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Börsen-Zeitung: Echte Freunde, Kommentar von Inken Schönauer zum Restrukturierungskonzept des Touristik- und Handelskonzerns Arcandor

Frankfurt (ots)

Nach 59 Minuten freiem Vortrag, 46 Seiten
Präsentation und hunderten von Arbeitsstunden hatte Arcandor-Chef 
Karl-Gerhard Eick erst mal alles gesagt, was es zu dem 
Restrukturierungskonzept zu sagen gibt. Der Weg des Finanzfachmanns 
Eick, der fast ein Jahrzehnt lang die Zahlen der Deutschen Telekom 
verantwortete, ist klar zu erkennen. Weg von den Visionen des 
Vorgängers Thomas Middelhoff, hin zu nüchternen Zahlen wie Cash-flow 
und Rendite.
Letztlich aber konzentriert sich bei Arcandor alles nur auf ein 
einziges Wort, das erst auf der vorletzten Seite der Präsentation im 
Mittelpunkt einer Grafik stand: Unterstützung. Die nämlich braucht 
Arcandor. Nur wenn es gelingt, mit Lieferanten Preise neu zu 
verhandeln; wenn es gelingt, Banken zur Verlängerung der Kreditlinien
zu bewegen; wenn es gelingt, mit Vermietern neue Konditionen zu 
vereinbaren - dann und nur dann kann Eick mit dem 
Restrukturierungsprogramm überhaupt Erfolg haben.
Einen zusätzlichen Finanzierungsbedarf von 900 Mill. Euro hat Eick
für die kommenden fünf Jahre ausgemacht. Da liegt eine große Last auf
den Großaktionären Sal. Oppenheim und Madeleine Schickedanz, die 
möglicherweise mal wieder bereit sein müssen, eine Kapitalerhöhung 
mitzutragen. Man kann wohl davon ausgehen, dass gerade die Bank Sal. 
Oppenheim, die mit Friedrich Carl Janssen den Aufsichtsratschef von 
Arcandor stellt, dem Restrukturierungsprogramm am Wochenende 
zugestimmt hat. Die Krise aber ist längst auch bei dem Kölner 
Bankhaus angekommen, und die Gesellschafter werden sich die Frage 
stellen, wie lange es sich die Bank noch leisten will, letztlich 
leisten kann, Arcandor im Bestand zu haben. Historische, ja 
vielleicht sogar freundschaftliche Bande zur Quelle-Erbin Schickedanz
und zu Arcandor dürften auch beim Bankhaus begrenzt sein. Kein Wunder
also, dass die Arcandor-Aktie am Montag um über 10% abstürzte, denn 
gesichert ist mit Eicks Plänen noch gar nichts.
Eick hat die Finanzkennzahlen in den Mittelpunkt seines 
Rettungsplans gestellt. Wie mehr Kunden in die Karstadt-Häuser 
strömen und der Versandhandel eine Renaissance erfahren sollen, 
darüber hat man wenig erfahren. Aber auch die Kunden muss Arcandor 
als Verbündete haben, sonst ereilt den Konzern doch das gleiche 
Schicksal wie Hertie oder Woolworth.
(Börsen-Zeitung, 21.4.2009)

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