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Börsen-Zeitung: Weg mit Schaden Kommentar zum Verkauf der IKB, von Bernd Wittkowski.

Frankfurt (ots)

Sommerschlussverkauf der besonderen Art am
Frankfurter Palmengarten: Bei der von Bund und Ländern getragenen KfW
ging am Donnerstag eine Bank nicht nur zu einem eher als symbolisch 
zu bezeichnenden Schnäppchenpreis in Höhe eines (sehr) "niedrigen 
dreistelligen Millionenbetrages" über den Tresen; der "Käufer" durfte
obendrein noch einen dicken Scheck mitnehmen. Das euphemistisch 
"IKB-Verkauf" genannte Geschäft müsste eigentlich dem Schenkungsrecht
unterliegen. So sieht es also aus, wenn Finanzminister Peer 
Steinbrück - wie vor einem halben Jahr versprochen - 800 Mill. Euro 
auf der Habenseite verbucht. Auch die sublime Rhetorik des 
amtierenden KfW-Chefs Wolfgang Kroh muss man sich auf der Zunge 
zergehen lassen: "Einen angemessenen, positiven Kaufpreis" habe die 
KfW für die IKB erzielt.
Die Fakten: Dem Erwerber Lone Star, dessen Emissäre ihr Glück 
augenscheinlich kaum fassen konnten, wird auf Kosten der deutschen 
Steuerzahler ein faktisch risikoloses Einkommen hingeschoben, damit 
der Bund das leidige Problem IKB nur endlich loswird (was allerdings 
trotzdem nicht gelingt). Weg mit Schaden! Lone Star bekommt eine 
frisch kapitalisierte Bank zum Bruchteil des Buchwerts. Das ändert 
sich auch dadurch nicht entscheidend, dass der Fonds Kapital von 425 
Mill. Euro einschießt. Zugleich geht der aus einer Kapitalhilfe 
bisher der KfW zustehende, im März auf gut 1 Mrd. Euro bezifferte 
Besserungsschein an den Käufer über, der eventuelle IKB-Gewinne also 
nicht mehr teilen muss.
Von den Portfolioinvestments der IKB übernimmt Lone Star jene 
Teile, deren korrekte Bewertung sich der US-Finanzinvestor aufgrund 
eigener Analyse zutraut. Und diejenigen, die Lone Star nicht bewerten
wollte? Bleiben bei der KfW hängen und werden mit 600 Mill. Euro vom 
Bund abgesichert. Das Rechtsrisiko aus einer drohenden 
Milliardenklage des US-Anleiheversicherers FGIC wird derweil zwischen
KfW und Lone Star geteilt - ganz gewiss gerecht geteilt.
Die Vorstände deutscher Banken können sich nur an den Kopf 
greifen, dass sie zu früh aus der Auktion ausgestiegen sind oder gar 
nicht dabei waren und sich so diese einmalige Opportunität entgehen 
ließen. Und die gute Nachricht am Fall IKB, der die KfW, den Bund und
die Solidargemeinschaft der Banken am Ende weit über 10 Mrd. Euro 
gekostet haben wird? Wir bleiben dran und werden sofort melden, wenn 
wir sie gefunden haben.
(Börsen-zeitung, 22.8.2008)

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