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Börsen-Zeitung: Teurer Hingucker, Kommentar von Stefanie Schulte zum Kauf des Online-Telefondienstes Skype durch den Softwarekonzern Microsoft

Frankfurt (ots)

Excel, die Tabellenkalkulations-Software von Microsoft, gilt als populär und nutzerfreundlich, doch dass sie mathematische Wunder vollbringt, ist nicht bekannt. Ein solches scheint jedoch hinter der Bewertung von 8,5 Mrd. Dollar zu stecken, zu der der Softwarekonzern den Online-Telefondienst Skype übernimmt. Das Zehnfache des Umsatzes oder, anders gerechnet, das 32fache operative Ergebnis sind ein stolzer Preis. Was hat sich seit 2009 verändert, als Ebay froh war, die Mehrheit an Skype zu einem Drittel dieses Kurses loszuschlagen?

Zweifellos ist seit damals der Wettbewerbsdruck auf den Softwarekonzern aus Redmond gestiegen. Smartphones und Tablet-PCs, auf denen häufig Skype läuft, sich aber selten Microsoft-Produkte finden, werden beliebter. Gleichzeitig vernetzen sich immer mehr Menschen per Internet, etwa über das soziale Netzwerk Facebook, dessen mutmaßliche Bewertung dadurch auf über 50Mrd. Dollar schnellte. Dass Microsoft verzweifelt versucht, ein Stück vom Kuchen abzubekommen, ist nachvollziehbar.

Weniger einleuchtend sind die konkreten Pläne für Skype: Microsoft kündigte zwar an, den Dienst in eigene Produkte wie das E-Mail-Programm Outlook zu integrieren, doch bei der Frage, wie Skypes schwächelnde Gewinne aufgebessert werden könnten, blieb das Unternehmen vage. Die Aussagen des Softwarekonzerns erinnern daher verdächtig an die von Ebay beim Skype-Erwerb 2005. Das Auktionshaus versprach damals, seine Nutzer via Skype miteinander zu vernetzen. Daraus wurde nicht viel. Sicher, Microsoft hat eine breitere Produktpalette als Ebay und deswegen größeres Synergiepotenzial - aber andererseits zahlte Ebay 2005 auch nur 2,6 Mrd. Dollar.

Der Verdacht liegt daher nahe, dass sich Microsoft bei seiner Kaufentscheidung weniger von Excel als von der Präsentations-Software PowerPoint leiten ließ. Skype mag zwar keine 8,5Mrd. Dollar wert sein, aber die neue Sparte macht sich gut in allen Präsentationen zur Zukunftsstrategie. Diese waren zuletzt verdächtig inhaltslos, was Investoren angesichts der rückläufigen Windows-Umsätze sauer aufstieß.

Das Risiko, für den Skype-Erwerb auch Kopfschütteln zu ernten, ist Microsoft-Chef Steve Ballmer vermutlich bewusst eingegangen. Ein Unternehmen, das in nur neun Monaten 17 Mrd. Dollar Nettogewinn erwirtschaftet, kann sich den einen oder anderen teuren Hingucker leisten.

(Börsen-Zeitung, 11.5.2011)

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