Alle Storys
Folgen
Keine Story von Börsen-Zeitung mehr verpassen.

Börsen-Zeitung

Börsen-Zeitung: Luxemburg ist überall, Kommentar zum Thema Steuerdeals von Detlef Fechtner

Frankfurt (ots)

Das jüngste Untersuchungsverfahren der EU-Kommission wegen fragwürdiger Vereinbarungen zwischen nationalen Steuerbehörden und international tätigen Konzernen ist mehr als einfach nur ein weiterer Fall in einer Reihe von Prüfverfahren. Vielmehr führt die EU-Untersuchung der belgischen Steuervorbescheide vor Augen, dass aggressive Steuervermeidung nicht bloß ein Thema von gierigen US-Konzernen ist und auch nicht nur von einer Luxemburger Regierung, die keine Bedenken hatte, ihre EU-Nachbarn finanziell zu schädigen.

Ohne irgendwen dadurch von der Verantwortung freizusprechen, dass er von unfairen und unberechtigten Schlupflöchern profitierte oder sie gewährte, wird immer offensichtlicher: Dubiose - ja mitunter geradezu kuriose - Steuervorbescheide finden sich auch in Irland, den Niederlanden, Belgien - und gewiss noch in anderen EU-Staaten. Und die Unternehmen, die davon profitierten, haben ihre Heimatadresse nicht nur in den USA, sondern auch um die Ecke.

Der Hinweis darauf, dass die Ausnutzung dieser Möglichkeiten ja legal gewesen ist, taugt nicht zur Rechtfertigung. Damit mögen Konzernmanager oder Finanzminister, die unter Erklärungsdruck geraten sind, allenfalls Juristen überzeugen, aber nicht die Menschen, die ihre Kunden oder Wähler sind - und die ihr Gerechtigkeitsgefühl durch jeden weiteren Fall aufs Neue erschüttert sehen.

Seit gestern geht es selbst in der beihilferechtlichen Untersuchung nicht mehr nur um Einzelfälle, sondern um - wie EU-Kommissarin Margrethe Vestager es nennt - "ein Schema". Die Dänin beschränkt sich zwar auf den engen Beritt des Wettbewerbsrechts - das muss sie auch, will sie nicht ihre Kompetenzen überschreiten. Aber sie treibt mit ihren Prüfverfahren die Politik dazu an, für systematische, flächendeckende Regeln zu sorgen. Die EU-Kommission, die nationalen Finanzministerien, die OECD - niemand wird sich auf Dauer dem politischen Druck entziehen können, augenscheinlich ungerechten Steuerpraktiken endlich den Garaus zu machen.

Viele Jahre lang konnten Firmen darauf setzen, dass es die Politik ohnehin nicht schafft, sich auf Standards und Wohlverhaltensregeln zu verständigen. Die Dynamik der vergangenen Monate zeigt indessen, dass - vor dem Hintergrund einer ohnehin bereits stark beanspruchten finanziellen Solidarität in Europa - die Bereitschaft schwindet, nationale Steuerpraktiken auf Rechnung der Nachbarn noch zu tolerieren. Die Schlupfwinkel werden knapper. Nicht nur in Luxemburg, nicht nur in Belgien.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Börsen-Zeitung
Weitere Storys: Börsen-Zeitung
  • 02.02.2015 – 20:40

    Börsen-Zeitung: Einrahmen und aufhängen, Kommentar zu den Sparkassen von Bernd Wittkowski

    Frankfurt (ots) - Die Sparkassen blicken auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurück. Am Montag haben die Baden-Württemberger als erster Regionalverband über 2014 berichtet. Die Ergebnisse der 53 Institute im Südwesten dürften cum grano salis den bundesweiten Trend vorgeben. Das gilt freilich auch für den Ausblick auf die nächsten Jahre, der von tiefer Skepsis ...

  • 30.01.2015 – 20:50

    Börsen-Zeitung: Optimismus erfasst den Dax, Marktkommentar von Christopher Kalbhenn

    Frankfurt (ots) - Der Januar 2015 wird als einer der bemerkenswertesten Monate in die Geschichte des Dax eingehen. Denn der Index hat seit Jahresbeginn um gut 9% zugelegt und mit seinem fulminanten Anstieg bis auf 10800 die 10000er-Schwelle erstmals deutlich überwunden. Damit haben die deutschen Standardwerte alle anderen internationalen Aktienmärkte von Rang hinter ...

  • 29.01.2015 – 20:55

    Börsen-Zeitung: Wozu eine neue Strategie? Kommentar zur Deutschen Bank von Bernd Wittkowski

    Frankfurt (ots) - Den Vorsteuergewinn binnen zwei Jahren vervierfacht, erstmals in allen Kerngeschäftsfeldern über 1 Mrd. Euro verdient, die Kernkapitalquote seit Anfang 2012 verdoppelt, die Verschuldungsquote deutlich verbessert, Wettbewerbern namentlich im Investment Banking Marktanteile abgenommen, im Privatkundengeschäft die Erträge trotz bizarr niedriger ...