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Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

Islamisierung in der Türkei: Hetzkampagne gegen Istanbuls Oberbürgermeister

Islamisierung in der Türkei:

  • Hetzkampagne gegen Istanbuls Oberbürgermeister
  • Hintergrund ist die wohlwollende Darstellung eines alevitischen Geistlichen
  • Vermehrt religiöse Spannungen auch in Deutschland

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) verurteilt die Hetzkampagne, mit der islamistische Kreise in der Türkei den Istanbuler Oberbürgermeister Ekrem Imamoglu angreifen. Die Menschenrechtsorganisation appelliert an die deutsche Politik in Bund und Ländern, das intolerante Verhalten der türkischen Regierungspartei AKP ebenfalls zu verurteilen.

"Hintergrund der Hasstiraden in regierungsnahen Medien ist die Abbildung eines alevitischen Geistlichen neben einem muslimischen, einem christlichen und einem jüdischen in einer Broschüre", erklärt Dr. Kamal Sido, Nahostexperte der GfbV. Die Stadt Istanbul hatte sie im Auftrag des Oberbürgermeisters Imamoglu im Rahmen des nationalen "Feiertags der Souveränität und des Kindes" am 23. April veröffentlicht. Die Broschüre mit dem Titel "Der Staat sollte säkularen Charakters sein" beschreibt die wichtigste Werte der Demokratie. "Imamoglu unterstützt Erdogan immer wieder in seiner nationalistischen Politik und den völkerrechtswidrigen Angriffen auf kurdische, alevitische, christliche und yezidische Bevölkerungsgruppen im benachbarten Syrien oder im Irak", so Sido. "In seiner Heimatstadt Istanbul zeigt er sich aber toleranter gegenüber Minderheiten. Diese aufgeklärte Haltung gegenüber der alevitischen Glaubensgemeinschaft sollte gestärkt werden."

Seit der Machtübernahme durch Erdogan und seine islamistische AKP seien alevitische aber auch christliche und yezidische Gemeinschaften in der Türkei zunehmend mit einer Islamisierungspolitik konfrontiert. Das führe zunehmend zu Spannungen zwischen sunnitischen und alevitischen Gläubigen nicht nur in der Türkei. Auch in Deutschland, wo die alevitische Gemeinde bis zu 800.000 Mitglieder umfasst, werde das Verhältnis schwieriger. "In der Türkei ist das staatliche Präsidium für Religionsangelegenheit hauptverantwortlich für die Islamisierung des Landes. In Deutschland übernimmt die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V., kurz DITIB, diese Aufgabe", erläutert Sido. Dass DITIP im Auftrag der islamistischen AKP in Deutschland agiert, haben kürzlich zwei Gutachten festgestellt, aufgrund derer die hessische Landesregierung am vergangen Dienstag die Zusammenarbeit mit der Organisation in Fragen des islamischen Religionsunterrichtes beendet hat. "In ihren Moscheen wirbt DITIP auch für Erdogans Kriege innerhalb und außerhalb der Türkei", so Sido.

Gemäß der Formel "Wir sind alle Muslime" (Hepimiz Müslümaniz) treibe die AKP-Regierung Assimilation und Sunnitisierung voran. Sie lasse beispielweise Moscheen in alevitischen Dörfern bauen. Die etwa 14 bis 20 Millionen Angehörigen der aleviten Religionsgemeinschaft in der Türkei beten jedoch nicht in Moscheen, sondern in sogenannten Cem-Häusern.

Sie erreichen Dr. Kamal Sido unter k.sido@gfbv.de oder 01736733980.

Gesellschaft für bedrohte Völker
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Tel.: +49 551 499 06-21
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www.gfbv.de
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