Palästinensische Autonomiegebiete: Hilfskonvoi erreicht eingeschlossene Menschen in der Westbank
Jerusalem/Friedrichsdorf (ots)
Deutschsprachiger Interviewpartner: Michael Neuwirth begleitet den Konvoi und hilft bei der Verteilung
Ein Konvoi mit humanitären Hilfsgütern, der von World Vision und vier anderen christlichen Organisationen organisiert wurde, hat gestern die ersten Familien in den besetzten palästinensischen Gebieten erreicht. Er konnte in Bethlehem und Beit-Jala Nahrungspakete verteilen und ist heute morgen in den Salfeet-Distrikt aufgebrochen. In den nächsten Tagen wird der Konvoi auch versuchen, nach Tulkarem, Qalqilya, Jenin, Ramallah and Nablus zu gelangen. Insgesamt sollen 5800 Familien Nahrungsmittel erhalten, die wegen der Straßen- und Ausgangssperren nicht ausreichend auf den lokalen Märkten vorhanden sind. Das Projekt wird von der Europäischen Union unterstützt. Ein deutschsprachiger WORLD VISION-Mitarbeiter, der seit 15 Jahren in Jerusalem lebt, leistet dabei logistische Hilfe.
"Als die Ausgangssperre in Bethlehem aufgehoben wurde, füllten sich die Straßen sofort, aber man merkte den Menschen Angst und Stress an", berichtet Michael Neuwirth. "Alle hatten es eilig, sich Essen und andere benötigte Dinge zu besorgen, aber es gab in den Geschäften nur wenig zu kaufen. Die Menschen sind eingeschlossen, und die Waren kommen nicht rein, deshalb gehen die Vorräte zu Ende", beschreibt er die Situation. In den 18 Dörfern des Salfeet-Distrikts, die der Konvoi heute anfährt, sei die Not noch größer, weil die Dörfer von der Stadt abhängig seien und selbst kaum Vorratsstrukturen hätten.
Anders als in Nablus, wo WORLD VISION vor wenigen Tagen zunächst lange mit der Armee verhandeln musste, konnte der Konvoi gestern ohne Probleme in die Stadt fahren. Neuwirth sah zwar Panzer der isaelischen Armee in den Seitenstraßen, doch wurden die Hilfsorganisationen nicht behindert. Das Nothilfekomitee der Stadt sorgte dafür, dass die Nahrungspakete den bedürftigsten Familien zugeteilt wurden. Auch an den anderen Stationen übernehmen lokale Partner, mit denen WORLD VISION seit langem zusammenarbeitet, die Verteilung und Registrierung.
Die fünf an diesem Projekt beteiligten Hilfsorganisationen (neben World Vision der Catholic Relief Service, Caritas Jerusalem, die Pontifikal-Mission für Palästina und das Zentralkommitee der Mennoniten) haben sich zusammengeschlossen, um effektiver Hilfe zu leisten und gemeinsam ein Zeichen christlicher Solidarität mit der leidenden Zivilbevölkerung zu setzen. "Da sich viele unserer palästinensischen Mitarbeiter nicht frei bewegen können, ist es in der jetzigen Situation sehr von Vorteil, dass wir Personal und Mittel zusammenführen", sagt Dan Simmons, Direktor von World Vision Jerusalem.
Die Arbeit in seinen Entwicklungsprojekten musste World Vision wegen der Besetzung vorläufig einstellen. Simmons geht davon aus, dass die Nothilfe noch längere Zeit Priorität haben wird. Jährlich hilft WORLD VISION rund 200.000 Menschen in Jerusalem, dem Gaza-Streifen und der West-Bank. Aus der Region hat WORLD VISION bereits 9.000 Kinderpatenschaften in alle Welt vermittelt. Das jährliche Budget für die Arbeit in und um Jerusalem, der West-Bank undegen dem Gaza-Streifen beträgt 4,2 Millionen Euro jährlich.
WORLD VISION befindet sich seit 1975 in der Region und unterhält ausgezeichnete Beziehungen zu israelischen wie palästinensischen Hilfsorganisationen. Arbeitsschwerpunkte liegen bei Gesundheit, Bildung, Micro-Enterprise-Development und Landwirtschaft.
Hintergrund:
WORLD VISION Deutschland e.V. ist ein überkonfessionelles christliches Hilfswerk mit den Arbeitsschwerpunkten langfristige Entwicklungshilfe und humanitäre Nothilfe. Mehr als 100 Projekte werden momentan in 34 Ländern durchgeführt. WORLD VISION Deutschland ist Teil der weltweiten WORLD VISION-Partnerschaft mit 46 nationalen Büros und über 10.000 Mitarbeitern in fast 100 Ländern. WORLD VISION unterhält offizielle Arbeitsbeziehungen zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) und arbeitet eng mit dem Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) zusammen.
Interviewpartner vor Ort:
Michael Neuwirth ist unter folgender Mobiltelefon-Nummer zu erreichen: 00972-50-623559. Der 24jährige Program Officer arbeitet seit 18 Monaten bei World Vision und beschäftigt sich besonders mit den Auswirkungen des Konflikts auf die Kinder. Bitte wenden Sie sich an Kurt Bangert (Tel. 06172-763 150 oder 0172-2127738) oder Sönke Weiss (06172-763152 oder 0162-9078430).
Kontakt:
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