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Börsen-Zeitung: Verstaatlichungsopfer, Kommentar zur Hypo Real Estate und dem Finanzsystem von Bernd Wittkowski

Frankfurt (ots)

Im Congress Center München ging es am Dienstag
nur vordergründig um die Verstaatlichung der Hypo Real Estate (HRE). 
Tatsächlich stand die Zukunft des Weltfinanzsystems "auf dem Spiel". 
Dass dabei das Vorgehen des Bundes bis hin zur (nun obsolet 
gewordenen) Möglichkeit der Enteignung der Altaktionäre in der Tat 
alternativlos ist, wird deutlich, wenn man sich die "Alternativen" 
vor Augen führt.
Man stelle sich vor, die Münchener Zombie-Bank wäre nicht mit 
einem dreistelligen Milliardenbetrag überwiegend vom Bund, also von 
den Steuerzahlern, aufgefangen worden, sondern hätte Insolvenz 
angemeldet und wäre zum Fall für die Einlagensicherung geworden: 
Nicht nur deutsche Banken wären reihenweise umgekippt wie 
Dominosteine - auch solche, die bislang ohne Staatshilfe über die 
Runden kommen. Hier wird anschaulich, was der Begriff 
"Systemrelevanz" bedeutet. Viele in HRE-Wertpapieren engagierte 
Institute aus allen drei Säulen und etliche sonstige institutionelle 
Investoren hätten die Grätsche gemacht, mit der Folge einer globalen 
Kettenreaktion.
In besonderem Maße wäre der Feuerwehrfonds der privaten Banken 
gefordert (und überfordert) gewesen, allen voran die wenigen großen 
Beitragszahler mit der Deutschen Bank an der Spitze. Nicht von 
ungefähr bedankt sich Josef Ackermann bei jeder Gelegenheit artig 
dafür, dass die öffentliche Hand den Kollaps des Systems abwendet - 
unabhängig davon, dass der Branchenprimus selbst nicht um Staatsknete
bitten muss. Ähnlich verhält es sich übrigens beim zweiten großen 
Akteur der deutschen Hochfinanz: Auch die Allianz kommt bisher nur 
deshalb mit breiter Brust durch die Krise, weil die vom Steuerzahler 
gesponserte Commerzbank ihr das Problem Dresdner Bank abgenommen hat.
Das alles heißt nun nicht, dass den HRE-Altaktionären mit der 
Verstaatlichung ihrer Bank ein altruistischer Beitrag für das große 
Ganze abverlangt würde. So verständlich ihr Zorn ist: Der Bund ist 
der falsche Adressat. Schuld am Verlust ihres Vermögens und ihrer 
Eigentümerposition sind allein die Verantwortungslosigkeit und das 
Versagen des früheren Managements und die dadurch ausgelöste 
Marktreaktion. Dass sie überhaupt einen Restwert für ihre Anteile 
bekommen, verdanken sie nur der großzügigen Staatshilfe. Statt den 
Bund zu beschimpfen, hätte das Anlass sein sollen, sich mal bei den 
Steuerzahlern zu bedanken. Die sind die wahren Opfer dieser 
Verstaatlichung.

Pressekontakt:

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Weitere Informationen: www.boersen-zeitung.de
Telefon: 069--2732-0

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