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"Nachdrücklich für Frieden und Versöhnung sorgen" EKD-Sudanbeauftragter Noltensmeier begrüßt Anklage gegen Sudans Präsidenten

Hannover (ots)

Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag
hat den Präsidenten des Sudan, Omar al Bashir, wegen Verbrechen gegen
die Menschlichkeit angeklagt. Eine Anklage gegen ein amtierendes 
Staatsoberhaupt hat es bisher noch nicht gegeben. Der 
Sudanbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland 
(EKD), Ratsmitglied Landessuperintendent i.R. Gerrit Noltensmeier, 
begrüßt den Schritt und gibt folgende Erklärung ab:
"Heute hat der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag 
(International Criminal Court ICC) beschlossen, die Anklage gegen den
Präsidenten der Republik Sudan Omar al Bashir wegen Kriegsverbrechen 
und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zuzulassen und den 
entsprechenden Haftbefehl zu erlassen. Es ist in der Geschichte des 
internationalen Rechtes ein bisher einmaliger Vorgang, dass ein 
amtierendes Staatsoberhaupt vor dem Internationalen Strafgerichtshof 
angeklagt wird.
Es ist zu begrüßen, dass die internationale Völkergemeinschaft das
Instrument eines geordneten Gerichtsverfahrens nutzt, um gravierenden
Vorwürfen der Verletzung von Menschlichkeit, Recht und Gerechtigkeit 
nachzugehen. Diese Verfahren müssen gegen Verantwortliche auf allen 
Ebenen politischer Mandate möglich sein. Dabei ist es nicht 
hinzunehmen, wenn sich einzelne, auch große Staaten diesen möglichen 
Verfahren weiterhin entziehen. Es wird in dem anstehenden Verfahren 
zu klären sein, ob und wie weit Präsident al Bashir für entsetzliche 
Verbrechen in seinem Land, für Massenmord und Vergewaltigungen in 
Darfur und anderen Teilen des Sudan persönliche Verantwortung trägt.
Kenner der Verhältnisse im Sudan und Gesprächspartner im Land 
weisen freilich darauf hin, dass der jetzt begonnene Prozess dazu 
führen kann, dass im Sudan die Gewalt weiter eskaliert, dass 
Menschenrechte weiter ausgesetzt werden, dass  Rechtlosigkeit 
grassiert und dass Friedensverhandlungen zwischen der Regierung und 
Rebellengruppen, die im Ansatz nicht aussichtslos scheinen, 
abgebrochen werden könnten. Die Umsetzung der einzelnen Schritte des 
umfassenden Friedensabkommens zwischen dem Norden und dem Süden (CPA)
könnte noch weiter verschleppt oder ausgesetzt werden. Die Situation 
im Land ist überaus gespannt. Schon jetzt wird von Militarisierung, 
von der Zunahme willkürlicher Verhaftungen und verschärfter Zensur 
berichtet. Das Bemühen um das Recht in einem geordneten Verfahren und
das Bemühen um das Eindämmen von Gewalt und um Schritte zur 
allmählichen Befriedung des Landes könnten aktuell miteinander 
konkurrieren.
Wenn das internationale Recht bemüht wird, um die Verantwortung 
für Verbrechen im Sudan zu prüfen, dann muss zugleich das 
internationale politische Bemühen um geeignete Schritte zur 
Überwindung von Gewalt und zum Frieden im Sudan nachdrücklich und 
erneut angemahnt werden. Die internationale Staatengemeinschaft ist 
bisher nicht wirksam tätig geworden, um Darfur zu befrieden, um die 
Umsetzung des CPA nachhaltig und zeitnah zu fordern und zu fördern, 
um die immensen Problemen in den verschiedenen Regionen eines großen 
Landes anzugehen. Der Prozess vor dem ICC kann die notwendigen 
politischen Schritte nicht ersetzen, er kann kein Alibi für an 
anderer Stelle Versäumtes sein und darf nicht politisch 
instrumentalisiert werden. Ernsthaftes, nachhaltiges und abgestimmtes
politisches Handeln ist nötig. Hier sind die Vereinten Nationen und 
die Europäische Union, die afrikanische Staatengemeinschaft und die 
Arabische Liga in der Pflicht.
Die Religionsgemeinschaften im Sudan, Christen und Muslime zumal, 
werden, so hoffen wir, ihre spezifischen Möglichkeiten, zwischen den 
verfeindeten Gruppen in einem zerrissenen Land für Versöhnung und 
Frieden zu sorgen, nachdrücklich einsetzen und das Verhalten der 
politisch Verantwortlichen im Sudan im Geist der Verantwortung für 
den Frieden mit kritischer Aufmerksamkeit begleiten.
In einer Erklärung zur Situation im Sudan hat der Rat der 
Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Juli 2007 all denen 
gedankt, "die den schwierigen Weg der Verständigung, des Friedens und
der Demokratie im Sudan gehen" und hat ihnen "auch weiterhin die 
volle Unterstützung der Evangelischen Kirche in Deutschland" 
zugesagt. Dies sei heute verpflichtend bekräftigt. Christen in 
Deutschland begleiten die Menschen im Sudan in anhaltender Fürbitte. 
Die heutige biblische Tageslosung ist ein Wort der Hoffnung des 
Glaubens: "Du, Gott, machst fröhlich was da lebet im Osten wie im 
Westen" (Psalm 65,9). Und gewiss auch im Süden und im Norden."
Hannover, 4. März 2009
Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick

Pressekontakt:

Evangelische Kirche in Deutschland
Reinhard Mawick
Herrenhäuser Strasse 12
D-30419 Hannover
Telefon: 0511 - 2796 - 269
E-Mail: reinhard.mawick@ekd.de

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