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Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

Covid-19 in Brasilien: Indigene gehen in freiwillige Isolation, während der Präsident versagt

Brasilianische Indigene gehen in freiwillige Isolation:

  • Nach zwei Völkern in Maranhão ziehen sich nun auch die Ashaninka in die Wälder zurück
  • Über die indigene Dachorganisation laufen Maßnahmen für abgelegene Gemeinschaften
  • Gruppen, die sich nicht komplett isolieren, bleiben möglichst unter sich

Mehrere indigene Völker Brasiliens haben angekündigt, sich zum Schutz vor der Corona-Epidemie im Land in die freiwillige Isolation zurückzuziehen. Nach zwei Völkern im Bundestaat Maranhão im Nordosten des Landes hätten nun auch die Ashaninka im Westen Brasiliens diesen Schritt beschlossen, wie Yvonne Bangert von der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) berichtet: "Sie begeben sich in die Tiefe der Wälder ihres Territoriums, zu dem Außenstehende keinen legalen Zutritt haben", erklärt die GfbV-Referentin für indigene Völker. "Da sie von staatlicher Seite keinen Schutz vor der kommenden Infektionswelle zu erwarten haben, helfen sie sich selbst." Auch über die indigene Dachorganisation APIB liefen solidarische Maßnahmen für indigene Gemeinschaften an. "Zurzeit werden Spenden gesammelt, um abgelegene indigene Gemeinschaften mit Hygieneartikeln und notwendigen Medikamenten zu versorgen", so Bangert. "Auch die Gruppen, die sich nicht komplett isolieren, bleiben möglichst unter sich."

Noch sind in Brasilien nur etwa dreitausend Corona-Fälle und einige dutzend Tote registriert. Da sich die Seuche ohne drastische Gegenmaßnahmen bekanntlich extrem schnell ausbreitet und bereits jetzt mit einer hohen Dunkelziffer zu rechnen ist, befürchten Gesundheitsexperten im Land bald schlimmste Zustände. Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro bleibt von den Erfahrungen anderer Länder und wissenschaftlichen Projektionen ungerührt. Er verharmlost die Pandemie weiterhin als "Grippchen" und fordert seine Landsleute auf, ihrem Leben wie gewohnt nachzugehen.

Die Gouverneure verschiedener Regionen Brasiliens stellen sich mittlerweile offen gegen ihren Präsidenten - selbst die, die ihn jahrelang unterstützt haben. Entgegen seiner Forderungen haben sie Ausgangssperren und Reisebeschränkungen erlassen. Einige kritisieren seine irreführenden Äußerungen offen und fordern, der Präsident möge führen und die Menschen einen. Viele in Brasilien fragen sich, ob er dazu willens und in der Lage ist. Denn auch in der nicht-indigenen Bevölkerung Brasiliens ist inzwischen viel Unmut über den Präsidenten zu spüren. Allabendlich stellen sich tausende Menschen an die Fenster ihrer Wohnungen, um mit Kochtöpfen und Löffeln lautstark gegen den Präsidenten anzutrommeln.

Sie erreichen Yvonne Bangert unter y.bangert@gfbv.de oder 0551 49906-14.

Gesellschaft für bedrohte Völker
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