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Börsen-Zeitung: Vorreiter Deutschland, Kommentar von Christof Roche zur Setzung fester Fristen für den Defizitabbau in den europäischen Staaten seitens der EU-Kommission

Frankfurt (ots)

Die EU-Kommission sagt Danke. Deutschland, das
erst auf Brüsseler Drängen hin die Milliarden-Stützprogramme für 
Wirtschaft und Banken startete, erhält bis 2013 Zeit, um Defizit und 
Staatsverschuldung in Ordnung zu bringen. Das ist ambitioniert, aber 
machbar - auch, weil Deutschland heute von der Finanzpolitik der 
großen Koalition profitiert, die erst die nötigen Spielräume für die 
immensen Konjunkturhilfen geschaffen hatte.
Das sieht außerhalb der deutschen Grenzen vielfach anders aus. 
Beispiel Frankreich, das schon vor der Krise wenig von Sparpolitik 
hielt. Dort explodiert die Neuverschuldung, und die 
Staatsverbindlichkeiten steigen dramatisch - mit der Folge, dass 
Paris mehr als das Doppelte an Konsolidierung leisten muss, um, 
parallel zu Deutschland, bis 2013 die Neuverschuldung 
Maastricht-konform auszurichten. Kein Wunder, dass Präsident Nicolas 
Sarkozy mächtig "trommeln" lässt, um die Brüsseler Auflagen in Frage 
zu stellen.
Das aber ist das Problem. Wenn die budgetäre Schere zwischen den 
beiden größten Volkswirtschaften Eurolands weiter aufgeht, steuert 
die Währungsunion auf eine Zerreißprobe zu. Noch setzen die Akteure 
an den Finanzmärkten auf den Pakt und die Geschlossenheit der 
Währungszone. Was aber, wenn Frankreich - und im Schlepptau andere - 
nicht zu bekehren sind? Dann drohen drastische Aufschläge für die 
Spreads dieser Länderbonds. Ein Land wie Griechenland temporär 
aufzufangen, ist für die Währungspartner möglich. Bei mehreren 
Staaten gleichzeitig ist dies nicht mehr zu schultern.
Oder mit Blick auf die Notenbanken. Noch hält das Zweckbündnis von
Regierungen und Währungshütern zur Krisenbewältigung. Was aber, wenn 
die Politik auf "Wachstum" setzt - und Gegenwind von der Zinsfront 
kommt. Dann ist Streit programmiert. Daraus folgt: Berlins oberster 
Kassenwart Wolfgang Schäuble muss seinen Stabilitätsbekundungen Taten
folgen lassen und Brüssel Rückendeckung geben, um den Pakt 
durchzusetzen - am besten mit der Aussetzung der deutschen 
Steuersenkungspläne. Und die Kommission muss - mit deutscher Hilfe - 
die Debatte über nationale Sparmechanismen forcieren. Deutschland hat
mit der Schuldenbremse die Vorreiterrolle übernommen. Nur wenn dieses
Modell Schule macht, kann der Pakt wirken, ohne Finanzmärkte und 
Notenbanken ständig herauszufordern.
(Börsen-Zeitung, 12.11.2009)

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