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Rheinische Post: Ex-"Bild"-Chef Tiedje nimmt Schröder in Schutz

Düsseldorf (ots)

Der Kommunikations-Manager und frühere
Chefredakteur von "Bild"
und "Bunte", Hans-Hermann Tiedje, hat Ex-Bundeskanzler Gerhard 
Schröder gegen Kritik wegen seines geplanten Wechsels an die 
Aufsichtsratsspitze einer Gasprom-Tochter in Schutz genommen. "Ich 
halte die aktuelle Aufregung für überzogen", sagte Tiedje der 
"Rheinischen Post" (Mittwochausgabe). "Sie passt zur deutschen 
Neidgesellschaft: Ohne dass die Leute irgendetwas Konkretes wissen, 
werfen sie Schröder vor, sich die Taschen vollzustopfen." Der Schritt
sei "sicher ungewöhnlich, und der SPD mag er einen Bärendienst 
erweisen", sagte Tiedje weiter. "Aber etwas Unanständiges vermag ich 
im Moment daran nicht zu erkennen. Und außerdem nutzt es offenbar 
Deutschland." Er glaube "in diesem Fall Herrn Schröder, dass die 
Einzelheiten noch gar nicht feststehen. Das Unternehmen steht ja erst
ganz am Anfang".
Das Interview im Wortlaut:
Lobbyist für einen Medienkonzern, Aufsichtsratschef einer 
Gaspipelinefirma finden Sie in Ordnung, was unser Ex-Kanzler da 
macht?
Tiedje: Das ist sicher ungewöhnlich, und der SPD mag er einen 
Bärendienst erweisen. Aber etwas Unanständiges vermag ich im Moment 
daran nicht zu erkennen. Und es nutzt offenbar Deutschland.
Sie finden den nahtlosen Wechsel vom Kanzleramt auf den 
Aufsichtsratspsoten eines russisch dominierten Joint-Ventures also in
Ordnung?
Tiedje: Ich halte die aktuelle Aufregung für überzogen. Sie passt zur
deutschen Neidgesellschaft: Ohne dass die Leute irgendetwas Konkretes
wissen, werfen sie Schröder vor, sich die Taschen vollzustopfen.
Haben wir nicht ein Recht zu erfahren, was unser Ex-Kanzler 
verdient?
Tiedje: Ja, natürlich. Ich glaube aber in diesem Fall Herrn Schröder,
dass die Einzelheiten noch gar nicht feststehen. Das Unternehmen 
steht ja erst ganz am Anfang.
Dieses Beratungs-Business ist legal  aber auch moralisch 
einwandfrei?
Tiedje: Ja, das ist es. Die Türkei ist ein gutes Beispiel. Wir hatten
zwei Jahre lang bis 2003 den Auftrag der Regierung, den Weg des 
Landes in die Europäische Union zu begleiten.
Also klassische Lobbyarbeit . . .
Tiedje: ... im Gegenteil, als klassische Kommunikationsberatung. Wir 
haben der Regierung in Ankara massiv empfohlen, offensiv 
Öffentlichkeitsarbeit zu machen und darüber hinaus die eigenen 
Gesetze schnell denen der EU anzupassen. Wir erklären hingegen keinem
Politiker, wie er die Türkei einzuschätzen hat.
Wo liegt der Nutzen von Ex-Politikern als "Berater" für die 
Allgemeinheit?
Tiedje: Wichtig für eine florierende Wirtschaft ist, dass sich viele 
Leute persönlich kennen. Nur dann entwickeln sich neue Ideen und 
Projekte. Manche Menschen sind gut verdrahtet, andere gar nicht. Da 
bleibt einer auf einer tollen Idee sitzen, nur weil er nicht vernetzt
ist. Die Überbrückung dieser Lücke ist, unter anderem, unsere 
Aufgabe.

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Rheinische Post
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Telefon: (0211) 505-2303

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