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Börsen-Zeitung: Vernascht, Kommentar von Martin Dunzendorfer zur Übernahme des britischen Süßwarenanbieters Cadbury durch den US-Nahrungsmittelkonzern Kraft

Frankfurt (ots)

Kraft ist am Ziel. Und das schneller, als viele
gedacht hatten. Der US-Nahrungsmittelriese vernascht den britischen 
Süßwarenanbieter Cadbury für 11,9 Mrd. Pfund (13,6 Mrd. Euro). Durch 
die Erhöhung des Angebots um 1,4 Mrd. Pfund konnten beide Seiten ihr 
Gesicht wahren - vor allem die Briten, die der irrigen Annahme 
unterlagen, dass sich leicht weiße Ritter für ihr Unternehmen finden 
würden.
Das Management von Cadbury hatte keine Gelegenheit ausgelassen, 
die ursprüngliche Offerte als "lächerlich niedrig" anzuprangern. 
Vehement stemmte man sich gegen die Kaufabsicht von Kraft, etwa mit 
Hinweis auf die glänzenden Perspektiven des eigenen Konzerns im 
Gegensatz zum "unattraktiven Geschäft" der Amerikaner.
Der erbitterte Widerstand überstieg das Maß, das einer 
Unternehmensführung zugestanden werden muss, damit sie das eigene 
Haus möglichst teuer verkaufen kann, sodass die Aktionäre den 
größtmöglichen Gewinn aus der Veräußerung ziehen können. Kraft wurde 
regelrecht schlechtgemacht: Die Amerikaner seien regional schlecht 
aufgestellt ("zu 80% in wachstumsschwachen, entwickelten Märkten") 
und hätten es versäumt, sich auf ein bestimmtes Geschäftsmodell zu 
fokussieren, sodass nun ein "Konglomerat" um Cadbury werbe. Das roch 
stark nach Anbiederung an Kraft-Konkurrenten wie Nestlé, Hershey und 
Ferrero. Doch machten diese entweder klar, nicht an einer 
Cadbury-Übernahme interessiert zu sein (Nestlé), oder ließen bis 
heute - wohl wegen fehlender Finanzierungskraft - mit einer 
Gegenofferte auf sich warten.
Mit der Erhöhung des Übernahmeangebots um 13% hat Kraft die 
Cadbury-Spitze offenbar mit einem Schlag davon überzeugt, dass das 
britische Traditionsunternehmen doch in gute Hände kommt. Tatsächlich
sind die Briten um Haaresbreite einem Debakel entgangen. Man stelle 
sich vor, Kraft hätte ihr Angebot für Cadbury - wie weiland BHP 
Billiton bei Rio Tinto - einfach zurückgezogen. Der Kurs der 
Cadbury-Aktie wäre wohl auf Jahre hinaus nicht mehr an das Niveau 
herangekommen, das er in den vergangenen Monaten erreicht hatte.
Doch auch Kraft Foods atmet auf. Schließlich hat der Konzern zur 
Finanzierung des Cadbury-Deals bereits sein margenstarkes 
Tiefkühlpizzageschäft in Nordamerika an Nestlé verkauft - ganz 
abgesehen vom Imageschaden, den Kraft bei einem Fehlschlag erlitten 
hätte.
(Börsen-Zeitung, 20.1.2010)

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