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Neue Allianz "Pro Tempolimit" fordert Anschluss Deutschlands an die zivilisierte Welt

Neue Allianz "Pro Tempolimit" fordert Anschluss Deutschlands an die zivilisierte Welt
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Berlin (ots)

Bewegung aus der Gesellschaft soll Regierung zu 
schneller Entscheidung für ein generelles Tempolimit bewegen - 
Endlosdebatte rasch beenden, Verkehrssicherheit erhöhen und 
Deutschlands Glaubwürdigkeit im Klimaschutz international stärken - 
Deutsche Umwelthilfe, Verkehrsclub Deutschland und Polizeiexperten 
initiieren Allianz, die breites Spektrum gesellschaftlicher 
Organisationen hinter der Forderung nach einem "Ende der Raserei" 
vereinen soll
Eine neue Allianz "Pro Tempolimit - Für Klimaschutz und Verkehrssicherheit" 
hat alle interessierten gesellschaftlichen Gruppen, 
Organisationen und Verbände aufgerufen, sich jetzt hinter der 
Forderung nach einem generellen Tempolimit auf deutschen Autobahnen 
zu vereinen. So soll die seit Jahrzehnten andauernde Debatte endlich 
mit einer klaren Entscheidung beendet werden. Dies sei nötig, um die 
Zahl der Verkehrstoten zu reduzieren und die von einer großen 
Bevölkerungsmehrheit gewünschte Vorreiterrolle Deutschlands im 
internationalen Klimaschutz nicht ständig mit dem spezifisch 
deutschen Anspruch auf unbegrenzte Raserei zu belasten. Deutschland 
müsse "seinen Sonderweg aufgeben und in dieser Frage Anschluss finden
an die zivilisierte Welt", hieß es. Praktisch alle Mitglieder der 
Vereinten Nationen mit einer ausgebauten Straßeninfrastruktur hätten 
sich längst auf eine Tempobegrenzung verständigt.
"Die Zeit für ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen 
ist reif", sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Der 
Hamburger SPD-Parteitagsbeschluss habe die Parteiführung 
unvorbereitet getroffen, weil Spitzenpolitiker generell dazu neigten,
die Haltung der deutschen Autoindustrie und der Minderheit der 
passionierten Raser für das Ganze zu nehmen. Tatsächlich sei die 
Gesellschaft "nicht nur wegen des Blutzolls, den die Raserei jeden 
Tag fordert, sondern auch angesichts des sich beschleunigenden 
Klimawandels weiter als es sich viele Politiker vorstellen können". 
Der SPD-Beschluss gegen den erklärten Willen der Parteiführung von 
links bis rechts sei dafür das bisher deutlichste Symbol. Sämtliche 
Argumente gegen das Tempolimit seien "längst widerlegt oder 
peinlich", sagte Resch. "Ich warte auf den ehrlichen Politiker von 
der Kanzlerin abwärts, der oder die eingesteht, dass er fürchtet, 
sich gegen die Lobbymacht der deutschen Autohersteller nicht 
durchsetzen zu können und deshalb ständig neue alberne Hilfsargumente
gegen das Tempolimit erfindet."
Nun komme es darauf, die sich formierende gesellschaftliche 
Mehrheit für ein Tempolimit politisch wirksam werden zu lassen. Dazu 
setzen die Initiatoren der neuen Allianz auf ein "Wachstum ohne 
Tempolimit". Der Zusammenschluss verstehe sich als öffentlicher 
Gegenpol zur Hinterzimmer-Diplomatie der großen Autokonzerne, die 
bisher die Politik auch durch ein System von Belohnungen und 
bereitgestellter Karrierechancen fast nach Belieben von ernsthaften 
Initiativen für ein Tempolimit abgebracht hätten.
Zwar habe sich die Zahl der im Straßenverkehr getöteten Menschen 
in den vergangenen Jahren kontinuierlich verringert, sagte der 
Münsteraner Polizeidirektor Martin Mönnighoff. "Aber mehr als 5.000 
Tote pro Jahr stellen keine gute oder gar sehr gute Bilanz dar. Es 
sind 5.000 Tote zuviel." Jedes achte Unfallopfer in Europa sterbe 
immer noch in Deutschland. Deshalb müsse "mit der Verkehrssicherheit 
endlich Ernst gemacht werden", erklärte Mönnighoff, der als 
Lehrstuhlinhaber an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster 
Polizeiliche Verkehrslehre unterrichtet. Die Verkehrssicherheit könne
deutlich verbessert werden, wenn ein generelles Tempolimit auf 
Autobahnen eingeführt würde. Jährlich verunglücken mehr als 600 
Menschen tödlich auf deutschen Autobahnen (2006: 645) und über 30.000
(2006: 32.082) werden verletzt. Unfallursache Nummer eins sei 
überhöhte oder unangepasste Geschwindigkeit. 25 Menschen starben so 
beispielsweise im letzten Jahr an Baustellenabschnitten von 
Autobahnen.
Mönnighoff beklagte, dass sich in Deutschland seit mehr als zehn 
Jahren keine wissenschaftlichen Studien mehr mit der Frage 
beschäftigten, wie sich ein generelles Tempolimit auswirken würde. 
Deshalb müssten entsprechende ausländische Untersuchungen 
herangezogen werden. Daraus ergebe sich beispielsweise, dass eine 
Senkung der Durchschnittsgeschwindigkeit um ein Prozent zwei Prozent 
weniger Unfälle, drei Prozent weniger Verletzte und vier Prozent 
weniger Tote zur Folge habe. Nach Berechnungen des Europäischen 
Verkehrssicherheitsrates ETSC  würde eine Senkung der 
durchschnittlichen Fahrgeschwindigkeit auf Europas Straßen zwischen 3
und 5 km/h jährlich bis zu 11.000 Menschenleben retten. Frankreich 
habe gezeigt, dass mit ernsthaftem politischem Willen innerhalb von 
fünf Jahren die Zahl der Getöteten um 42% gesenkt werden könne. Ein 
Großteil an diesem beeindruckenden Fortschritt sei erkennbar auf die 
deutliche Reduzierung der gefahrenen Geschwindigkeiten 
zurückzuführen. Mönnighoff: "Ein generelles Tempolimit auf deutschen 
Autobahnen würde die hohen Geschwindigkeitsdifferenzen abbauen. Die 
führen regelmäßig zu Aggressionsdelikten wie dichtes Auffahren, Rasen
und Drängeln aber auch zu Verstößen gegen das Rechtsfahrgebot". Mehr 
als die Hälfte der Autofahrer in Deutschland geben inzwischen an, 
häufig oder sehr häufig auf der Autobahn Aggressionen ausgesetzt zu 
sein. Sogar vier von fünf Deutschen sind überzeugt, dass sich das 
Verkehrsklima in Deutschland in den vergangenen Jahren verschlechtert
habe.
"Bei Klimaschutz und Verkehrssicherheit helfen keine großen 
Worte, sondern nur konkrete Maßnahmen",  erklärte Michael Gehrmann, 
der Vorsitzende des Verkehrsclub Deutschland (VCD). Das Tempolimit 
sei eine davon, die sich zudem im Gegensatz zu den meisten anderen 
"einfach, schnell und kostengünstig umsetzen" ließe. Es sei "jetzt 
höchste Zeit, dass die Bundesregierung der sich formierenden Mehrheit
der Bevölkerung folgt und Schluss macht mit der Raserei."  Ein 
Tempolimit von 130 km/h könne nach Schätzungen von 
Bundesumweltminister Gabriel 2,5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr 
einsparen. "Das ist mehr als das gesamte milliardenschwere 
energetische Gebäudesanierungsprogramm der Bundesregierung bisher in 
fast zwei Jahren gebracht hat", ergänzte Gehrmann. Bei Tempo 120 
würde sich der Treibhausgasausstoß nach Berechnungen des VCD sogar um
mehr als 3 Millionen Tonnen verringern.

Pressekontakt:

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer, Hackescher Markt 4,
10178 Berlin; Mobil: 0171 3649170, Tel. Büro 07732 9995 0;
Fax.: 030 258986-19, E-Mail: resch@duh.de

Michael Gehrmann, Bundesvorsitzender Verkehrsclub Deutschland,
Kochstraße 27, 10969 Berlin; Mobil: 0174 3409786;
E-Mail: michael.gehrmann@vcd.org

Martin Mönnighoff, Polizeidirektor Lehrstuhl für Polizeiliche
Verkehrslehre, Deutsche Hochschule der Polizei, Münster; Zum Roten
Berge 18-24, 48165 Münster; 01606919765; Tel.: 02501806277;
E-Mail: martin.moennighoff@dhpol.de

Dr. Gerd Rosenkranz, Deutsche Umwelthilfe e. V., Leiter Politik,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030/258986-0,
Fax: 030/258986-19, Mobil: 0171 5660577, E-Mail: rosenkranz@duh.de

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