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Börsen-Zeitung: Bemühter Schulterschluss, Kommentar von Peter Olsen zum Auftreten des VW-Chefs Bernd Pischetsrieder auf der Bilanzpressekonferenz

Frankfurt (ots)

Bernd Pischetsrieder lässt keinen Zweifel daran
aufkommen, wer beim Wolfsburger Automobilkonzern das Steuer in der
Hand hält. Am Volant des schwarzen Volkswagen-Multivans, mit dem der
gesamte Vorstand zur Bilanzpressekonferenz kutschiert wurde, saß der
amtierende Vorstandschef höchstselbst.
Auf das bei VW übliche Bad in der Journalistenmenge vor Beginn der
Pressekonferenz verzichtet der VW-Chef aber, ein paar Schnappschüsse
für die Fotografen Arm in Arm mit seinem – vermeintlichen oder
tatsächlichen – Rivalen Martin Winterkorn von Audi, das musste
reichen, um nicht zu direkt auf die Sticheleien von Amtsvorgänger und
Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch eingehen zu müssen.
Pischetsrieder bemühte sich um die Darbietung eines Höchstmaßes an
Normalität, die es ja nach den Attacken nicht geben konnte, und
suchte demonstrativ den Schulterschluss mit seinen Vorstandskollegen.
Die gemeinsame Aufgabe, die Kernmarke VW und damit den gesamten
Volkswagen-Konzern mit tiefgreifender Restrukturierung exportfähig
und für alle Marktunbilden wetterfest zu machen, sei nur erfolgreich
zu bewältigen, wenn alle an einem Strang zögen. „Wir sind uns alle
einig, dass wir uns nicht auseinander dividieren lassen.“ Und ganz
persönlich zur Frage der Verlängerung seines Vorstandsmandates hielt
sich Pischetsrieder mit offener Kritik an seinem AR-Chef zurück.
Diese Diskussion gehöre nicht in die Öffentlichkeit, sondern in den
Aufsichtsrat.
Die von diesen Aussagen ausgehenden Signale an die Investoren sind
zwiespältig. Positiv kann gewertet werden, dass sich der
Gesamtvorstand zu der notwendigen Restrukturierung bekennt. Und der
angebliche Piëch-Getreue Winterkorn hat sich in diese gemeinsame
Pflicht nehmen lassen. Damit bleibt die Turnaround-Story VW intakt,
die der Aktie in den vergangenen Monaten einen deutlichen
Aufwärtsschub gegeben hat.
Das Schicksal Pischetsrieders aber ist ungewiss, obschon er selbst
betonte, Piëch habe ihm gegenüber erklärt, sich für seine
Vertragsverlängerung einzusetzen. Dass man ein Unternehmen wie VW
nicht gegen, sondern nur im Einvernehmen mit der Belegschaft führen
kann, die Beschäftigten also von der Notwendigkeit schmerzhafter
Einschnitte überzeugt werden müssen, daran lässt auch Pischetsrieder
keinen Zweifel. Ob das aber Piëch reicht?
(Börsen-Zeitung, 8.3.2006)

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