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Börsen-Zeitung: Kommentar von Heidi Rohde zum abgelehnten Fusionsvorhaben von Kabel Deutschland (KDG): Kabelsalat

Frankfurt (ots)

Nun haben wir – erneut – den Salat. Mit der
zweiten Abfuhr des Bundeskartellamts an einen potenziellen
Kabelriesen wird die Konsolidierung der deutschen Kabelgesellschaften
zumindest als großer Wurf wohl auf der Strecke bleiben. Obwohl sich
alle Beteiligten bemüht haben, das Fusionsvorhaben von Kabel
Deutschland (KDG) mit kleineren Wettbewerbern als völlig anders
gelagerten Fall als die einst von Liberty Media geplante Übernahme
des Telekom- Kabels darzustellen, drängen sich im Urteil des
Kartellamts doch entscheidende Parallelen auf.
Nicht wegzudiskutieren ist die marktbeherrschende Stellung, die
KDG heute schon auf dem Markt für die Programmeinspeisung hat und die
durch die Fusion mit den bisherigen Konkurrenten naturgemäß verstärkt
würde. In diesem Punkt gehen die wettbewerbspolitischen Bedenken
sogar noch über den Fall „Liberty“ hinaus, denn die Marktmacht des
US-Konzerns erstreckte sich nur auf die KDG in ihrer heutigen Größe.
Allerdings kam bei Liberty hinzu, dass das Unternehmen selbst
zugleich Programmanbieter gewesen wäre, eine Rolle, die KDG von sich
weist.
Allerdings ist auch hier die Sorge der Kartellwächter, dass der
neue Kabelriese in der Lage wäre, mittels der eigenen digitalen
Plattform auch Programminhalte, zumindest im Pay-TV, zu beeinflussen.
Wie im Falle Liberty ist daher die so genannte „Abwägungsklausel“
entscheidend, und auch da neigt sich die Waage des Kartellamts
zuungunsten eines Kabelriesen. Die Behörde sieht keinen Beweis dafür,
dass der technische Fortschritt in einem stärker wettbewerblich
geprägten Kabelmarkt langsamer vorankäme.
Die Wirtschaftgeschichte lehrt in der Tat das Gegenteil.
Allerdings sind in Bezug auf den deutschen Kabelmarkt immerhin
Zweifel angebracht. Die technische Aufrüstung des Kabels für
Telefonie und Internetzugang, die aus wettbewerbspolitischer Sicht
erwünscht ist, um die Vorherrschaft der Deutschen Telekom auf diesem
Markt wirksam zu attackieren, erfordert hohe Summen. Diese sind von
den kleineren Kabelunternehmen schwer darzustellen. Zum einen halten
sich Kapitalgeber angesichts der in der Branche bereits versenkten
Milliarden zurück. Zum anderen sind die Kabelfirmen alle in der Hand
von renditeorientierten Private-Equity-Investoren. Diese werden cash-
flow-fressende Investitionen kaum forcieren. Dies gilt zwar auch für
eine große Kabel Deutschland. Jedoch käme diese über Skaleneffekte zu
vermutlich günstigeren Finanzierungskonditionen. Der große Wurf mag
nicht zwingend sein zur Weiterentwicklung des Kabels, aber ohne
nennenswerte Konsolidierung wird es wohl auch nicht gehen.
(Börsen-Zeitung, 25.8.2004)
ots-Originaltext: Börsen-Zeitung

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