Der Tagesspiegel: Botschafter beklagt unzureichendes Deutschland-Bild junger Briten
Berlin (ots)
Anlässlich des 60. Jahrestages der Bombardierung Dresdens durch die Alliierten hat der britische Botschafter in Deutschland ein unzureichendes Deutschland-Bild junger Briten beklagt. Britische Jugendliche hätten "überhaupt keine oder oder nur eine sehr unscharfe Vorstellung von Deutschland", sagte Sir Peter Torry dem "Tagesspiegel am Sonntag". "Ich würde mir wünschen, dass mehr Leute in Großbritannien lernen würden, was in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg und nach der Wende passiert ist", sagte Torry mit Blick auf den britischen Schulunterricht. Der Botschafter kritisierte, dass sich britische Geschichtslehrer in ihrem Unterricht häufig zu sehr auf zwei Epochen konzentrierten: "Heinrich VIII. Und Hitler. Heinrich VIII. fasziniert, weil er seinen Frauen den Kopf abschlagen ließ. Nach Hitler fragen die Jugendlichen."
Der Botschafter widersprach der Darstellung, zum Zeitpunkt der Bombardierung Dresdens durch die Allierten im Februar 1945 habe sich ein unmittelbar bevorstehendes Ende des Zweiten Weltkrieges bereits abgezeichnet. "Dresden ist in Deutschland und Großbritannien ein kontroverses Thema.", sagte Torry. "Aber wir sollten nicht vergessen, dass es im Nachhinein sehr einfach ist, zu behaupten, der Krieg sei damals fast zu Ende gewesen. Doch im Februar 1945 regnete es deutsche Bomben auf London." Man dürfe nicht vergessen, "dass die Allierten damals im sechsten Jahr eines furchtbaren Krieges gegen eine Tyrannei standen, in der die Existenz Großbritanniens auf dem Spiel stand". Dresden sei "auch in Großbritannien zum Symbol geworden für die Schrecken des Krieges und gleichzeitig für die Versöhnung zwischen unseren beiden Ländern", sagte er weiter. Torry nimmt am Sonntag an der in Dresden geplanten Gedenkfeier zum 60. Jahrestag der Bombardierung der Stadt teil.
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