristensen M. 2020. Det som skrives gjors litt oftere. Fysioterapeuten. 12.10.2020

Über Ottobock
Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität entwickelt Ottobock seit über 100 Jahren innovative Versorgungslösungen. Als „Human Empowerment Company“ stärkt Ottobock Bewegungsfreiheit, Lebensqualität und Unabhängigkeit. Dahinter stehen über 9.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mit Innovationskraft, herausragenden technischen Lösungen und Services aus den Bereichen Prothetik, Orthetik, NeuroMobility und Patient Care befähigen sie Menschen in 135 Ländern, ihr Leben so zu leben, wie sie es wollen. Als Weltmarktführer in der tragbaren menschlichen Bionik setzt das 1919 gegründete Unternehmen immer wieder neue Standards und treibt die Digitalisierung der Branche voran – gemeinsam mit seinen Partnern, den Sanitätshäusern, sowie internationalen Forschungsinstitutionen. Die Expertise in der Biomechanik überträgt Ottobock seit 2018 auf Exoskelette für ergonomische Arbeitsplätze. Die internationalen Aktivitäten des Unternehmens werden vom Hauptsitz in Duderstadt (Niedersachsen) aus koordiniert. Seit 1988 unterstützt Ottobock die Paralympischen Spiele durch sein technisches Know-how.
Gesa Liss
Public Relations Managerin
Corporate Communications
Ottobock SE & Co. KGaA
Prenzlauer Allee 242 | 10405 Berlin | Germany
M +49 151 4416 1837 
gesa.liss@ottobock.com 
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