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Gemeinnützige Hertie-Stiftung

Wie familienfreundlich sind deutsche Unternehmen? - Eine repräsentative Umfrage der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung zieht erstmals Bilanz

Frankfurt/Main (ots)

Die Ergebnisse:
Das Spektrum möglicher familienfreundlicher Maßnahmen wird in der
betrieblichen Praxis nicht ausgeschöpft. Die Unternehmen sind nicht
ausreichend über Wege und Chancen familienbewusster Personalpolitik
informiert. Vor diesem Hintergrund ist die Bereitschaft der
Unternehmen, das bestehende Angebot auszubauen, gering.
Beratungsangebote von Wirtschaftsverbänden und Kommunen können jedoch
dazu beitragen, dass bei den Unternehmen die Bereitschaft zu mehr
Engagement steigt.
Der familiengerechte Umbau der Arbeitswelt ist eine der großen
Herausforderungen der kommenden Jahre und Jahrzehnte. In der bislang
umfangreichsten Studie zu dieser Thematik hat die Gemeinnützige
Hertie-Stiftung in den vergangenen Monaten die Strategien und
Angebote familienwusster Personalpolitik in deutschen Unternehmen
ermittelt. Die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage liegen nun vor.
Deutlich wird vor allem: das Spektrum möglicher familienfreundlicher
Maßnahmen wird in der betrieblichen Praxis nur zu einem kleinen Teil
ausgeschöpft, wobei die Bereitschaft der Unternehmen, ihr Angebot
unter den gegebenen Rahmenbedingungen auszuweiten, sehr gering ist.
Das nach wie vor gängige Vorurteil: zu hohe Kosten.
Kontaktiert wurden die 500 umsatzstärksten Unternehmen in
Deutschland sowie weitere 1.000 klein- und mittelständische Betriebe
in den Branchen Finanzdienstleistung, Gesundheit, IT, Biotechnologie,
Industrie, Handel und Handwerk. Zugleich bezog die Stiftung 100
Kommunen in die Umfrage ein - weil dort öffentliche, wirtschaftliche
und private Lebensbereiche im Interesse aller Beteiligten verzahnt
werden müssen. Insgesamt haben 322 klein- und mittelständische sowie
111 der umsatzstärksten Unternehmen an der Befragung teilgenommen,
dies entspricht einer Rücklaufquote von 21,65 Prozent (88 Prozent bei
den Kommunen). Auf Basis der Ergebnisse will die Stiftung dazu
beitragen, den Dialog zwischen Unternehmen, Verbänden und Kommunen zu
intensivieren und das Spektrum familienfreundlicher Maßnahmen
verstärkt ins Bewusstsein der verantwortlichen Akteure zu rücken.
Dass dies Not tut, zeigen die Umfragewerte sehr deutlich:
Unternehmen, die im Themenfeld Beruf und Familie aktiv sind,
konzentrieren sich in aller Regel auf die Bereiche
Arbeitszeitflexibilisierung (85 %) und Arbeitsorganisation (93 %).
Für junge Familien und insbesondere Alleinerziehende besteht jedoch
oft die größte Herausforderung darin, eine geeignete Kinderbetreuung
zu finden. Insbesondere für Kinder unter drei Jahren sowie bei der
Ferien- oder Notfallbetreuung mangelt es an ausreichenden Angeboten.
Nur 35 Prozent der im Themenfeld engagierten Unternehmen sehen
allerdings entsprechende Maßnahmen vor.
Die erfolgreiche Umsetzung einer familienbewussten Personalpolitik
hängt maßgeblich von ihrer Einbettung in die Unternehmenskultur ab.
Allerdings verknüpft heute rund ein Viertel der "familienbewussten"
Betriebe seine Maßnahmen weder mit Fragen der Führungskompetenz noch
mit Angeboten der Personalentwicklung. Ein Hinweis darauf, dass die
Wirkungszusammenhänge möglicher Maßnahmen bislang nicht ausreichend
verdeutlicht wurden.
Dies mag auch daran liegen, dass familienunterstützende Angebote
von nahezu allen Unternehmen nach wie vor als in erster Linie
kostenintensiv eingeschätzt werden. Tatsächlich können viele
Maßnahmen aber ohne oder mit nur geringem finanziellen Aufwand
umgesetzt werden. So bieten sich beispielweise im Bereich der
Kinderbetreuung statt eines kostenintensiven Betriebskindergartens
sinnvolle Alternativen an: von der Vermittlung von Tagesmüttern über
die Unterstützung von Elterninitiativen und den Erwerb von
Belegplätzen bis hin zur Organisation einer Kinderbetreuung in
Notsituationen und der Einrichtung von Eltern-Kind-Zimmern. Auch die
Absprache mit bestehenden Einrichtungen zur Anpassung der
Öffnungszeiten bringt betroffenen Angestellten spürbare Entlastung.
Kostengünstige Maßnahmen, die ohne großen administrativen Aufwand
umgesetzt werden können, scheinen zu wenig bekannt zu sein. So wird
verständlich, dass sich 48 Prozent der befragten Unternehmen mehr
"Information und Beratung" wünschen, 38 Prozent der Betriebe wären in
diesem Fall sogar zu mehr Engagement im Themenfeld Beruf und Familie
bereit. Allerdings ist auch die Kommunikation bestehender Angebote
innerhalb der Unternehmen verbesserungswürdig. Rund 10 Prozent der
Befragten informieren die Belegschaft gar nicht über den Katalog
familienfreundlicher Maßnahmen, nur in 23 Prozent der Betriebe ist
die Thematik auf Arbeitgeberseite bei einem festen Ansprechpartner
verortet.
72 Prozent der befragten Unternehmen erwarten Informationen vor
allem von den Wirtschaftsverbänden und den Kommunen. Tatsächlich
liegt hier erhebliches Potential: Obgleich heute ein Drittel der
Gemeinden ein zunehmendes Interesse der Unternehmen an der Thematik
"Vereinbarkeit von Beruf und Familie" beobachtet, fühlen sich
gleichzeitig fast 40 Prozent der Kommunen nicht ausreichend infomiert
und handlungsfähig, um diese Unternehmen auf ihrem Weg zu mehr
Familienbewusstsein beratend begleiten zu können. Dies jedoch vor dem
Hintergrund, dass entsprechende Angebote unter dem Aspekt der
Wirtschaftsförderung zunehmend an Bedeutung gewinnen. Die
Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft haben ihrerseits mit der
Bundesregierung im Juli 2001 eine Vereinbarung zur Förderung der
Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft
geschlossen. Sie haben damit bereits ein erstes Signal für mehr
Familienbewusstsein in den Unternehmen gesetzt.
Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung zählt zu den größten privaten
Stiftungen in Deutschland. Im Themenfeld "Beruf und Familie" fördert
sie einen Perspektivenwechsel, der dazu führt, dass familiäre
Interessen nicht als Hemmnis, sondern als Chance der Unternehmen
begriffen werden. Mit dem von ihr entwickelten Managementinstrument
Audit Beruf und Familie(r) unterstützt die Stiftung
personalpolitische Konzepte, die die Interessen des Unternehmens mit
den Belangen der Beschäftigten in eine tragfähige Balance bringen.
Die vollständige Studie steht als pdf-Datei unter www.ghst.de
(>Aktuelles) zum Herunterladen zur Verfügung.

Kontakt:

Gemeinnützige Hertie-Stiftung

Projektleiter "Beruf und Familie"
Stefan J. Becker
Tel.: 069.660.756.144, BeckerS@ghst.de
www.ghst.de
www.beruf-und-familie.de

Original-Content von: Gemeinnützige Hertie-Stiftung, übermittelt durch news aktuell

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