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Börsen-Zeitung: Gerüchte und Dementis, Kommentar zu Griechenlands Finanznöten von Jürgen Schaaf

Frankfurt (ots)

"Das schlägt dem Fass doch den Boden aus."
Dieser Gedanke geht einem durch den Kopf, wenn man hört, dass Goldman
Sachs in griechischem Auftrag China Staatsanleihen im Wert von bis zu
25 Mrd. Euro andrehen will. Bloß: Dieses Fass hat ganz offensichtlich
gar keinen Boden mehr!
Zwar hat das griechische Finanzministerium flugs die Nachricht 
dementiert, die US-amerikanische Bank würde einen derartigen Deal 
einfädeln. Dieses Gerücht geisterte durch die Finanzgazetten. Die 
hellenische Fiskalpolitik der vergangenen Dekade ist aber eine 
einzige große Lüge, sodass das Land jedweden Kredit verloren hat, 
zumindest wenn es um seine Glaubwürdigkeit geht.
Mit Tricksereien und gefälschten Statistiken hat Athen sich nicht 
nur in die Eurozone gemogelt, sondern seither auch fast ausnahmslos 
die Vorgaben des Maastricht-Vertrags gebrochen. Wieso sollte man dem 
Dementi daher mehr Glauben schenken als dem Gerücht? Dass 
Griechenland an den Kapitalmärkten noch - wenn auch zu verschärften 
Konditionen - Mittel aufnehmen kann, liegt allein an seiner 
Zugehörigkeit zur Eurozone. Diese wird aber durch das Verhalten 
Athens zunehmend unterminiert.
Wenn China tatsächlich in die Bresche springt, um die akuten 
Finanznöte der Hellenen zu überbrücken, wäre das ein weiterer Schlag 
ins Gesicht der politischen Führung Europas. Denn das hieße nichts 
anderes, als dass sich Athen dem Druck zur Konsolidierung, den 
Brüssel auszuüben versucht, weitgehend entziehen kann, indem es sich 
mit einem Finanzinvestor arrangiert, der ganz eigene politische 
Interessen verfolgt, und das Verlustrisiko tragen kann. Die Signale 
in Richtung Portugal, Spanien oder Italien, wo ähnliche Probleme 
drohen, wären fatal: Anstatt den steinigen Weg der Konsolidierung zu 
gehen, wird sich einfach mit politischen Investoren eingelassen.
Dabei ändert sich an der griechischen Finanzmisere letztlich 
nichts, wenn sich China im Kreis der Gläubiger breitmacht. Die 
Kreditbedingungen für Athen entspannen sich nur vorübergehend. Wenn 
der Schuldenberg nicht effektiv abgebaut wird, treten die Engpässe an
den Kapitalmärkten bald wieder auf. Und die Währungsunion kommt nicht
daran vorbei, sich die Frage zu stellen, wie man in einem 
Stabilitätsbündnis mit einem Land umgeht, das nicht nur falsch 
spielt, sondern auch noch pleite ist.

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