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Börsen-Zeitung: Mehr als ein Bankenskandal, Kommentar zu AHBR von Bernd Wittkowski

Frankfurt (ots)

Im Frankfurter Westend spielt zurzeit der
zweitgrößte Bankenskandal der deutschen Nachkriegsgeschichte nach dem
auf Kosten der Steuerzahler bereinigten Fall Bankgesellschaft Berlin:
AHBR. Herstatt, Schröder, Münchmeyer, Hengst & Co. oder SchmidtBank
sind geradezu Quisquilien gegen diese Hypothekenbank, die im noblen
Banken- und Versicherungsviertel residiert, der aber in Finanz- und
Aufsichtskreisen traditionell der Ruf einer „Zockerbude“ vorauseilt.
Schon zu AHB-Zeiten, lange vor der Fusion mit Rheinboden, war das
Spiel „Aus kurz mach’ lang“ bei der Gewerkschaftsbank schief gegangen
und hatte hohen Schaden angerichtet. Was die Folgen der jüngsten
Fehlspekulation angeht, verliert man fast den Überblick, wie viele
Milliarden Euro verbrannt wurden: Stücker drei sind erkennbar. Die
abenteuerlichen Vorgänge sind auch ein Gewerkschaftsskandal, denn
nicht zuletzt die Mitglieder von IG Metall, Verdi & Co. waren es, die
mit ihren Beiträgen für die Verluste einstehen und die Pleite
abwenden mussten.
Inzwischen droht sich der Fall auch zu einem Lone-Star-Skandal
auszuweiten. Der US-Finanzinvestor als neuer Eigentümer der AHBR
scheint sich bisweilen aufzuführen wie die Axt im texanischen Walde.
Manche Geschäftspartner, Beschäftigte und interessierte Kreise aus
dem Umfeld der Bank wollen seit dem Gesellschafterwechsel einen
Wandel auch der Umgangsformen wahrgenommen haben. Zu den
„brutalstmöglichen Methoden“, die Lone Star nachgesagt werden, passt
der Versuch, Sanierung und Neuausrichtung in hohem Maße zulasten der
still Beteiligten und Genussscheininhaber durchzuziehen – was nun
heftigen Widerstand provoziert (vgl. BZ vom 7. Februar).
Von außen sieht es so aus, als habe AHBR-Chef Karsten von Köller,
zugleich hiesiger Statthalter von Lone Star, übersehen, dass der
forsch angekündigte Umbau der Bank der Zustimmung der stillen
Kapitalgeber bedarf. Und warum muss das bilanzielle Großreinemachen
plötzlich in einem Akt durchgezogen werden, nachdem die Miesen bisher
auf der Zeitschiene abgearbeitet werden sollten? Um das Eigenkapital
zu vernichten und die stillen Einleger und Genussscheininhaber zur
Kasse zu bitten? Wenn die drastischen Wertkorrekturen so nötig sind,
waren sie für die Wirtschaftsprüfer nicht viel früher absehbar? Auch
Deloitte & Touche gerät zunehmend in Erklärungsnot.

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