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Weser-Kurier: Kommentar zur Einführung der Torlinien-Technik

Bremen (ots)

Das mit dem Fußball ist eine ernste Sache. So ernst, dass seine Regeln, erstmals durch den englischen Verband im Jahr 1863 festgelegt, wie in Stein gemeißelt sind. Sie antasten zu wollen, erforderte stets beides: Mut und Beharrlichkeit. Erst neunmal ist das überhaupt gelungen - in den ganzen 149 Jahren seither, wohlgemerkt. Vor diesem Hintergrund lässt sich ein wenig besser einordnen, was gestern geschehen ist. Das, was das International Football Association Board mit Regeländerung Nummer zehn, der Einführung der Torlinien-Technik, beschlossen hat, ist nicht weniger als eine kleine Revolution. Denn diese Änderung geht weit über das hinaus, was in früheren Zeiten beschlossen wurde: etwa die Einführung des Elfmeters (1891), von Auswechslungen zunächst nur im Verletzungsfall (1958), der Gelben und Roten Karten (1970). All das berührte und veränderte das Spiel, doch die Entscheidungen darüber lagen stets beim Menschen. Nun aber gibt der Fußball die wichtigste aller Fragen - die, ob ein Ball im Tor war oder eben nicht - im Zweifelsfall an die Technik ab. Und das ist nicht nur gut so. Es ist längst überfällig. Überfällig, weil die Tatsachen-Entscheidung des Schiedsrichters zwar einerseits zum Reiz des Spiels beiträgt, andererseits aber ein Anachronismus ist - gerade in den maßgeblichen, spielentscheidenden Situationen. Denn solche Szenen werden für den Fernsehzuschauer längst x-fach in Super-Zeitlupe seziert, immer und immer wieder. Und nur der Unparteiische soll sich bei seiner Entscheidung darauf verlassen müssen, was er gesehen hat? Oder eben nicht gesehen hat? Das ist absurd in einer Branche, in der es, nicht zu vergessen, inzwischen um viel, sehr viel Geld geht. Andere schnelle - und nicht weniger traditionelle - Sportarten wie Tennis oder Eishockey sind längst darüber hinaus, den Schiedsrichter in jenem Moment allein zu lassen und möglicherweise beißendem Hohn auszusetzen, da er an die Grenzen der menschlicher Wahrnehmung stößt. Der Fußball hat - immer vorausgesetzt, die Technik funktioniert einwandfrei - gut daran getan, auch endlich den Schritt in die Neuzeit zu wagen. Zehn Regeländerungen in 149 Jahren, das ist auch für eine ernste Sache durchaus zu verkraften.

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