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Börsen-Zeitung: Schöner anonymer Schein, Kommentar von Angela Wefers zur geplanten Einführung der Abgeltungsteuer auf Kapitalerträge

Frankfurt (ots)

Mit der Einführung der Abgeltungssteuer auf
Kapitalerträge sind zahlreiche Erwartungen verbunden. 
Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hofft, den Kapitalabfluss ins 
Ausland zu stoppen. Mit einer moderaten Steuer - an der Quelle 
erhoben mit einheitlichem Satz und abgeltender Wirkung - sollen 
Anleger dazu bewegt werden, ihre Kapitalerträge in Deutschland zu 
besteuern. Für den Fiskus sollen langfristig dabei zusätzliche 
Einnahmen herausspringen.
Die Kreditwirtschaft macht sich schon lange für eine 
Abgeltungssteuer stark. Sie erhofft sich davon eine deutliche 
Vereinfachung im aufwendigen Ausweis der Kapitalerträge ihrer Kunden.
Für die meisten Steuerpflichtigen wäre es herrlich, wenn ihre Bank 
oder Sparkasse für sie alles regeln könnte. Die um die Steuer 
dezimierten Kapitalerträge landen auf dem Konto. Das Finanzamt bleibt
außen vor. Die Jahressteuerbescheinigungen der Kreditinstitute mit 
detaillierten Auflistungen von Bruchstücksbeträgen nach Art und 
Herkunft der Mittel gehörten damit der Vergangenheit an. Das 
Kontenabrufverfahren, die Ausforschung der Bürger durch den Staat, 
die das ohnehin lädierte Bankgeheimnis noch stärker aushöhlt, wäre 
obsolet.
So weit der schöne Schein. Die Realität sieht auch nach Einführung
der Abgeltungssteuer anders aus. Der Weg in die bequemere Anonymität,
die viele Steuerpflichtige erhofft haben mögen, wird nur für manche 
gangbar sein. Nur wer keine Spenden oder außergewöhnlichen 
Belastungen steuerlich geltend machen will, kommt um die minutiöse 
Deklarierung seiner Kapitalerträge beim Finanzamt herum. Es wäre eine
groteske Reform, wenn Anleger nun weniger spendeten, nur um abgelten 
zu können.
Die Kreditwirtschaft muss damit weiter detaillierte Angaben über 
die Kapitalerträge nachhalten. Obendrein schwebt weiterhin das 
Kontenabrufverfahren über den Steuerpflichtigen. Neben den Fällen, in
denen staatliche Transferleistungen in Anspruch genommen werden, sind
alle betroffen, die Kapitalerträge in der Steuererklärung angeben. 
Steinbrück bedauert, dass nicht schon sein Vorgänger Hans Eichel die 
Amnestie für ausländisches Schwarzgeld mit der Abgeltungssteuer 
verbunden hat. Die Eichel-Amnestie war ein Flop. Die 
Steinbrück-Variante der Abgeltungssteuer wird auch kein 
Erfolgsmodell, denn so konzipiert, erreicht sie wohl kaum breite 
Akzeptanz.
(Börsen-Zeitung, 30.5.2007)

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