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Der Tagesspiegel

Der Tagesspiegel: Sicherheitsrisiko am Hauptbahnhof war bekannt Nach dem Absturz werden jetzt die tonnenschweren Träger zusätzlich gesichert

Berlin (ots)

Berlin - Der Absturz eines Trägers am Berliner
Hauptbahnhof während des Sturms in der Nacht zu Freitag hätte 
wahrscheinlich verhindert werden können. Nach 
Tagesspiegel-Informationen hatte sich bereits in der Planungsphase 
herausgestellt, dass die Querträger vor der Glasfassade bei starkem 
Sturm abstürzen könnten. Eine relativ einfache Sicherheitsmaßnahme 
hatte man aber nicht ergriffen. Das wird seit gestern nachgeholt.
Die Arbeiten sollen spätestens Ende der Woche abgeschlossen sein. 
Dann will die Bahn auch die Anweisung aufheben, den Hauptbahnhof bei 
Wind ab Stärke acht komplett zu sperren. Ein Bahnsprecher wollte sich
zu den Tagesspiegel-Informationen nicht äußern. Erst müsse die 
Unglücksursache festgestellt werden. Der Architekt des Bahnhofs, 
Meinhard von Gerkan, der wegen erheblicher Veränderungen an seinem 
Entwurf erfolgreich gegen die Bahn geklagt hatte, war am Samstag 
nicht zu erreichen.
Die Bahn hat nach den Sturmschäden schnell reagiert. Bereits am 
Freitag begann sie damit, die Querstreben zusätzlich zu sichern. Rund
100 von ihnen, die zusammen mit den tragenden Teilen ein 
gleichmäßiges Stahlraster vor der Glasfassade der sogenannten 
Bügelbauten bilden, haben keinerlei Bedeutung für die Statik des 
Bahnhofs, sondern sind nur ein architektonisches Element. Sie wurden 
nicht verschraubt oder verschweißt, sondern ruhen auf besonderen 
Auflagen. Durch ihr Gewicht von etwa zwei Tonnen sollten sie nach den
Berechnungen der Prüfer sicher liegen. Mahnende Stimmen, die zur 
Sicherheit auch über den Streben an den vertikalen Stützen eine Art 
"Nase" anbringen wollten, die verhindert hätte, dass sich die Träger 
durch einen Orkan lösen könnten, waren nach 
Tagesspiegel-Informationen übergangen worden. Diese "Nasen" werden 
jetzt angeschweißt. Besonders sturmgefährdet sollen die oberen 
Querträger gewesen sein. Einer von ihnen stürzte in der Sturmnacht ab
und landete auf einer Freitreppe, auf der sich zum Unglückszeitpunkt 
niemand aufhielt.
Die Bahn und die Baufirmen haben sich inzwischen auf ein sogenanntes 
Beweissicherungsverfahren geeinigt, das die Unglücksursache klären 
soll. Sicher ist schon jetzt, dass die die Bahn ihren Prestigebahnhof
nach Abschluss der Sicherheitsarbeiten für sicher erklären und dann 
alle bisherigen Einschränkungen aufgeben wird - auch die Absperrungen
um die Bügelbauten. In diese Büros, die sich wie ein Bügel über das 
Glasdach des Bahnhofs schwingen, will der Konzernvorstand der Bahn 
einziehen.
Sollte es in den nächsten Tagen stürmisch werden, wird der Verkehr 
auf der Ost-West-Stadtbahn aber erneut komplett unterbrochen.
Insgesamt lief der Zugverkehr in Deutschland am zweiten Tag nach 
dem Orkan Kyrill wieder weitgehend normal. Einschränkungen gab es 
aber weiter in Nordrhein-Westfalen und auf Nebenstrecken in 
Brandenburg. Außerdem muss weiterhin mit Verspätungen gerechnet 
werden. Kritik an der Bahn kam vom Fahrgastverband "Pro Bahn". Die 
Informationen zum Sturm seien unzureichend gewesen. Ein regionaler 
Bahn-Anbieter kritisierte, die Einstellung des Regionalverkehrs sei 
unnötig gewesen.
Mit freundlichen Grüßen
klaus kurpjuweit
030-26009 547

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de


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