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Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie

Zukunftsbäume für die Stadt im Klimawandel

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Zukunftsbäume für die Stadt im Klimawandel

HLNUG stellt neues Online-Tool zur Auswahl vor

Wiesbaden, 10. Oktober 2022 – Hessen hat in diesem Jahr den trockensten, sonnenscheinreichsten und zweitwärmsten Sommer seit Aufzeichnungsbeginn erlebt – dies hat deutliche Spuren hinterlassen. Auch für Bäume in der Stadt haben die langanhaltende Dürre und die extreme Hitze in den Sommermonaten sichtbar negative Auswirkungen. In Zukunft sollte deshalb schon bei der Pflanzung von Bäumen darauf geachtet werden, dass hitze- und trockenheitsresiliente Arten gewählt werden.

Um diese Auswahl zu erleichtern hat das Fachzentrum Klimawandel und Anpassung im Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) deshalb pünktlich zur Pflanzzeit im Herbst ein interaktives und anwenderfreundliches Online-Tool zu Stadtgrün im Klimawandel entwickelt. Es dient als fachliche Unterstützung und Entscheidungshilfe bei kommunalen Planungen und Bauvorhaben. Derzeit besteht das Tool aus zwei Modulen: Neben dem Modul „Klimaresiliente Baumarten finden“ werden im Modul „Antworten, Informationen, Handlungshilfen“ eine Vielzahl an praktischen Tipps und Hinweisen zur Pflanzung, Pflege und dem Nutzen von Bäumen gegeben.

„Der Klimawandel macht auch vor den Stadtbäumen nicht halt: In unseren Städten ist deutlich zu sehen, dass viele der bisher verwendeten Baumarten die enorme Hitze und Trockenheit über kurz oder lang nicht überleben werden,“ so HLNUG-Präsident Prof. Dr. Thomas Schmid. „Mit einem möglichst vielfältigen Baumbestand in den Städten können Kommunen den Herausforderungen des Klimawandels besser begegnen und in der Stadtentwicklung langfristig erfolgreich sein – dabei wollen wir sie unterstützen.“

Das neue Online-Tool richtet sich insbesondere an Kommunen, um ihnen den Einstieg in das Thema „klimaangepasstes Stadtgrün“ zu erleichtern. Aber auch Privatleute oder interessierte Akteure in Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen oder Vereinen können mit dem Auswahlwerkzeug ihren „Hausbaum“ finden. Ziel des neuen Tools ist es, Grünplanung zukunftsfähig zu machen: Dies gilt einerseits für die Wahl der Pflanzenarten, die mit den künftigen klimatischen Bedingungen zurechtkommen müssen, andererseits für den positiven Einfluss von vitalem Grün auf Stadtklima und Aufenthaltsqualität.

Auf der Basis bestehender, fachlich fundierter Baumlisten, die klimaresiliente Baumarten empfehlen, wurden rund 180 Baumarten im Online-Tool zusammengeführt. Neben heimischen Arten, die sich auch unter neuen Bedingungen bewähren konnten, beinhaltet das Tool erprobte Arten aus anderen klimatischen Regionen, die bereits aufgrund ihrer Herkunft an extremere Bedingungen angepasst sind. Mit Filterfunktionen können die für den geplanten Pflanzort spezifischen Standort- und Wuchseigenschaften ausgewählt und eine Liste an geeigneten Bäumen generiert werden. Als filterbare Merkmale stehen über 30 Kriterien zur Verfügung wie z. B. Hitze- und Trockenheitsverträglichkeit, Wuchshöhe, Kronendurchmesser oder Giftigkeit. Die Liste der geeigneten Baumarten kann dann als PDF-Datei oder Ausdruck für die weitere Planung oder Beratung in der nächsten Baumschule verwendet werden.

Ob für die Planung von Straßenbegleitgrün, die Neuanlage eines Ortsplatzes oder Schulhofes, aber auch bei der Erstellung von Fachbeiträgen und Baumlisten zur Bauleitplanung kann das Tool des Fachzentrums Klimawandel und Anpassung hilfreich sein. Hierzu haben auch die in der Beratungsgruppe beteiligten Kommunen wertvolles Wissen aus der Praxis in das Tool einfließen lassen. Ein weiteres Modul zu Bauwerksbegrünung, das die Auswahl von passender Dach- und Fassadenbegrünung unterstützt, ist in Arbeit.

Hintergrund:

Der Zustand der Stadtbäume hat sich auf den ohnehin schwierigen urbanen Standorten innerhalb kürzester Zeit verschlechtert, selbst alte Großbäume zeigen Schäden im Kronenbereich und verlieren zunehmend an Vitalität. Insgesamt ist der Aufwand, der zu leisten ist, damit städtisches Grün mit seinen zahlreichen Funktionen wie Erholung, Kühlung, Verschattung, aber auch Biodiversität erhalten werden kann, drastisch gestiegen.

Da Bäume erst nach 20 bis 30 Jahren ihre volle Größe und die vielfältigen Funktionen in der Stadt erfüllen können, ist eine vorausschauende Planung und Entwicklung des städtischen Grüns wichtig. Ein wesentlicher Aspekt ist eine nachhaltige Pflanzenverwendung beziehungsweise eine optimierte und zukunftsfähige Auswahl von Baumarten. Ein weiterer wichtiger Baustein ist ein zielgerichtetes Regenwassermanagement zur Versorgung von Bäumen und Grünflächen in stark versiegelten Bereichen.

Kriterien bei der Baumartenauswahl sind im Wesentlichen die Hitze- und Trockenheitstoleranz aufgrund der Extremstandorte im urbanen Raum. Die aktuellen Schadensbilder zeigen deutlich, welche Baumarten insbesondere auf Stadtplätzen und im Straßenraum leider keine Zukunft mehr haben. Einige heimische und auch nichtheimische Gehölze können die extremen Standortbedingungen und Klimaveränderungen besser vertragen und sollten in Zukunft in stärkerem Maße bei der Grünplanung berücksichtigt werden. So sind Bäume beispielsweise aus dem mediterranen Raum solch extreme Lebensräume gewohnt und sind zum Teil auch aufgrund der Gartenkunst und Landschaftsarchitektur als Exoten in Parks und Hausgärten im städtischen Raum bereits etabliert. Die Verwendung nichtheimischer Gehölze soll dabei zum Schutz von Natur- und Kulturlandschaften ausdrücklich nicht in der freien Landschaft bzw. im so genannten Außenbereich erfolgen.

Weitere Informationen:

https://www.hlnug.de/themen/klimawandel-und-anpassung/projekte/klimprax-stadtgruen/online-tool

https://www.hlnug.de/themen/klimawandel-und-anpassung/projekte/klimprax-stadtgruen

Pressesprecherin Franziska Vogt
Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie
Rheingaustraße 186
D-65203 Wiesbaden
0611 - 6939 307 
franziska.vogt@hlnug.hessen.de
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