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VNW-Direktor Andreas Breitner zum Interview von Umweltsenator Jens Kerstan: "Der Senator irrt. Im Gebäudebereich tut sich energetisch viel."

83/2022

Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan hat in einem Interview des Hamburger Abendblatts die Sorge über den Stand der energetischen Gebäudesanierung in Hamburg geäußert und erklärt, hier würden große Fortschritte bisher nicht zu erkennen sein. In diesem Zusammenhang plädierte er für eine weitere Dämmung von Gebäuden und lehnte Änderungen bei den energetischen Standards ab.

Dazu erklärt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW):

„Der Senator irrt. Im Gebäudebereich tut sich energetisch viel. Die im VNW organisierten Wohnungsunternehmen haben in den vergangenen zehn Jahren mehr als zehn Milliarden Euro in die energetische Sanierung ihrer Wohngebäude investiert und dabei darauf geachtet, dass die Mieten für Menschen mit mittlerem und geringem Einkommen bezahlbar bleiben.

Senator Kerstan macht es sich einfach, wenn er erklärt, im Gebäudebereich tue sich zu wenig. Die sozialen Vermieter sind sich ihrer Verantwortung für die Umwelt sehr wohl bewusst. Sie vertreten aber auch die Interessen ihrer Mieterinnen und Mieter, die ihre Wohnung auch nach einer Sanierung bezahlen können müssen. Dieser soziale Aspekt scheint dem Senator nicht so wichtig zu sein.

Legitimation der energetischen Sanierung steht in Frage

Was das Fehlen von Fortschritten bei der energetischen Gebäudesanierung angeht, so hat der Senator recht - aber in einem Sinne, den er sicher nicht gemeint haben dürfte. Um die Klimaschutzziele zu erreichen, haben die Wohnungsunternehmen in Deutschland seit 2010 mehr als 340 Milliarden Euro in die energetische Modernisierung investiert. Das Problem: Während der Energieverbrauch der Haushalte von 1990 bis 2010 um 31 Prozent zurückging, verharrt er seit 2010 trotz der hohen Investitionen auf demselben Niveau.

Mit anderen Worten: obwohl in der vergangenen Dekade Jahr für Jahr zig Milliarden Euro in die energetische Sanierung von Wohngebäuden und dabei ein großer Teil in deren Dämmung investiert wurden, wurde keine Energie eingespart. Das muss doch all die alarmieren, die immer nur nach Dichten und Dämmen rufen. Anstatt immer mehr von dem zu fordern, was nicht hilft, wäre es sinnvoll, seinen Fokus zu korrigieren.

Quartiersansatz der SAGA ist bundesweit Vorbild

Dabei muss man nicht mal in andere Bundesländer schauen, wenn man intelligente Klimaschutzkonzepte studieren will. Hamburgs eigener Wohnungsbaukonzern, die SAGA Unternehmensgruppe, ist bundesweit Innovationstreiber bei der Suche nach Lösungen, bezahlbares Wohnen und Klimaschutz miteinander zu verbinden.

Vor allem der Quartiersansatz, bei dem eine Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes durch verschiedene technische Lösungen auf Quartiersebene umgesetzt wird, ist nachhaltig und gefährdet nicht die niedrigen Mieten. Es ist an der Zeit, dass sich der Senat geschlossen hinter diese Projekte stellt. Sie sind geeignet, den Klimaschutz und die bezahlbare Miete zu ermöglichen.

Keine weiteren Verschärfungen von energetischen Auflagen

Es ist zudem unsinnig, immer weiterer Verschärfungen der Energieeffizienz von Gebäuden zu fordern, ohne zu sagen, dass das am Ende die Mieterinnen und Mieter bezahlen müssen. Zudem wären wir froh, wenn die Politik zu einer verlässlichen Förderung zurückkehren würde. Der KfW-Förderstopp von Bundesminister Robert Habeck hat die sozialen Vermieter in Norddeutschland mindestens 250 Millionen Euro an Fördermitteln gekostet sowie den Bau und die energetische Modernisierung von mehr als 13.000 bezahlbaren Wohnungen gefährdet.

Soziale Vermieter geraten angesichts immer schärferer und damit teurerer Vorgaben in die Lage, nicht mehr bauen zu können. Wer aber teuer bauen muss, kann nicht günstig vermieten. Das ist eine einfache betriebswirtschaftliche Regel. Die Folge ist: es wird einfach nicht mehr gebaut. Das hat auch eine Umfrage unter den Hamburger VNW-Unternehmen ergeben. 27,2 Prozent der Unternehmen werden für 2022 geplante Neubauprojekte verschieben, 30 Prozent sind noch unsicher. Dadurch könnte sich der Baustart von bis zu 1300 Wohnungen verzögern.

Der Bau von Einfamilienhäusern ist Hamburg nicht mehr zeitgemäß

Recht hat der Senator mit seiner Forderung, „keine neuen Einzelhäuser mehr über die bereits bestehenden und geplanten hinaus (zu) bauen“. Derzeit fallen in Hamburg rund ein Fünftel der Wohnungen in die Kategorie Einzelhaus. Für Hamburg reicht das aus, zumal Wohnungen in neuen Einfamilienhäusern im Vergleich zu Mehrfamilienhäusern im Durchschnitt fast doppelt so groß sind. Der CO2-Verbrauch spricht klar gegen das Einfamilienhaus und für das Mehrfamilienhaus. Allerdings ist seit einigen Jahren in Hamburg Anteil von Einfamilienhäusern am Bau neuer Wohnungen bereits rückläufig.

Bedenkenswert sind auch die Überlegungen von Senator Kerstan zur Größe von Wohnungen. Die durchschnittliche Wohnfläche je Einwohner ist in Hamburg von 33,4 Quadratmetern im Jahr 1991 auf 40,2 Quadratmeter im Jahr 2020 gestiegen. Es stellt sich die Frage, ob angesichts des hohen Kostendrucks und der Herausforderungen des Klimawandels nicht eine gesellschaftliche Debatte über den angemessenen Wohnraumbedarf geführt werden sollte.“

2022/07/03

Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 407 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 686.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,20 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.

V.i.S.P.: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation, Telefon: +49 40 52011 226, Mobil: +49 151 6450 2897, Mail: schirg@vnw.de

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