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Der Tagesspiegel: "Eine Stichwahl bringt keine Legitimität" Die afghanische Parlamentsabgeordnete Shukria Barakzai fordert weniger Einmischung vom Westen

Berlin (ots)

Berlin -  Die afghanische Parlamentsabgeordnete
Shukria Barakzai hat sich gegen eine Stichwahl zwischen dem 
amtierenden Präsidenten Hamid Karsai und dessen schärfsten 
Konkurrenten Abdullah Abdullah ausgesprochen. Schon im ersten 
Wahlgang sei die Wahlbeteiligung gering gewesen, bei einem zweiten 
Wahlgang würde sie noch niedriger ausfallen, sagte Barakzai im 
Interview mit dem Tagesspiegel. "Der Sieger könnte sich also 
keinesfalls auf eine höhere Legitimität berufen."  Sie verwies 
darauf, dass Karsai nach den vorläufigen Ergebnissen etwa den 
gleichen Stimmenanteil erhalten habe, wie bei der letzten Wahl vor 
fünf Jahren. Und auch damals sei der Herausforderer aus dem Lager der
ehemaligen Mudschaheddin abgeschlagen gewesen. "Das entspricht nun 
einmal den realen Kräfteverhältnissen. Die Manipulationen auf beiden 
Seiten haben daran nichts ändern können." Vom Westen erwartet 
Barakzai, dass er sich aus der Diskussion um den Wahlausgang 
heraushält. Statt auf Personen zu schauen, sollten sich die 
ausländischen Partner auf die Stärkung der afghanischen Institutionen
konzentrieren. "Entscheidend ist doch nicht, wer ein Ministerium 
führt, sondern wie das Ministerium arbeitet. Erst wenn wir eine 
effiziente Bürokratie haben, kann sich etwas verändern." Die 
37-jährige Vorsitzende der demokratischen Reformpartei "The Third 
Line" sieht auch eine weitere Aufstockung der ausländischen 
Truppenkontingente in Afghanistan skeptisch. Die meisten Afghanen, 
die sich den Aufständischen anschlössen, täten dies aus reiner 
Existenznot, es sei daher besser, mehr Mittel in den Wiederaufbau zu 
stecken. "Wenn die ausländischen Truppensteller die Hälfte ihrer 
Budgets für Entwicklungsvorhaben ausgeben würden, könnten sie viel 
mehr erreichen als mit immer mehr Soldaten." Das Ansehen der 
deutschen Soldaten hat ihrer Einschätzung nach nicht unter dem 
folgenschweren Luftangriff bei Kundus gelitten: "Die Menschen glauben
ihnen, dass ihnen der Vorfall nicht gleichgültig ist. Sie sollten 
sich nun aber auch um die Familien der Opfer kümmern", sagte Barakzai
Ende
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