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Börsen-Zeitung: Gefährliche Lage, Kommentar von Stefan Kroneck zur dramatisch verschärften Krise des Halbleiterkonzerns Infineon

Frankfurt (ots)

Die Krise des Halbleiterkonzerns Infineon hat
sich dramatisch verschärft. Vorstandschef Peter Bauer macht dafür den
Milliardenverlust bei der von der Insolvenz bedrohten 
Speicherchiptochter Qimonda und den weltweiten Wirtschaftsabschwung 
verantwortlich. Dies ist aber nur ein Teil der Wahrheit.
Fakt ist, dass vor allem ein Missmanagement in den vergangenen 
Jahren zu der Misere des Dax-Unternehmens führte. Die Abspaltung des 
schwankungsanfälligen Speicherchipgeschäfts unter dem Kunstnamen 
Qimonda vor über zwei Jahren wurde zu spät vollzogen. Andere 
Wettbewerber hatten seinerzeit eine Abnabelung von risikoreichen 
Geschäftsteilen längst hinter sich gebracht. Auch beim Ausbau des 
Logikchipsegments hinkte Infineon der Konkurrenz hinterher.
Für die Versäumnisse der Vergangenheit erhält Infineon nun die 
Rechnung in Form eines Rekordverlusts von 3,1 Mrd. Euro (nach 
bisheriger Rechnungslegung gemäß US-GAAP). Nach Bilanzierung gemäß 
IFRS, auf die Infineon im laufenden Turnus umstellt, hätte sich der 
Fehlbetrag sogar auf 3,7 Mrd. Euro belaufen. Damit wurden die 
schlimmsten Befürchtungen der Investoren übertroffen. Kein Wunder 
also, dass sich die Anleger mit Entsetzen von Infineon abwenden und 
die Aktie in den Keller schicken. Die Firma, die einst an der Börse 
über 50 Mrd. Euro wert war, bringt es nur noch auf bescheidene 0,8 
Mrd. Euro.
Die Zweifel des Marktes an der Tragfähigkeit des Geschäftsmodells 
sind berechtigt. Die Rezession wird 2009 weitere tiefe Löcher in die 
Bilanz und Erfolgsrechnung des Konzerns reißen. Hält die 
Wirtschaftsflaute sogar noch 2010 an, wird es für das Unternehmen 
sehr gefährlich. Binnen eines Jahres verlor Infineon 3,2 Mrd. Euro 
Eigenkapital. Die Eigenkapitalquote ist mittlerweile auf bedenkliche 
25 (i.V. 46)% geschrumpft. Auch die Liquiditätslage ist alles andere 
als risikofrei, wie Bauer und Finanzvorstand Marco Schröter 
suggerieren.
Hält die Dynamik des Cash-burn an, sind die verbliebenen Mittel 
von brutto 0,9 Mrd. Euro auf absehbare Zeit aufgebraucht. Dann hilft 
auch keine neue Kreditlinie der Banken mehr, um das Unternehmen vor 
dem Untergang zu retten. Mit einem Schrumpfkurs versucht Bauer, den 
Fortbestand der Firma zu sichern. Bisher scheut er aber einen 
radikaleren Umbau. Das Schicksal von Qimonda sollte ihm eine Warnung 
sein.
(Börsen-Zeitung, 4.12.2008)

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