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Boersen-Zeitung: Die Quittung, Kommentar von Frank Bremser zu den heftigen Schwankungen an den Aktienmärkten

Frankfurt (ots)

Der Blick auf die Aktienmärkte verlangt momentan
einen gewissen Fatalismus. Innerhalb eines Tages geht's nach oben, 
aber dann wieder steil bergab. Vorhersagbar ist die Entwicklung 
nicht, denn fundamentale Gründe fehlen.
Aber eines hat sich deutlich herauskristallisiert. Kräftig nach 
unten geht es derzeit vor allem für diejenigen Märkte, die in der 
jüngsten Zeit überproportional zugelegt haben. Und das sind nicht nur
Aktienmärkte. Betroffen sind etwa auch die Industriemetalle, deren 
Preise sich seit Jahresbeginn teilweise fast verdoppelt haben.
Ursache der heftigen Schwankungen ist die überbordende Liquidität,
die vor allem aus den USA in die Märkte geströmt ist. Hier haben sich
zum Teil neue Adressen positioniert, die riesige Mittel unterbringen 
wollen und müssen. Aufgrund der weltweiten Niedrigzinspolitik haben 
sich viele Marktteilnehmer stark kreditfinanziert, was in hohem 
Leverage resultiert. Schon geringste Veränderungen des Umfelds 
bewegen gewaltige Geldsummen und können damit eine Rally, aber eben 
auch einen Kurssturz in den überhitzten Märkten auslösen. Faktoren 
wie Zinsängste oder Inflationssorgen sind in einer solchen Situation 
letztlich nur die Tropfen, die das Fass zum Überlaufen bringen. Auch 
hat sich einmal mehr bestätigt, dass ein Wechsel an der Spitze der 
US-Notenbank zu hoher Volatilität an den Märkten führt. Dass auch 
noch der US-Finanzminister ausgewechselt wird, hat sicherlich 
ebenfalls nicht beruhigend gewirkt.
Fundamentaldaten spielen in einem solchen Umfeld an den 
Aktienmärkten eine untergeordnete Rolle. Dabei läuft die 
Weltkonjunktur bislang gut, und es gibt auch von Unternehmensseite 
zurzeit kein Sperrfeuer für die Kurse. Die Firmen beeindrucken immer 
noch mit guten Ergebnissen. Und das sich weiter drehende 
Fusionskarussell sollte die Kurse eher stützen als schwächen.
Eine Korrektur am Aktienmarkt, an dem eine liquiditätsgetriebene 
Mini-Bubble stattgefunden hat, war überfällig. Die Bewertungen haben 
wieder ein relativ moderates Niveau erreicht, der Dax hat wieder zu 
seinem langfristigen Aufwärtstrend zurückgefunden. Der Warnschuss der
vergangenen Tage ist anscheinend angekommen. Riesige Summen in 
vergleichsweise enge Assetklassen einzuschießen ist äußerst riskant. 
Denn die Quittung kommt bestimmt - und zwar heftig.
(Börsen-Zeitung, 1.6.2006)

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