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Boersen-Zeitung: Industrie an der Spritze, Kommentar von Ulli Gericke zur Großinvestition des US-Chipproduzenten AMD in Dresden

Frankfurt (ots)

Die AEG schließt ihr Hausgerätewerk in Nürnberg.
VW bessert bei den Abfindungsprämien nach, um sich schneller von 
bisherigen Mitarbeitern trennen zu können - nachdem auch andere 
namhafte Autoproduzenten scharfe Schnitte in die Personaldecke 
angekündigt hatten. Zugleich scheinen Großinvestitionen nur noch 
jenseits der Grenzen machbar zu sein, wird von dem 120 Mill. Euro 
teuren Ausbau bei Porsche in Leipzig für die neue, vierte 
Modellreihe, das Sport-Coupé Panamera, mal abgesehen.
In einem solch trüben Umfeld strahlt die 2,5 Mrd. Dollar schwere 
Investition des US-Chipproduzenten AMD umso heller. Damit stockt der 
Intel-Konkurrent seine Investitionen in Dresden auf gut 8 Mrd. Dollar
auf, seitdem er vor bald zehn Jahren den Bau der ersten Fabrik für 
Athlon-Prozessoren gestartet hatte. Inzwischen arbeiten rund 2800 
AMD-Beschäftigte im sächsischen "Silicon Valley" - in dem weitere gut
8000 bei Infineon, Qimonda, ZMD und den benachbarten Siltronic- und 
Solarworld-Werken tätig sind. Kein Zweifel, mit der Ansiedelung 
großer Adressen hat die sächsische Landesregierung einen ihrer 
größten und am weitesten strahlenden "Leuchttürme" errichtet. Dafür 
haben die freistaatlichen Politiker gut 1 Mrd. Euro allein für 
Zuschüsse für die Mikroelektronik zur Verfügung gestellt, mit denen 
die umfangreichen Investitionen angeschoben wurden.
Grob geschätzt - konkrete Zahlen verweigern die Beteiligten - 
dürfte AMD für seine neue Investition reichlich 260 Mill. Euro (oder 
gut 310 Mill. Dollar) als gesetzlich einklagbare Investitionszulage 
erhalten. Dafür modernisieren die Amerikaner ihre inzwischen 
veraltete Fertigung in ihrer ersten "Fab", wo Prozessoren immer noch 
auf Waferscheiben mit einem Durchmesser von 200 Millimetern 
aufgebracht werden. Die mittlerweile übliche Technologie nutzt 
300-mm-Scheiben, auf denen gut doppelt so viele Prozessoren Platz 
finden.
Unterbliebe die jetzt bekannt gegebene Modernisierung, müsste AMD 
die Produktion in ihrer ersten Fabrik in Kürze schließen, weil sie 
unrentabel wird. In dieser Branche sind die Innovationszyklen kurz. 
Ob eine schlichte Modernisierung aber genauso gefördert werden soll 
wie eine Neuansiedelung, ist mehr als fraglich. Aber ohne Zuschüsse 
investiert die offensichtlich danach süchtig gewordene Industrie 
nicht mehr - und der Staat ist dadurch erpressbar geworden.
(Börsen-Zeitung, 30.5.2006)

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