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Börsen-Zeitung: Drei Gewinner, Kommentar zum Scheitern der Übernahme der ING BHF- Bank durch die Commerzbank von Bernd Wittkowski

Frankfurt (ots)

Quod erat demonstrandum: Feindliche Übernahmen
im Bankgewerbe sind praktisch unmöglich. Die Commerzbank ist als
Interessent für die ING- Tochter BHF-Bank zwar nie als übel wollender
Eroberer aufgetreten. Sie war aber beim potenziellen Objekt der
Begierde unwillkommen, weil man sie dort angesichts der realistischen
Szenarien eher als Angreifer denn als Partner wahrnehmen musste. Der
daraus folgende Widerstand war nicht spezifisch gegen die Gelben
gerichtet. Den Betroffenen wurde vielmehr früh klar, dass bei der
Übernahme durch eine – egal welche – inländische Großbank aufgrund
vielfältiger geschäftlicher Überlappungen von der BHF-Bank als
eigenständiger Adresse und von ihrer besonderen Kultur nicht viel
übrig bleiben könnte und dass mithin die meisten Arbeitsplätze zur
Disposition gestanden hätten. Wer wollte es einem Hausherrn (auch
wenn dessen Haus seit 1999 in niederländischem Eigentum ist)
verdenken, dass er einem Besucher unter solchen Auspizien Misstrauen
entgegenbringt und diesen nicht gerade freundlich zu Tisch bittet?
Aber der Versuch ist nicht strafbar. Die Commerzbank-Spitze hatte
mit sicherem Gespür die Chance gewittert, dass die ING entgegen
früheren Treueschwüren geneigt sein könnte, das Thema BHF-Bank neu
aufzumischen. Also steckte Vorstandssprecher Klaus-Peter Müller mal
den Finger in den Pudding. Die Commerzbank hat sich mit Blick auf den
fragmentierten deutschen Markt für ertragsorientiertes Wachstum
entschieden. Dann ist es auch zwingend, sich jede der eher raren
Möglichkeiten näher anzuschauen.
Das Ergebnis dieser Prüfung hat drei Gewinner: Commerzbank,
BHF-Bank und ING. Um bei Letzterer anzufangen: Abgesehen davon, dass
der Finanzmulti nun in überschaubarer Zeit mit einer
Kapitalrückzahlung in Milliardenhöhe rechnen darf, hätte die
Zerschlagung der Tochter als Folge einer Übernahme als schwerer
Rufschaden auf die Holländer zurückfallen müssen. Der Protest gegen
die „Plattmacher aus Amsterdam“ wäre unweigerlich über das
Frankfurter Bankenviertel hinaus zu hören gewesen. Kein ideales
Umfeld – und damit sind wir bei der Commerzbank als zweitem Gewinner
–, um Kunden für sich zu gewinnen und Synergien zu heben. Das wäre
aber ohnehin schwer gefallen, denn Kunden und Marktpositionen der
BHF-Bank hätte die Commerzbank teuer einkaufen und dabei manches
mitnehmen müssen, was sie selbst schon hat. Gewinner ist aber vor
allem die BHF-Bank, der jetzt – nach Restrukturierung – der Erhalt
einer eigenständigen Existenz in einer zu ihrem Privatbankcharakter
passenden Eigentümerschaft winkt. Dieser Eigentümer wird nicht
Commerzbank heißen – mittelfristig aber auch nicht mehr ING.
ots-Originaltext: Börsen-Zeitung

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