Alle Storys
Folgen
Keine Story von Spica Verlag GmbH mehr verpassen.

Spica Verlag GmbH

Was ist ein gutes Kinderbuch?

Was ist ein gutes Kinderbuch?
  • Bild-Infos
  • Download

Als Autor besuche ich mehrmals im Jahr Kindertageseinrichtungen und Grundschulen. Gern nutze ich diese Gelegenheiten, um meinen überwiegend jungen Zuhörern und Lesern die Möglichkeit zu geben, Fragen an mich zu richten. Zuletzt ist mir eine Frage im Gedächtnis geblieben und ließ mich seitdem nicht mehr los:

„Was ist für dich ein gutes Kinderbuch?“

Auf den ersten Blick scheint die Frage leicht zu beantworten, einfach aus dem Bauch heraus. Doch so leicht möchte ich es mir in diesem Fall nicht machen, denn es gibt dabei durchaus einige Aspekte zu berücksichtigen. Zugleich stellt sich die generelle Frage: Gibt es überhaupt gute und schlechte Kinderbücher?

Auf eine erste Google-Recherche antwortet mir die künstliche Intelligenz, dass ein gutes Kinderbuch gekennzeichnet sei durch eine ansprechende Geschichte in altersgerechter Sprache. Die dazugehörigen Illustrationen sollen anregend sein und die Fantasie fördern. Des Weiteren solle ein gutes Kinderbuch Themen behandeln, die für die Zielgruppe von Bedeutung sind und als Unterstützung in der Entwicklung dienen. Besonders wichtig seien dabei Vielfalt und Identifikation. So weit, so gut. Zufriedengeben möchte ich mich mit dieser ersten Antwort noch nicht.

Hilft vielleicht ein Blick in meine eigene Kindheit? Ich erinnere mich noch gut an mein Lieblingsbuch aus Kindertagen: „Mein Abenteuer mit Wildfang“, eines jener personalisierten Geschenkbücher, die man in den Neunzigerjahren bei Quelle bestellen konnte. Hauptfigur der Handlung war: ich. Auch wenn der illustrierte Junge auf dem Cover keine Ähnlichkeit mit mir hatte, konnte ich mich bestens mit der Figur identifizieren. Darüber hinaus kamen auch noch meine Schwester, meine Eltern und sogar der Hund meiner Tante in der Geschichte vor. Immer wieder bat ich meine Eltern darum, mir aus „Mein Abenteuer mit Wildfang“ vorzulesen. Irgendwann konnte ich die Handlung selbst nacherzählen. Doch hilft mir diese Erkenntnis dabei, die eigentliche Frage zu beantworten?

Woran bemisst sich, was ein gutes Kinderbuch ist? An den Verkaufszahlen? Ist nur ein erfolgreiches Buch ein gutes Buch?

Mit Blick auf meine eigenen Erfahrungen als Kinderbuchautor denke ich selbstverständlich regelmäßig über die Qualität meiner eigenen Bücher nach. Schreibe ich zielgruppengerecht? Bietet die Handlung genügend didaktischen und pädagogischen Mehrwert? Ist die Geschichte spannend genug? Vor zehn Jahren erschien mein erstes Kinderbuch, „Die kleine Eins“, im Spica Verlag. Ein Moment, den ich mein Leben lang in positiver Erinnerung behalten werde. Das erste eigene Buch in den Händen zu halten, ist ein, selbst für einen Autoren, schwer zu beschreibendes Gefühl. Glücklicherweise fand ich in meiner Studienkollegin Marie Reimann die passende Illustratorin, die es vermochte, meine Worte in ansprechende Bilder zu übersetzen.

Hinsichtlich der Verkaufszahlen seit Erscheinen ist mein Erstlingswerk definitiv positiv zu bewerten. „Die kleine Eins“ wird deutschlandweit flächendeckend in Kitas und für den mathematischen Anfangsunterricht genutzt. Neben drei weiteren Fortsetzungen sind sogar niederdeutsche und englischsprachige Übersetzungen veröffentlicht worden. Zuletzt ist im Spica Verlag „Die kleine Eins und das Mengenkrokodil“ erschienen. Doch wer trifft in letzter Konsequenz die Kaufentscheidung? Genau: die Eltern. Natürlich möchte ich, dass meine Geschichten auch den Erwachsenen gefallen, das lässt sich nicht leugnen. Ein Autor lebt vom Verkauf seiner Bücher und jedes Exemplar, dass analog oder online über den Ladentisch wandert, ist als positive Bestätigung der eigenen Arbeit zu verstehen. Dennoch greift dieser Blickwinkel zu kurz. Für wen schreibe ich meine Geschichten? Für mich selbst? Für andere Erwachsene? Natürlich muss das Schreiben auch mir als Autor Freude bereiten. Das tut es zum Glück auch nach wie vor. Aber letztlich sind es doch die Kinder, deren Meinung zählt, oder?

Umso mehr freue ich mich auf meinen Lesungen über das zumeist positive Feedback der Heranwachsanden. Sie äußern Ideen und Vermutungen zu meinen Geschichten, auf die ich selbst nie gekommen wäre. Begeistert berichten sie mir, welche Teile der Buchreihe sie schon kennen und durchschauen Zusammenhänge zwischen den Figuren und Handlungen. Das ist die Art von Wertschätzung, die mich stetig dazu motiviert, an mich als Autor zu glauben und mein Bestes zu geben, um meine Geschichten einem größtmöglichen Publikum bekannt zu machen. Es sind die Kinder, die bestimmen, was ein gutes Kinderbuch ist. Nicht jedes Kind muss jedes Buch mögen. Auch hier sind Geschmäcker verschieden. Kritik ist immer wichtig für die weitere Entwicklung einer Kinderbuchreihe, besonders wenn man sie von der unmittelbaren Zielgruppe erhält. Wobei es bisweilen schwer fällt, eine enge Leserklientel zu definieren. Hauptsächlich richten sich die Bücher der kleinen Eins an Vorschüler und Erstklässler. Nicht umsonst herrscht rund um die Einschulungszeit Hochkonjunktur bei den Verkäufen. Zugleich höre ich Berichte von Zweijährigen, denen bereits mein erstes Buch vorgelesen wird. Kinder sind so vielfältig wie die wunderbare Bücherlandschaft im deutschsprachigen Raum, die insbesondere von Kleinst- und mittelgroßen Verlagen getragen wird. Diese Kulturlandschaft gilt es, für nachkommende Generationen zu erhalten. Dementsprechend kann ich nur empfehlen, jedem Buch, auch den weniger bekannten, eine Chance zu geben. Gedruckte Worte vermögen vielmehr als Smartphone, Fernseher und Co., die Entwicklung von Fantasie und Empathie zu fördern.

Abschließend möchte ich meinen Blick dennoch auch auf die Erwachsenen richten, insbesondere auf die engagierten Pädagogen in Kita und Schule, die „Die kleine Eins“ für ihre tägliche Arbeit nutzen. Hin und wieder recherchiere ich im Internet und entdecke neue Fundstücke, die mich begeistern. Es verblüfft mich, mit wie viel Einfallsreichtum meine Bücher von anderen für ihre Bildungs- und Erziehungsarbeit aufbereitet werden. Ich erkenne dann didaktische Potentiale, auf die ich selbst beim Schreiben meiner Geschichten nie gekommen wäre.

Wie heißt es doch so schön? Ein gutes Buch sei stets etwas schlauer als der Autor. Dem schließe ich mich ohne Vorbehalte an.

Herzlichst Ihr

Felix Walk

Spica Verlag GmbH

Frau Kathrin Kolloch

Liepser Weg 8

17237 Blumenholz

fon  ..: +49 (0)395 / 57 06 89 19 
web  ..: https://spica-verlag.de/
email :   presse@spica-verlag.de