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Börsen-Zeitung: Hart bestraft, Kommentar zur Daimler-Gewinnwarnung von Bernd Weber

Frankfurt (ots)

Gerechnet vom Tageshoch kurz vor
Veröffentlichung der Gewinnwarnung bis zum Xetra-Handelsschluss haben
sich rund 5,8 Mrd. Euro Daimler-Marktkapitalisierung in etwa sechs 
Handelsstunden an der Börse mal eben so in Luft aufgelöst. Diese fast
15% sind eine harte Strafe für die Revision des Ebit-Plans 2008 um 
etwa ein Zehntel, selbst wenn Daimler-Boss Dieter Zetsche 
konstatiert, für die Warnung dürfe durchaus das Prädikat "dramatisch"
gewählt werden.
Denn erstens geht auch die neue Prognose von 7 Mrd. Euro 
operativem Überschuss im laufenden Jahr aus. Und zweitens sind 8% 
Umsatzrendite im Pkw-Geschäft, 2 Mrd. Euro Ebit im Lkw-Bereich und 
14% Eigenkapitalrendite für die Finanzdienstleistungen keine Werte, 
die auf einen miserablen Gesundheitszustand des Patienten schließen 
lassen. Das gilt mit Blick auf die eigene Historie und die 
Premium-Konkurrenz. Drittens wird das Aktienrückkaufprogramm weiter 
durchgezogen, und viertens ändert sich nichts an der Zielmarke von 
durchschnittlich 10% Umsatzrendite im Pkw-Bereich ab 2010 gerechnet 
über einen Zyklus.
Der Kurseinbruch muss vor dem Hintergrund der im Moment allgemein 
sehr volatilen Märkte betrachtet werden. Bei vielen Automobil-Titeln 
sind Bewertungssprünge von 10% oder mehr an einem Handelstag zurzeit 
zwar nicht unbedingt an der Tagesordnung, aber auch keine Seltenheit.
Außerdem hatten speziell europäische Automobilhersteller die Anleger 
in den vergangenen Tagen damit beruhigt, ihre Vorhersagen für das 
Gesamtjahr aufrechtzuerhalten. Insofern wurden Investoren, aber auch 
Analysten von der Gewinnwarnung Daimlers völlig auf dem falschen Fuß 
erwischt. Schließlich wurde bisher unterstellt, dass die Nachfrage 
nach Premium-Pkw weniger sensibel auf Konjunkturabschwächungen 
reagiert, als dies bei Massenherstellern der Fall ist.
Das sieht das Management um Zetsche inzwischen offenbar etwas 
differenzierter. Speziell im Juni und im Juli sind einige wichtige 
europäische Märkte regelrecht eingebrochen, Neuzulassungsrückgänge im
zweistelligen Prozentbereich sind schon fast an der Tagesordnung. Und
in den USA werden die Schätzungen für die Pkw-Jahresverkäufe fast 
wöchentlich nach unten angepasst. Ein vorsichtiger Kaufmann kann dies
nicht ignorieren, auch wenn er dafür von den Aktionären geohrfeigt 
wird.

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Redaktion

Telefon: 069--2732-0

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