Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.
„Das Vorziehen von Klimaneutralität muss man sich leisten können.“
61/2025
VNW-Direktor Andreas Breitner:
Wer bezahlbare Mieten will, muss beim Volksentscheid mit ‚Nein‘ stimmen.Klimaneutralität fünf Jahre früher – die Mieten werden deutlich steigen.Klimaschutz funktioniert nur, wenn er pragmatisch umgesetzt wird.Wessen Interessen vertritt der Mieterverein?
Der Mieterverein zu Hamburg setzt sich vehement für einen Erfolg des Volksentscheids zum Vorziehen von Klimaneutralität am 12. Oktober ein.
Dazu erklärt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW):
„Was macht eigentlich der Vorsitzende des Mietervereins zu Hamburg beruflich? Sich für die echten Interessen der Mieterinnen und Mieter einzusetzen, gehört offenbar nicht mehr dazu. Anders lässt sich nicht erklären, warum der Mieterverein wider besseres Wissen so vehement einen Volksentscheid unterstützt, der nachweislich zu einer deutlichen Erhöhung der Mieten in Hamburg führen wird.
Ja, Hamburg ist eine wohlhabende Stadt. Es gibt hier aber auch viele Menschen, bei denen eine Mieterhöhung um 20 oder 30 Cent pro Quadratmeter Wohnfläche große finanzielle Probleme und Sorgen verursacht. Dem VNW gehören viele soziale Vermieter an. Sie garantieren insbesondere einkommensschwachen Haushalten niedrige Mieten.
Sie haben stets im Blick, ihren Mieterinnen und Mieter moderne, bezahlbare Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Sie ringen bei jeder Mieterhöhung darum, ob diese die Menschen nicht überfordert - und verzichten immer wieder, wenn es andere Möglichkeiten gibt, höhere Kosten zu schultern.
Bis zu 4,50 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche mehr
Für den Vorsitzenden des Hamburger Mietervereins ist es offenbar kein Problem, dass die Mieten in den kommenden Jahren deutlich steigen werden. Unsere Experten haben ausgerechnet, dass zusätzlich zu den normalen Mieterhöhungen, die wegen Inflation, steigender Baupreise und höherer Löhne für die Mitarbeiter der Wohnungsunternehmen notwendig sind, noch mindestens drei Euro pro Quadratmeter hinzukommen müssen, um Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Für fünf Jahre früher wären nochmal 1,50 Euro pro Quadratmeter mehr Miete fällig.
Deutschlands Anteil an den weltweiten CO2-Emissionen liegt bei rund 1,8 Prozent - Hamburgs Anteil dürfte kaum messbar sein. Hauptverursacher sind in den Wohnungen die Raumwärme und das Warmwasser.
Spricht man mit Klimaschutzaktivisten, halten sie entgegen: ‚Wir müssen ein Signal leisten‘. Nur dieses Signal muss man sich leisten können.
Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 hinzubekommen, wird im Gebäudebestand eine Mammutaufgabe. Warum das jetzt alles um fünf Jahre vorgezogen werden soll, kann niemand rational erklären. Ein Signal halt.
Mieten werden rascher steigen müssen
Was wir aber wissen: wenn man das Ganze jetzt um fünf Jahre vorzieht, werden natürlich auch die Mieten rascher und deutlicher steigen müssen. Denn irgendwoher muss das Geld für die Investitionen ja herkommen. Das ist im übrigen einfache Mathematik und kein Hexenwerk.
Es ist richtig, wenn der Mieterverein darauf verweist, dass von den Aufwendungen für eine energetische Sanierung auf Grund der Kappungsgrenze innerhalb von drei Jahren lediglich zwei bzw. drei Euro pro Quadratmeter Wohnfläche auf die Mieter umgelegt werden dürfen
Der Vorsitzende des Mietervereins tut jedoch jetzt so, als seien das Peanuts. Bei einer 80-Quadratmeterwohnung sind das immerhin mindestens 160 Euro mehr Miete im Monat. Jede Mieterin und jeder Mieter sollten einmal nachrechnen, was das für sie oder ihn bedeutet.
Vermieter werden jede Möglichkeit der Refinanzierung nutzen müssen
VNW-Unternehmen haben bei einer Sanierung schon immer sehr genau geprüft, in welcher Höhe Kosten auf die Mieterinnen und Mieter umgelegt werden können - und dabei regelmäßig die gesetzlich zulässigen Mieterhöhungen nicht genutzt. Wenn aber Klimaneutralität um fünf Jahre vorgezogen wird, dann werden die sozialen Vermieter gezwungen sein, jede Möglichkeit der Refinanzierung zu nutzen.
Auch wenn der Mieterverein einen anderen Eindruck erweckt: soziale Vermieter haben keinen Geldsack im Keller stecken, den sie nur anzapfen müssen. Sie haben in den vergangenen Jahrzehnten alle finanziellen Ressourcen genutzt, um die Mieten stabil niedrig zu halten.
Was Mieterverein zu Hamburg zudem verschweigt, ist, dass die von ihm genannten 1,57 Euro Mieterhöhung sich lediglich auf die Modernisierungskosten bezieht. Natürlich können die Mieten auch weiterhin im Rahmen der Gesetze erhöht werden. Und ich sage noch mal: die Vermieter werden durch überzogene ökologische Ziele gezwungen sein, diese gesetzlich erlaubten Spielräume zu nutzen.
Das ist im Übrigen völlig logisch: Wenn Investitionen vorgezogen werden müssen, braucht es mehr Geld dafür. Und die Mieten sind für die sozialen Vermieter die einzige Möglichkeit, dieses Geld zu bekommen. Sie verkaufen aus sozialpolitischen Gründen nämlich keine Wohnungen an private Heuschrecken.
Ich wiederhole es gern noch mal:
Soziale Vermieter haben in den vergangenen Jahrzehnten ihren Spielraum, Mieten zu erhöhen, in der Regel nicht in Gänze ausgenutzt. Das hat dazu geführt, dass die monatliche Netto-Kaltmiete von VNW-Unternehmen in Hamburg bei 7,81 € pro Quadratmeter Wohnfläche liegt – also fast zwei Euro unter dem Hamburger Mietendurchschnitt. Damit wird es jetzt vorbei sein.
Wer jetzt den Mieterinnen und Mieter Sand in die Augen streut und erklärt es werde schon nicht alles so teuer werden, der täuscht insbesondere einkommensschwache Haushalte. Für sie wird die angestrebte Klimaneutralitität finanziell existenzgefährdend.
Ja, Klimaschutz ist notwendig und wird Geld kosten. Klimaschaden wird deutlich teurer. Allerdings benötigen wir bei der Umsetzung von Klimaneutralität im Wohnungsbestand Augenmaß. Denn es ist keine theoretische Debatte, sondern harte Realität von Hunderttausenden Mieterinnen und Mietern, wenn der Vorsitzende des Mietervereins mal so nebenbei eine Mieterhöhung von 1,57 Euro pro Quadratmeter für in Ordnung erklärt.
Soziale Vermieter sind nicht gegen Klimaschutz. Sie investieren seit vielen Jahrzehnten Jahr für Jahr hunderte Millionen Euro in die energetische Sanierung ihrer Gebäude, in die Modernisierung ihrer Heizungsanlagen, in moderne Fenster. Sie haben aber immer die Mieterinnen und Mieter im Blick, vor allem jene, die es nicht zu Dicke haben.
Diese Mieterinnen und Mieter aber scheint der Hamburger Mieterverein aufgegeben zu haben.
Ein JA zu bezahlbaren Mieten heißt NEIN beim Volksentscheid.“
Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 468 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 775.000 Wohnungen leben rund zwei Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,74 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.
V.i.S.P.: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation, Telefon: +49 40 52011 226, Mobil: +49 151 6450 2897, Mail: schirg@vnw.de