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Börsen-Zeitung: Neues Netzwerk, Kommentar von Andreas Heitker zu den Stromnetz-Verkaufsabsichten von RWE

Frankfurt (ots)

Die Bedeutung des Stromnetzes für die Versorgungssicherheit ist in der öffentlichen Wahrnehmung in Deutschland lange unterschätzt worden. Warnungen, dass das Netz bereits an seiner Kapazitätsgrenze arbeite, gibt es schon lange. Nur wurden diese in der Vor-Fukushima-Zeit geflissentlich ignoriert. Kein Wunder, traten doch bislang auch nur wenig Probleme zutage. Nirgendwo in Europa gibt es schließlich so wenig Stromausfälle wie hierzulande.

Nur vereinzelt rückten die Leitungen und das Netzmanagement in den Blickpunkt: Dies war Ende 2005 der Fall, als nach einem Wintereinbruch die RWE-Strommasten im Münsterland wie Streichhölzer umknickten. Und als ein knappes Jahr später Eon mit der Abschaltung einer Höchstspannungsleitung über der Ems bei zehn Millionen Menschen in ganz Europa das Licht ausknipste, war ebenfalls die öffentliche Aufregung groß - aber auch da nur für kurze Zeit.

Die großen Versorger haben aber nicht erst seit der Diskussion um die Energiewende erkannt, was für gewaltige Investitionen fließen müssen, um das deutsche Stromnetz für die zukünftigen Herausforderungen aufzurüsten. Und da das regulierte Netzgeschäft auf der anderen Seite nur begrenzte Gewinnmöglichkeiten bietet, ist es wenig überraschend, dass im Zuge der Marktkonsolidierung europaweit in den vergangenen Jahren Stromleitungen und Gaspipelines zum Verkauf gestellt wurden. Bei Finanzinvestoren, die an einer im Vergleich vielleicht überschaubaren, aber dafür langfristig planbaren und stabilen Rendite interessiert sind, fanden die Energiekonzerne auch dankbare Abnehmer.

Sollte der von RWE nun geplante Verkauf gelingen, wären bereits drei der vier Höchstspannungsnetze in Deutschland unter den Hammer gekommen. Und auch wenn dies bei Wettbewerbspolitikern in Brüssel vielleicht anders gesehen wird: Es waren rein wirtschaftliche Gründe, die dazu geführt haben. RWE hat sich lange geziert mit dem Verkauf ihrer Netztochter Amprion. Am Ende war der finanzielle Druck aber zu groß. Schuldenabbau hat in der Essener Konzernzentrale heute Priorität.

Die Versorgungssicherheit muss darunter nicht leiden, dass die Besitzer der Hoch- und Höchstspannungsleitungen nicht mehr Eon, RWE oder Vattenfall Europe heißen, sondern aus den Niederlanden kommen oder aus Belgien oder Pensionskassen von Versicherungen sind. An den notwendigen Investitionen werden auch die neuen Netzwerker nicht vorbeikommen. Dafür wird der Regulierer schon sorgen.

(Börsen-Zeitung, 24.6.2011)

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