Bremerhavener Absolvent Martin Urbach erhält Jesse-Wissenschaftspreis
Pressemitteilung der Hochschule Bremerhaven vom 30. Oktober 2025
Bremerhavener Absolvent Martin Urbach erhält Jesse-Wissenschaftspreis
Forschungsarbeit weist Vorkommen Langschnäuziger Seepferdchen in Deutschland nach
Schon länger beobachten Forschende, dass vermehrt Seepferdchen an den norddeutschen Küsten angespült werden. Eine Erklärung dafür haben sie bislang nicht. Martin Urbach hat für seine Bachelorarbeit an der Hochschule Bremerhaven in Kooperation mit dem Thünen-Institut für Seefischerei das Aufkommen verschiedener Seepferdchenarten an der nordfriesischen Küste untersucht und dabei nicht nur eine Toolbox zur Artbestimmung und Vermessung entwickelt, sondern auch eine Art nachgewiesen, die bislang nicht an deutschen Küsten entdeckt worden war. Dafür wurde er nun mit dem Jesse Wissenschaftspreis des Mellumrats e.V. ausgezeichnet.
Einige Seepferdchenarten gelten als bedroht. Besonders die Zerstörung der Seegraswiesen vor den Küsten gefährdet ihren Lebensraum. Gleichzeitig landen sie oft als Beifang in Fischereinetzen. Seit einigen Jahren werden jedoch immer häufiger angespülte Seepferdchen an den Stränden entdeckt. Ob sich daraus schließen lässt, dass sich ein neuer Bestand im Wattenmeer ansiedelt, kann bislang nicht geklärt werden. Dies hat Martin Urbach, der an der Hochschule Bremerhaven Biotechnologie der Marinen Ressourcen studiert hat, während seines Praktikums am Thünen-Institut für Seefischerei auf seine Projektidee gebracht. „Der Themenvorschlag kam von meinem Betreuer Dr. Hermann Neumann. Immer wieder werden Seepferdchen an den Küsten angespült, aber niemand weiß, warum. Allgemein gibt es nur sehr wenig Forschung und somit auch wenige Daten zu Seepferdchen in Deutschland. Das wollte ich ändern“, sagt Urbach. Die Betreuung der Abschlussarbeit übernahmen Dr. Hermann Neumann, Wissenschaftler am Thünen-Institut für Seefischerei, und Prof. Dr. Miriam Püts, Professorin an der Hochschule Bremerhaven, die ebenfalls am Thünen-Institut für Seefischerei forscht.
Vorkommen Langschnäuziger Seepferdchen nachgewiesen
Insgesamt 210 Seepferdchenfunde hat Martin Urbach analysiert. Diese stammten größtenteils aus einer Citizen-Science-Kampagne, bei der Strandspaziergänger:innen ihre Funde online melden, indem sie Fotos von ihnen hochladen. Dr. Hermann Neumann vom Thünen-Institut für Seefischerei koordinierte die wissenschaftliche Auswertung der Bilder. Auch Daten aus wissenschaftlichen Studien und Museen flossen ein. „Ich habe mir angesehen, an welchem Ort Seepferdchen angespült wurden und wie viele. Außerdem habe ich ihre Art, ihr Entwicklungsstadium und ihr Geschlecht bestimmt“, so der Absolvent. Aus seinen Erkenntnissen entwickelte er eine Toolbox, mit der Forschenden zukünftig die Vermessung der Tiere erleichtert werden soll.
Bei seiner Forschung hat Martin Urbach einige überraschende Beobachtungen gemacht. „Ich habe herausgefunden, dass es an der nordfriesischen Küste nicht nur die Kurzschnäuzigen Seepferdchen gibt, sondern auch Langschnäuzige Seepferdchen. Das ist der erste Nachweis dieser Art in Deutschland“, erklärt Urbach. Außerdem seien mehr Kurzschnäuzige Seepferdchen gefunden worden als erwartet und diese seien auch größer als ihre Artgenossen im Mittelmeerraum. Für diese Entdeckung hat Der Mellumrat e.V. den Absolventen mit dem Jesse Wissenschaftspreis ausgezeichnet. Dieser prämiert jährlich eine herausragende wissenschaftliche Arbeit zum Umwelt- und Naturschutz an der niedersächsischen Küste. „Mein Betreuer Dr. Neumann hat mir vorgeschlagen, dass ich mich mit meinen Ergebnissen für den Preis bewerben sollte. Dass ich ausgezeichnet wurde, freut mich sehr“, so Urbach
Praktikum führte zu Forschungsthema
Inzwischen studiert Martin Urbach nicht mehr in Bremerhaven. Nach seinem Bachelorabschluss im Sommer 2025 wechselte er an die Universität Potsdam, um sich dort in einem Masterstudium allgemeiner mit Biodiversität und Ökologie zu beschäftigen. Den aktuellen und zukünftigen Studierenden der „Hochschule am Meer“ empfiehlt er, mit den Lehrenden über Praktika zu sprechen. „Ich habe bei einer Exkursion ins Thünen-Institut gesehen, woran die Forschenden dort arbeiten. Das fand ich so spannend, dass ich meine Professorin Dr. Miriam Püts gefragt habe, ob ich dort in meiner Praxisphase ein Praktikum machen kann. Sie hat den Kontakt hergestellt und auch meine Bachelorarbeit betreut.“
Der siebensemestrige Bachelorstudiengang Biotechnologie der Marinen Ressourcen bereitet die Studierenden ideal auf zukünftige Herausforderungen in der aquatischen Biotechnologie sowie der medizinischen und der lebensmitteltechnologischen Diagnostik vor. Einen weiteren Teil des Studiums bilden marine Managementthemen wie beispielsweise integriertes Küstenzonenmanagement, Ecosystem Services und der ökologische Footprint. Es wird ein umfassendes Wissen über die Meeresbiologie und ihre marine Flora und Fauna, Fischerei und Aquakulturen sowie andere Formen der marinen Ressourcennutzung vermittelt, welches die Studierenden in Laboren und Übungen vertiefen können. Im Laufe des Studiums können die Studierenden zwischen zwei Schwerpunkten wählen. Im Schwerpunkt „Marine Ressourcen“ liegt der Fokus darauf, umfassendes Wissen über das Meer als Ökosystem und dessen wirtschaftlich nutzbare Ressourcen zu vermitteln. Der Schwerpunkt „Bio-Analytik“ dient der Vertiefung des Wissens über molekularbiologische Diagnoseverfahren und vermittelt die nötigen Fähigkeiten zur Entwicklung, Optimierung und Standardisierung solcher Methoden.
Mit Begeisterung studieren, lehren und forschen – dafür steht die Hochschule Bremerhaven seit 50 Jahren. In mehr als 20 praxisnahen und innovativen Studiengängen profitieren die rund 3.000 Studierenden von der engen Zusammenarbeit mit der regionalen Wirtschaft und modernen Lehr- und Lernansätzen. Die zahlreichen Forschungsaktivitäten der „Hochschule am Meer“ wurden bereits vielfach ausgezeichnet und unterstützen nachhaltige Entwicklungen in der Region und darüber hinaus.
Pressekontakt: Hochschule Bremerhaven Nadine Metzler An der Karlstadt 8 27568 Bremerhaven nmetzler@hs-bremerhaven.de presse@hs-bremerhaven.de