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Börsen-Zeitung: Die neuen Mini-Bubbles, Kommentar zu den Finanzmärkten von Dieter Kuckelkorn

Frankfurt (ots)

Auch wenn die Aktienkurse am Donnerstag
abbröckelten und am Freitag stagnierten: Der Dax hat wieder einmal 
eine sehr erfreuliche Handelswoche hinter sich. Per Handelsschluss am
Freitag hat er in den fünf Tagen mehr als 2% zugelegt. Kurzzeitig 
lugte er sogar über die Marke von 5000 Punkten - immerhin das erste 
Mal seit dem 7. Januar.
Zwar haben zum Ende der Börsenwoche Gewinnmitnahmen eingesetzt, da
einige Investoren wegen der umfangreichen und sehr schnell erfolgten 
Kursgewinne kalte Füße bekommen haben. Dennoch sind viele Akteure 
zuversichtlich, dass es am Aktienmarkt noch eine ganze Weile aufwärts
gehen könnte. Das Momentum sei einfach zu groß, heißt es. Ein 
wesentlicher Teil der Marktteilnehmer hat nämlich den ersten Teil der
Erholung verpasst und ist daher noch nicht in der Lage, Gewinne zu 
realisieren.
Zudem stehen nur wenige Daten an, die den Markt kurzfristig 
bremsen könnten. So ist die Quartalssaison praktisch zu Ende. Es gibt
zwar zum Wochenauftakt den Ifo-Geschäftsklimaindex. Nach den 
positiven Vorgaben des ZEW-Index machen sich die meisten Ökonomen in 
dieser Hinsicht jedoch keine Sorgen. Dass, wie die Analysten der 
Landesbank Baden-Württemberg anmerken, die Erwartungskomponenten 
beider Erhebungen in der Vergangenheit häufiger zu Übertreibungen und
Fehlstarts neigten, dürfte aktuell am Markt ignoriert werden. Auch 
das für Dienstag vorgesehene GfK-Konsumklima dürfte keine böse 
Überraschung bergen, denn noch ist die Rezession nicht so recht beim 
Konsumenten angekommen.
Dies alles täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass sich der 
deutsche Aktienmarkt und die globalen Börsen relativ weit von den 
ökonomischen Realitäten entfernt haben. Gegenüber dem Tief von Anfang
März bei 3666 Zählern hat der Dax rund 35% zugelegt. Während die 
Ökonomen darüber streiten, ob es zu einer L-förmigen oder bestenfalls
U-förmigen Konjunkturentwicklung kommen wird, preisen die 
Dividendentitel damit quasi eine V-förmige Erholung ein.
Aber nicht nur die etablierten Aktienmärkte haussieren. Auch die 
im vergangenen Jahr stark gebeutelten Emerging Markets haben bereits 
eine rasante Erholung hinter sich. So hat der Benchmark-Index MSCI 
Emerging Markets seit seinem Tief vom Oktober vergangenen Jahres mehr
als 50% gewonnen. Der russische Aktienmarkt hat sich gegenüber seinem
Tiefpunkt im Februar sogar um mehr als 70% erholt. Dies überrascht, 
denn zu der von Auguren vorausgesagten Entkopplung der Ökonomien der 
Emerging Markets von der US-Konjunktur ist es nicht gekommen - dass 
beispielsweise China ein ansprechendes Wirtschaftswachstum aufweist, 
ist vor allem den Stützungsprogrammen der Regierungen zu verdanken. 
Was aber sehr wohl stattfindet, ist die Entkopplung der Märkte - auch
der Emerging Markets - von der Weltkonjunktur.
Rückkehr der Spekulanten
Wie bei den Aktien lässt sich auch an den Rohstoffmärkten die 
Rückkehr der Spekulanten konstatieren, mit den gewohnten Folgen für 
die Preisniveaus: So haben sich die Kupfernotierungen seit Ende 
Februar um fast 50% erholt, und Rohöl kostet wieder mehr als 60 
Dollar je Barrel. An den Rohstoffterminmärkten herrscht wieder jene 
hohe Volatilität vor, die nur mit dem Einsatz von viel "Hot Money" zu
erklären ist.
Was beim Dax, an den Emerging Markets, den Rohstoffbörsen und bis 
zu einem gewissen Grad auch am Markt für Unternehmensanleihen 
stattfindet, sind wieder einmal neue Mini-Bubbles, also 
Überbewertungsblasen. Sie sind darauf zurückzuführen, dass die 
Notenbanken gezwungen waren, zur Bekämpfung der letztlich durch ein 
Übermaß an Liquidität verursachten Krise noch sehr viel mehr 
Liquidität in die Märkte zu geben. Erneut suchen umfangreiche 
vagabundierende Mittel die lukrative Anlage, die wegen der extrem 
niedrigen Zinsniveaus jedoch rar geworden ist.
Nun ist eine Überbewertungsblase an Märkten aus Investorensicht 
nichts Schlimmes, solange sie sich noch in ihrer Expansionsphase 
befindet und sofern man den rechtzeitigen Ausstieg vor dem Platzen 
der Blase schafft. Anleger sollten daher mit großer Sorgfalt vorgehen
und die Reißleine lieber zu früh als zu spät ziehen.

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