Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Unternehmerische Erfahrungen mit der Treuhandanstalt: Sachsen-Anhalt im Fokus
Unternehmerische Erfahrungen mit der Treuhandanstalt: Sachsen-Anhalt im Fokus
Anlässlich des 35. Jahrestags der Gründung der Treuhandanstalt am 17. Juni 1990 veröffentlicht die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur 21 Videointerviews mit Unternehmerinnen und Unternehmern, die ab 1990 ehemalige DDR-Betriebe übernommen haben. Die Gespräche erweitern das Treuhand-Dossier auf der Website der Stiftung, das inzwischen eine umfassende Sammlung von Zeitzeugenstimmen und Materialien zum Thema bietet.
„Die neuen Interviews zeigen, wie unmittelbar und widersprüchlich die wirtschaftliche Transformation erlebt wurde – nicht theoretisch, sondern als Alltag voller Entscheidungen, Verantwortung und Risiken“, erklärt Dr. Anna Kaminsky, Direktorin der Bundesstiftung Aufarbeitung. „Unsere Sammlung lädt dazu ein, die Arbeit der Treuhand differenziert zu betrachten und auch Klischees zu hinterfragen, die sich in den 1990er Jahren verfestigt haben.”
Ein Teil der Interviewten kam nach dem Mauerfall in die DDR, um Unternehmen zu erwerben oder als Investoren tätig zu werden. Andere übernahmen die Betriebe, in denen sie zuvor selbst gearbeitet hatten – als technische Leiter, Direktoren oder Selbstständige. Manche konnten ihre Unternehmen langfristig etablieren, andere scheiterten.
Dr. Helmut Schache übernahm 1992 die Kösener Spielzeug Manufaktur GmbH. Der Hersteller wird bis heute von ihm geführt.
Ulrich Nitsch prägte nach der Wiedervereinigung die Geschicke der Halberstädter Würstchen GmbH entscheidend mit. Er brachte seine Sanierungserfahrung in die Marke ein und sicherte so ihr Fortbestehen.
Angela Brockmann war Dolmetscherin und später Pressesprecherin bei SKET-Schwermaschinenbau in Magdeburg. Nach der Insolvenz des Schwermaschinenbauers 1996 machte sie sich erfolgreich im Umwelttechnikbereich selbstständig.
Dr. Helge Fänger führte das Serumwerk Bernburg gemeinsam mit Kollegen nach der Privatisierung als Aktiengesellschaft durch ein Management-Buy-Out. Bis 2014 engagiert er sich im Unternehmen Solvay Chemicals GmbH erfolgreich als Vorstandsvorsitzender, bis heute ist er Aufsichtsratsvorsitzender.
Ziel der Veröffentlichung ist es, diese individuellen Perspektiven sichtbar zu machen und die Debatte über die Treuhandanstalt um unternehmerische Erfahrungen zu erweitern. Dabei geht es nicht um pauschale Urteile, sondern um die historische Einordnung von Entscheidungen und Handlungsweisen im Kontext einer komplexen Umbruchsituation.
Die Interviews und begleitenden Podcastfolgen sind kostenfrei abrufbar unter:
Jonathan Harnisch
Pressereferent
Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
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