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Börsen-Zeitung: Linde in voller Blüte, Kommentar von Daniel Schauber zur Übernahme des britischen Gasekonkurrenten BOC durch Linde

Frankfurt (ots)

Es ist ein Triumph auf ganzer Linie für
Linde-Vorstandschef Wolfgang Reitzle. Der Wiesbadener Gase- und
Gabelstaplerhersteller trumpft mit der Übernahme des größeren
britischen Gasekonkurrenten BOC auf und wird vor Air Liquide zum
größten Industriegasehersteller der Welt. Und als Begleitmusik zu
diesem Paukenschlag – das sollte in dem ganzen Übernahmegetöse nicht
völlig untergehen – hat Reitzle zum Wochenauftakt eine grundsolide
Bilanz mit Rekordzahlen für 2005 vorgelegt.
Das alles ist ganz nach dem Geschmack der Anleger, die die Linde-
Aktie am Montag um bis zu 8% in den Himmel hoben. Mit 70,79 Euro
erreichte das Papier fast sein Rekordhoch aus dem Jahr 1997. Trotz
des hohen Übernahmepreises von 12,4 Mrd. Euro lässt sich an dem
Zusammenschluss auch mit der Lupe kaum Negatives finden. Beide
Unternehmen ergänzen sich perfekt. Das wird bei Übernahmen freilich
immer behauptet, bei Linde und BOC ist diese Ansicht aber – im
Gegensatz zu anderen „Traumhochzeiten, die im Himmel geschlossen
wurden“ – unumstritten. Die Spatzen pfeifen seit Jahren von den
Dächern, dass Linde und BOC ein Traumpaar wären. Dass nun tatsächlich
unter Lindes Führung zusammenwachsen kann, was füreinander bestimmt
scheint, ist das Ergebnis perfekten Timings. Als Reitzle im
Depressionsjahr 2003 in Wiesbaden auf dem Chefsessel Platz nahm, wäre
eine Fusion nur unter Führung von BOC möglich gewesen. Doch Reitzle
hat – mit dem heißen Atem der Großaktionäre Deutsche Bank,
Commerzbank und Allianz im Nacken – beim Schuldenabbau Dampf gemacht,
Kosten gesenkt, unrentable Teile (vor allem die Kältetechnik)
abgestoßen und so den Aktienkurs verdoppelt. Und in dem Moment, als
die Übernahme der größeren BOC mit einer aggressiven Finanzierung aus
Eigenkapital, Überbrückungskredit, Hybridkapital und Firmenverkäufen
in Reichweite geriet, hat er blitzschnell zugeschlagen.
Reitzles Erfolgsbilanz bei Linde macht den Anlegern Mut, dass der
Traumhochzeit eine harmonische und fruchtbare Ehe folgt. Bleibt der
Firmensitz in Deutschland, wovon auszugehen ist, behält der Konzern
auch seinen Platz im Dax. Wenn Linde dann, gestärkt durch die
Übernahme und ohne Konglomeratsabschlag, bald als reiner Gaseanbieter
in voller Blüte steht, dürften schließlich auch die Großaktionäre
ihren Ausstieg besiegeln.
(Börsen-Zeitung, 7.3.2006)

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