Nachfolgekrise im Mittelstand – und was die Politik jetzt ändern will
Schwarzach (ots)
Hunderttausende mittelständische Betriebe in Deutschland stehen vor einem Generationenwechsel – doch immer öfter fehlt es an Nachfolgern. Die Folge: Traditionsunternehmen schließen, Know-how geht verloren und ganze Regionen verlieren wirtschaftliche Stabilität.
Viele Inhaber finden niemanden, der ihren Betrieb übernehmen will – nicht wegen fehlender Eignung, sondern wegen zu hoher Bürokratie, Steuerlast und schlechten Anreizen. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Reformvorschläge aus der Politik kommen müssten – und welche Maßnahmen wirklich helfen könnten, um die Zukunft des Mittelstands zu sichern.
Ein Generationenwechsel mit weitreichenden Folgen
Traditionelle Betriebe aus Handwerk, Industrie und dem Dienstleistungssektor bilden das Fundament der regionalen Wirtschaftskraft. Seit Jahrzehnten sichern sie Arbeitsplätze, schaffen Werte und tragen zur Stabilität des Gemeinwesens bei. Trotz oftmals solider Geschäftsentwicklung, stabiler Umsätze und treuer Kundschaft geraten viele dieser Unternehmen nun in eine prekäre Lage: Sie stehen zum Verkauf – oft weit unter ihrem tatsächlichen Wert – oder werden stillgelegt, weil sich keine Nachfolge findet.
Verantwortlich für diese Dynamik ist der demografische Wandel. Die geburtenstarken Jahrgänge, bekannt als Babyboomer, haben in den vergangenen Jahrzehnten einen erheblichen Teil der heutigen Unternehmenslandschaft geprägt. Inzwischen nähern sich diese Unternehmer dem Ruhestand. Diese Entwicklung hat nicht nur Auswirkungen auf das Rentensystem, sondern führt auch zu einem historischen Vermögenstransfer und einem bislang beispiellosen Generationenwechsel in der deutschen Wirtschaft.
Ein Mittelstand in der Warteschleife
Zahlen belegen den Ernst der Lage: Laut der KfW-Studie sind rund 40 Prozent aller Firmeninhaber bereits über 60 Jahre alt. Innerhalb weniger Jahre wird ein erheblicher Teil dieser Unternehmer in den Ruhestand treten. Besonders betroffen sind klassische Wirtschaftsbereiche wie Handwerk, industrielle Produktion und gewerbliche Dienstleistungen – also genau jene Segmente, die lange Zeit als besonders stabil galten.
Denn die Schere zwischen scheidenden Inhabern und potenziellen Nachfolgern klafft immer weiter auseinander. Allein im aktuellen Jahr wird für über 200.000 Unternehmen eine Nachfolgelösung gesucht. Mehr als jeder dritte Inhaber ist heute im Rentenalter. Durch diesen Mangel an Nachfolgern entsteht eine paradoxe Situation: Es gibt funktionierende Unternehmen mit gesichertem Auftragsbestand, doch es fehlt an Menschen, die bereit sind, sie weiterzuführen.
Kulturelle Hürden und mentale Barrieren
Ein grundsätzliches Problem scheint in der gesellschaftlichen Haltung gegenüber Unternehmertum zu liegen. In Deutschland ist die Selbständigkeit – trotz ihrer Bedeutung – häufig mit Vorurteilen behaftet. Unternehmer werden nicht selten mit negativen Eigenschaften wie Profitgier in Verbindung gebracht, während Misserfolge schnell zum Gegenstand öffentlicher Kritik werden. Diese Haltung erzeugt eine Atmosphäre, in der Angst vor dem Scheitern überwiegt und potenzielle Nachfolger abgeschreckt werden – selbst dann, wenn sie fachlich und charakterlich gut geeignet wären.
Darüber hinaus sind viele junge Menschen in einem Umfeld aufgewachsen, das ihnen Sicherheit und Planbarkeit nahegelegt hat. Die Idee, unternehmerische Verantwortung zu übernehmen, erscheint oft riskant oder schwer vereinbar mit persönlichen Lebensentwürfen. Das führt dazu, dass zahlreiche Chancen ungenutzt bleiben – Chancen, die für das langfristige Fortbestehen vieler Betriebe entscheidend wären.
Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen erschweren Entscheidungen
Nicht zu unterschätzen sind auch strukturelle Faktoren, die das Unternehmertum in Deutschland erschweren. Die Steuerlast liegt im europäischen Vergleich deutlich über dem Durchschnitt: Während viele Länder Unternehmenssteuersätze zwischen 20 und 23 Prozent ansetzen, beträgt dieser in Deutschland rund 30 Prozent. In der Folge bleiben weniger finanzielle Mittel für Investitionen und betriebliche Rücklagen, was insbesondere im Mittelstand zum Hemmschuh für Wachstum und Innovationskraft wird.
Hinzu treten Belastungen durch hohe Energiepreise, steigende Sozialabgaben und rigide arbeitsrechtliche Vorgaben. Diese Faktoren zusammengenommen senken die Attraktivität der Unternehmensführung – nicht nur für junge Nachfolger, sondern auch für erfahrene Führungskräfte, die einen Betrieb im Rahmen einer Nachfolge übernehmen könnten.
Bürokratie und Digitalisierung – ungelöste Dauerbaustellen
Ein besonders drängendes Problem bleibt die überbordende Bürokratie. Viele mittelständische Betriebe sehen sich einem wachsenden Verwaltungsaufwand gegenüber, der immer mehr Ressourcen bindet. Statt sich auf Kunden, Produktqualität oder Innovationen konzentrieren zu können, müssen sich Unternehmer mit Formularen, Auflagen und Vorschriften auseinandersetzen. Die digitale Infrastruktur staatlicher Stellen ist oft unzureichend – was einfache Prozesse unnötig kompliziert macht und den Handlungsspielraum der Betriebe einschränkt.
Zusätzliche gesetzliche Regelungen wie das Lieferkettengesetz fordern zudem Personalressourcen, die kleinere und mittlere Unternehmen oftmals nicht bereitstellen können. Die Folge ist eine weitere Belastung für die Geschäftsführung – in vielen Fällen für eine einzelne Person, die sich ohnehin schon im Spannungsfeld zwischen betrieblicher Verantwortung und wachsender Bürokratielast befindet.
Zukunftsfähige Strukturen schaffen
Ein modernes Unternehmensumfeld erfordert daher mehr denn je eine konsequente Entlastung. Dazu gehören eine Digitalisierung der Verwaltungsabläufe, klar definierte Zuständigkeiten und ein Abbau regulatorischer Hürden. Durch eine gezielte Entbürokratisierung ließen sich nicht nur interne Prozesse verschlanken, sondern auch Entscheidungswege verkürzen – mit positiven Auswirkungen auf die Nachfolgebereitschaft und Innovationsfähigkeit.
Gleichzeitig muss die Finanzierung von Unternehmensnachfolgen stärker in den Fokus rücken. Förderprogramme wie zinsgünstige Darlehen der KfW oder der Landesbanken sind ein wichtiger Baustein, doch sie reichen nicht aus. Gerade in klassischen Branchen fehlt es oft am nötigen Eigenkapital, um den Einstieg in ein bestehendes Unternehmen zu realisieren.
Fazit
Die Sicherung des Mittelstands ist weit mehr als eine wirtschaftspolitische Notwendigkeit. Es geht um den Erhalt kultureller Werte, um die Stabilität ganzer Regionen und um die Zukunft zahlreicher Arbeitsplätze. Eine breit angelegte Nachfolgestrategie muss deshalb auf verschiedenen Ebenen ansetzen: kulturell, politisch, wirtschaftlich und bildungstechnisch. Der Mittelstand braucht nicht nur Anerkennung, sondern verlässliche Rahmenbedingungen, die eine Übernahme attraktiver machen.
Über Fabian Zamzau und Michael Polit:
Fabian Zamzau und Michael Polit sind die Geschäftsführer der Otter Consult GmbH. Sie unterstützen Unternehmer dabei, einen qualifizierten Nachfolger für ihren Betrieb zu finden, um ihn im Anschluss gewinnbringend an den Interessenten zu verkaufen. Das Team der Otter Consult GmbH begleitet seine Kunden hierbei bei allen wichtigen Prozessen und Entscheidungen und betreut sie vollumfänglich bis zum Verkauf. Weitere Informationen unter: https://otterconsult.de/.
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