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Börsen-Zeitung: Euro-Domino, Kommentar zur Schuldenkrise von Detlef Fechtner

Frankfurt (ots)

Dass die Schuldenkrise von einem ins nächste Land überspringt, sei "völlig ausgeschlossen" - wenn Ihnen dieses Zitat spanisch vorkommt, dann liegen sie richtig. Und zwar im doppelten Sinn. Selbstverständlich war zu erwarten, dass die spanische Finanzministerin Elena Salgado die erste Möglichkeit nach dem portugiesischen Hilferuf nutzt, um sich von ihren Landesnachbarn zu distanzieren - gerade so, als könnte sie damit jede Ansteckungsgefahr bannen. Der Versuch einer Abgrenzung von Irland, Griechenland und Portugal funktioniert aber schon lange nicht mehr über politische Stellungnahmen, egal wie amtlich sie auch daherkommen. Denn da viele Ansagen aus Euro-Krisenländern unter dem Druck hoher Zinsen irgendwann später wieder aufgegeben wurden, ist das Vertrauen in Regierungserklärungen ziemlich erschöpft.

Dieser Glaubwürdigkeitsverlust ist schwerwiegend. Denn er trägt dazu bei, dass sich der Eindruck verfestigt, die Politik habe jede wirtschaftspolitische Gestaltungskraft verloren und sei ohnehin bloßer Spielball der Märkte - und die Eurozone ein Dominospiel für spekulative Investoren.

Ein solches Urteil ist aber viel zu grobkörnig, ja hat fast schon Stammtisch-Niveau. Denn die Schuldenkrise lehrt zweierlei. Erstens, dass es unnütz ist, ein Land - siehe Salgado - für unangreifbar zu erklären. Aber eben auch zweitens, dass es keinen vernünftigen Grund für die Behauptung gibt, nach Portugal würden nun Spanien oder Belgien automatisch als Nächste unter den Schirm gezwungen. Vielmehr gilt: Es kommt darauf an. Und das ist gut so.

Das Euro-Domino ist so wenig zwangsläufig wie die Schuldenkrise schicksalhaft ist. Gerade die Spanier - und deren gestern erfolgreiche Kapitalaufnahme - beweisen, dass ein Euro-Staat Vertrauen zurückgewinnen kann. Madrid ist noch längst nicht aus dem Schneider, aber eben auch nicht auf dem Weg unter den Schirm.

Natürlich wäre es von der Außenwirkung her besser gewesen, wenn Portugal früher eingeschwenkt wäre. Dann hätte der jüngste EU-Gipfel in einem Aufwasch mit dem Gesamtpaket auch eine Lösung für Portugals Nöte präsentieren können. Andererseits beweist die Bärbeißigkeit, mit der sich Griechen, Iren und Portugiesen gegen Hilfen gewehrt haben, dass das Grundprinzip funktioniert - Geld nur gegen harte Auflagen. Von einem Sicherheitsnetz, in das sich Regierungen gerne fallen lassen, wie es mancher Gegner der Euro-Hilfen behauptet, kann also ganz sicher nicht die Rede sein.

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