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Schwäbische Zeitung: Braucht die Kirche eine Bank? - Leitartikel

Ravensburg (ots)

Die Festnahme eines in der römischen Kurie tätigen Priesters zeigt deutlich: Der Sumpf im Vatikan ist tiefer als bisher bekannt. Dem Geistlichen werden Geldwäsche, Korruption und Betrug vorgeworfen. Betrachtet man die Ermittlungen gegen die Vatikanbank, die immer noch nicht europäischen Standards genügt, so wird klar: Hier geht es nicht um Einzelfälle, sondern um ein System, das Kriminalität begünstigt. Papst Franziskus, der eine Reform des Geldinstituts angekündigt hat, steht vor einer Herkules-Aufgabe. Dass er auch die Kurie umbauen muss, kommt erschwerend hinzu.

Dabei stellt der Papst die richtige Frage, wenn er über die Notwendigkeit einer Vatikanbank diskutieren lässt. Warum braucht die katholische Kirche eigentlich eigene Geldhäuser? Franziskus ist auf dem richtigen Weg, wenn er selbstherrliche Bischöfe an ihre Kernaufgabe, die Verkündigung des Evangeliums, erinnert. Der Argentinier setzt Akzente, wenn er selbst mit gutem Beispiel vorangeht und nicht in den Vatikanpalast einzieht, ein Blechkreuz trägt und mit dem Bus fährt.

Doch nun ist nach gut 100 Tagen im Amt auch für den Papst die Zeit gekommen, nicht nur Symbolik zu betreiben, sondern den Sumpf im Vatikan auszutrocknen. Damit beauftragt Franziskus - um im Bild zu bleiben - nicht die Frösche, die sich im Sumpf herrlich eingerichtet haben, sondern mehrere spezielle Kommissionen. Schon Benedikt XVI. hatte erkannt, welche Untiefen sich da auftaten und könnte daran verzweifelt sein.

Papst Franziskus, der als Seelsorger mit beiden Beinen im Leben steht, scheint eine glückliche Hand zu haben, wenn er jetzt nicht auf die Selbstheilungskräfte der römischen Kurie vertraut, sondern Rat von außen umsetzt. Anfänge sind gemacht. "Schöpferische Zerstörung", die Idee des österreichischen Ökonomen Joseph Schumpeter, ist notwendig, damit aus dem Sumpf wieder fruchtbares Land wird.

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