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Börsen-Zeitung: Ackermann forever, Kommentar von Bernd Wittkowski zur Hauptversammlung der Deutschen Bank

Frankfurt (ots)

Na klar, die Presse war's! "Völlig unbegründet"
sei deren Kritik am Aufsichtsratsvorsitzenden der Deutschen Bank 
gewesen. Clemens Börsig habe gar keine Ambitionen gehabt, Josef 
Ackermann als Vorstandschef zu beerben, tat Tilman Todenhöfer, 
Mitglied des Präsidialausschusses und Börsig-Spezi seit der 
gemeinsamen Zeit beim Bosch, auf der Hauptversammlung kund. Die 
Informationen über die turbulente Aufsichtsratssitzung der Deutschen 
Bank am 27. April, die mit Ackermanns Rücktrittsangebot begann und 
mit seiner Vertragsverlängerung um drei Jahre endete, sind also 
einfach vom Himmel gefallen.
Es ist schon ziemlich dreist, für das Malheur diejenigen zu 
beschuldigen, die über die schmutzige Wäsche geschrieben haben, und 
nicht jene auf verschiedenen Seiten, die sie wuschen. Todenhöfer 
hätte besser beizeiten und nachdrücklich intern an das 
Beratungsgeheimnis erinnert, mit dem er den Aktionären begründete, 
warum er zu der ganzen Affäre wenig sagen könne.
Dafür, dass ja offenbar alles seine Ordnung hatte, äußert sich der
Aufsichtsrat jedenfalls auffallend oft zu der Angelegenheit. Das 
zeugt so wenig von Souveränität wie das Eingeständnis, das Gremium 
habe sich aufgrund der öffentlichen Diskussion veranlasst gesehen, 
die für den Herbst geplante Nachfolgeentscheidung vorzuziehen. Lassen
Aufsichtsräte sich bei Vorstandspersonalia neuerdings von einer in 
den Medien geführten, ohnehin unvermeidbaren Debatte treiben?
Was auch immer jetzt von Aufsichtsratsseite dementiert, 
interpretiert oder kaschiert wird: Tatsache bleibt, dass der 
Vorsitzende des zuständigen Gremiums keinen konsensfähigen 
Nachfolgevorschlag präsentieren konnte, als der Amtsinhaber vorzeitig
abdanken wollte. Oder wollte der das in Wirklichkeit gar nicht? Für 
die Aktionäre zumindest hätte das Stück kaum besser inszeniert werden
können. Nimmt man die Ovationen als Gradmesser, die Ackermann in der 
Frankfurter Festhalle mehrfach entgegengebracht wurden (und ihm 
sichtlich unter die Haut gingen), vor allem als von der 
Vertragsverlängerung die Rede war, wollen die Aktionäre ihn nicht nur
für weitere drei Jahre. Sie wollen "Ackermann forever".
Doch auch für Börsig, der sich ebenso wie Ackermann erklärtermaßen
auf eine weitere jahrelange Zusammenarbeit freut, nahm die Sache noch
ein gutes Ende. Zum Glück gab es wieder einen Antrag, ihn als 
Versammlungsleiter abzulösen: mit 99,8% der Stimmen abgeschmettert! 
Darauf lässt sich aufbauen.
(Börsen-Zeitung, 27.5.2009)

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