Alle Storys
Folgen
Keine Story von Schwäbische Zeitung mehr verpassen.

Schwäbische Zeitung

Schwäbische Zeitung: Gefährlicher Werbeeffekt - Leitartikel

Ravensburg (ots)

Der öffentliche Tod der Amerikanerin Brittany Maynard wühlt auf und macht nachdenklich. Diesen Effekt hatte sich die junge Frau erhofft.

Aber sie hat auch Werbung gemacht für ihre Entscheidung, so aus dem Leben zu gehen. Dieser letzte Punkt ist äußerst kritisch zu sehen. Die Propagierung des Freitods als Ausweg aus einer tödlich verlaufenden Krankheit kann schlimme Folgen haben.

Auch in Deutschland wird in den kommenden Monaten verstärkt über Sterbehilfe debattiert werden. 2015 will der Bundestag über ein neues Gesetz entscheiden, das eindeutig regeln soll, was möglich ist oder auch nicht. Es wird keinen sogenannten Fraktionszwang geben. Die Abgeordneten sollen im Einklang mit ihrem Gewissen abstimmen. Derzeit scheint eine Mehrheit im Parlament der aktiven Sterbehilfe nicht die Tür öffnen zu wollen. Viele Menschen befürchten durch die Zulassung von Sterbehilfeorganisationen und die damit einhergehende Legalisierung der Sterbehilfe eine Kommerzialisierung des Todes. Sie erahnen eine Relativierung der Menschenwürde und steigenden sozialen Druck auf die tatsächlich Schwächsten der Schwachen. Ihr Lebenswille könnte mit dem Argument, sinnloses Leiden müsse doch verkürzt werden, gegen sie verwendet werden. Die Sterbenden würden dann für ihr Siechtum letztlich selbst verantwortlich gemacht. Wer in einer solchen Lage noch von Selbstbestimmung spricht, der irrt.

Antworten auf die verzweifelten Ängste der Menschen vor einem unwürdigen Sterben bieten Palliativmediziner und Hospize. Sie können weitestgehend Schmerzen lindern und allumfassende Pflege mit psychologischer Hilfe verbinden. Doch der deutschen Gesellschaft, die den Tod aus dem Alltag verbannt hat, muss klar werden, dass die Hilfe beim Sterben unter menschenwürdigen Verhältnissen nicht gratis ist. Die Pflege muss massiv ausgebaut werden, und es muss sichergestellt sein, dass jeder die Hilfe bekommt, die er braucht - ob in der Stadt oder auf dem Land. Die Parlamentarier aber müssen die ethischen Dimensionen des Themas debattieren.

Pressekontakt:

Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de

Original-Content von: Schwäbische Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Schwäbische Zeitung
Weitere Storys: Schwäbische Zeitung
  • 02.11.2014 – 20:55

    Schwäbische Zeitung: Gauck muss sich einmischen - Leitartikel

    Ravensburg (ots) - Dass Joachim Gauck und die Linkspartei nicht allzu viel gemeinsam haben, ist bekannt. Zu unterschiedlich sind die Weltanschauungen des früheren DDR-Bürgerrechtlers und der SED-Nachfolgepartei. Immer wieder hat Gauck die Linke kritisiert. Diesmal geht es um die Wahl von Bodo Ramelow, der sich mithilfe der Grünen und der SPD zum thüringischen Ministerpräsidenten küren lassen will. Mit der ...

  • 30.10.2014 – 20:29

    Schwäbische Zeitung: Zu Halloween: Ruhig Blut

    Ravensburg (ots) - Es scheiden sich die Geister an Halloween. Beides ist übertrieben - der kommerzielle Rummel, aber auch die Angst, dass der importierte Brauch heimischen Traditionen etwas wegnimmt. Wie wäre es mit ein bisschen mehr "Leben und leben lassen"? Elvis hat den Rock'n'Roll nach Deutschland gebracht - aber wer würde sich ernsthaft darüber beschweren, dass amerikanische Musik hierzulande ihre Anhänger hat? ...

  • 30.10.2014 – 20:26

    Schwäbische Zeitung: Putins Spielchen

    Ravensburg (ots) - Gleich zu Beginn: Es droht mit Sicherheit kein Krieg zwischen Russland und dem Westen. Deshalb sollte die Aufgeregtheit über die Flüge von russischen Militärmaschinen im internationalen Luftraum einem ruhigeren Blick weichen. Die Manöver der russischen Luftwaffe am europäischen Himmel sind Testballons von Präsident Wladimir Putin, und sie erinnern an die Machtdemonstrationen des Kalten Krieges. ...