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Börsen-Zeitung: Bleibende Verunsicherung, Kommentar zum "Benzin-Gipfel", von Ulli Gericke.

Frankfurt (ots)

Augen zu und durch. Nach diesem Motto verfährt die Bundesregierung mit geballter Unterstützung von Auto- wie Ölindustrie, Landwirtschaft und Autoverbänden. Nur den Verbraucherschützern war das Ergebnis des "Benzin-Gipfels" zum heiß umstrittenen Bio-Ethanol E10 "zu wenig", als dass sie sich der abschließenden gemeinsamen Erklärung hätten anschließen wollen.

Tatsächlich besteht die Abschlusserklärung trotz anderthalb Seiten Text im Wesentlichen aus nur zwei Punkten: An E10 wird festgehalten - allem weitverbreiteten Widerstand von Autofahrern zum Trotz. Und zweitens: Um den Widerstand zu brechen, starten Berlin und die Industrie eine breit angelegte Informationskampagne. An Tankstellen, bei Händlern und in Werkstätten - und verbessert im Internet - sollen Verträglichkeitslisten ausgelegt werden, die jedes Auto, Modell und jeden Jahrgang auflisten mit der "rechtsverbindlichen" Aussage (sichert die Autoindustrie zu) E10- tauglich oder nicht.

Für den Verband der Automobilindustrie (VDA) ist das kein Thema: 99% aller Autos deutscher Hersteller vertragen Benzin mit 10- prozentiger Bio-Ethanol-Beimischung, wird versichert. Da Importeure vorsichtiger mit ihren Garantieerklärungen sind, sind insgesamt "nur" 93% aller Benziner hierzulande E10-tauglich.Dennoch weigern sich fast 60% aller Autofahrer, E10 zu tanken, ermittelte die Mineralölindustrie. Das Problem: Während die E10-Läger überlaufen, gibt es regional erste Engpässe beim Super Plus - obwohl dieses inzwischen je Liter 8 Cent teurer ist als der Biosprit.

Kein Wunder, dass die ohnehin unter politischem Druck stehenden Ölkonzerne zusagen, sich offensiv an der Autofahrerinformation zu beteiligen. Viele wollen aber nicht bevormundet werden und tanken deswegen kein E10. Andere sehen dessen ökologischen Nutzen nicht und verweigern sich. Die meisten Autofahrer aber haben schlicht Angst, ihr teurer Liebling könnte Schaden nehmen, wenn das neue Benzin getankt wird, das in diversen anderen Ländern längst in höherer Ethanol-Konzentration auf dem Markt ist. Hier ist fachkundiger Rat der Hersteller gefragt mit der Versicherung, für wenig wahrscheinliche Schäden einzustehen. Der Verweis auf entsprechende Listen bei Tankstellenhilfskräften dürfte da kaum reichen. Ein persönliches Schreiben an den verunsicherten Autohalter müsste das Mindeste sein.

(Börsen-Zeitung, 9.3.2011)

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