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Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)

Prädikat "besonders wertvoll" für Chris Kraus DIE BLUMEN VON GESTERN/Kinostart mit Prädikat auch für Tragikomödie BOB DER STREUNER und den Animationsfilm BALLERINA

Wiesbaden (ots)

Als Holocaust-Forscher versteht Totila Blumen keinen Spaß. Vor allem dann nicht, wenn seine Kollegen versuchen, einen Auschwitz-Kongress in ein hochdekoriertes Event zu verwandeln. Als Totila dann auch noch eine französische Forscherkollegin zur Seite gestellt wird, die extrem anstrengend ist, befindet sich Totila schon bald am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Das ist erst der Anfang der Geschichte des neuen Films von Chris Kraus, DIE BLUMEN VON GESTERN (Start: 12. Januar) mit Lars Eidinger und Adèle Haenel in den Hauptrollen. "Auf der schauspielerischen Ebene liefert der Film eine intensive Beziehungsdarstellung, die ein Spiel mit der Erwartung des Publikums geschickt nutzt, lenkt und zu überraschenden Wendungen führt. In seinen rasanten Dialogen erinnert der Film mitunter an Hollywoods Screwball Comedies oder die Großstadtfilme Woody Allens. Die besondere Leistung des Films liegt darin, den Holocaust-Diskurs der 2010er Jahre differenziert zu vermitteln und einen frischen und neuen Blick auf die Erinnerungskultur in Deutschland zu werfen, die zwischen ethischer Verantwortung und kommerziellen Mechanismen aufgerieben scheint. Eine erstaunlich mutige und überraschende Tragikomödie über die Erinnerungskultur und Erforschung des Holocaust und darüber hinaus ein außergewöhnliches Autorenwerk, das ganz eigene und großartige Qualitäten besitzt." So urteilt die fünfköpfige Expertenrunde der FBW in ihrem Gutachten über den Film, dem sie einstimmig das höchste Prädikat "besonders wertvoll" verleiht.

Bereits als Buch war die bewegende Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen einem Mann und einem Kater enorm erfolgreich. Nun kommt mit BOB DER STREUNER (Start: 12. Januar) unter der Regie von Roger Spottiswoode die Verfilmung der Vorlage in die Kinos. Erzählt wird die wahre Geschichte von James Bowen, einem Außenseiter der Gesellschaft. James ist drogenabhängig, obdachlos und auf dem Weg nach ganz unten. Doch dann verschafft ihm eine Sozialarbeiterin eine Unterkunft, in der er prompt Gesellschaft bekommt. Denn eines Nachts besucht ihn ein Kater, den James auf den Namen Bob tauft. Von nun an sind Bob und James unzertrennlich. Und in ganz London stadtbekannt. Laut der Jury der FBW gelingt es dem Film "mit leichter Hand, den Blick des Zuschauers auf die Außenseiter der Gesellschaft zu wenden." Ein weiteres Lob der Jury gilt den "exzellenten Darstellern, insbesondere Luke Treadway in der Hauptrolle, denen Spottiswoode einiges zutraut und denen er deshalb viel Platz zur Entfaltung lässt". Für die Jury trifft der Film "mitten ins Herz" und zeigt, "mit welch einfachen Mitteln ein Film sein Publikum mitreißen kann". Die Jury vergibt das Prädikat "besonders wertvoll".

Außerdem ganz frisch ausgezeichnet: Der Animationsfilm BALLERINA. Die französich-kanadische Koproduktion erhält das Prädikat "besonders wertvoll" der FBW-Expertenrunde. Auch die jungen Nachwuchskritiker der Jugend Filmjury der FBW zeichnen BALLERINA mit vier Sternen aus und empfehlen den "farbenfroh animierten, spannenden und lustigen Film" für Kinder ab 6 Jahren.

In der kommenden Woche mit Prädikat im Kino: Das ergreifende Drama MANCHESTER BY THE SEA mit Golden-Globe-Gewinner Casey Affleck sowie der Dokumentarfilm für Kinder, NICHT OHNE UNS.

Mehr Informationen zu aktuellen und kommenden FBW-Empfehlungen unter www.fbw-filmbewertung.com.

Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) zeichnet herausragende Filme mit den Prädikaten wertvoll und besonders wertvoll aus. Über die Auszeichnungen entscheiden unabhängige Jurys mit jeweils fünf Filmexperten aus ganz Deutschland. Die FBW bewertet die Filme innerhalb ihres jeweiligen Genres.

Die Jugend Filmjurys der FBW sind mit 10-14-jährigen Schülerinnen und Schülern besetzt. Sie sind an insgesamt acht Standorten in Deutschland etabliert und sichten vor Kinostart das Filmprogramm für 5-14-jährige.

Prädikatsfilme vom 12. Januar 2017

Die Blumen von gestern

Spielfilm, Tragikomödie. Deutschland, Österreich 2016.

Totila Blumen ist Holocaust-Forscher. Als solcher versteht er keinen Spaß. Per se nicht und auch im Speziellen nicht, wenn seine Kollegen versuchen, aus einem Auschwitz-Kongress ein werbefinanziertes Bling-Bling-Event zu machen und somit das Erbe des gerade erst verstorbenen und von Totila hoch verehrten Professors Norkus mit Füßen treten. Als man Totila dann auch noch die sehr junge und sehr nervige französische Studentin Zazie vor die Nase setzt, die ihm folgt wie ein Hündchen und mit seinem direkten Vorgesetzten ein Verhältnis hat, ist der stets ernst und überlegt dreinblickende Mann am Ende. Doch Jammern hilft nicht - erst recht nicht bei seiner gestressten Frau, die ihn auffordert, weniger zu hadern und sich mit dem zu arrangieren, was das Leben gerade anbietet. Und so macht Totila weiter seine Arbeit, unterstützt von Zazie. Die jedoch scheint ihre ganz eigene Agenda zu haben - eine Agenda, die eng mit Totilas Familie verknüpft ist. Von der ersten Minute an setzt Chris Kraus in seinem neuen Film DIE BLUMEN VON GESTERN den Ton: Schnelle Dialoge, beißender Humor, auf Krawall gebürstete Protagonisten. Das ist der Stoff, aus dem richtig gute Komödien sind, und der Film entspricht diesen Anforderungen komplett. Und das trotz des sehr belasteten und für Humor eher weniger geeigneten thematischen Settings. Dennoch gelingt dem Regisseur und Autor Kraus das Kunststück, den Zuschauer auch tief zu berühren. Denn unter der Oberfläche der vor Witz sprühenden Dialoge und der teilweise sehr obskuren Situationskomik schaffen Kraus und sein hervorragendes Ensemble, das bis in die Nebenfiguren mit Glanzleistungen aufwartet, Figuren voller Tiefe und Tragik. Lars Eidinger spielt den Juniorprofessor zunächst trocken und bierernst. Doch sein betroffener und oftmals waidwunder Blick, die Verzweiflung in seiner Stimme und die Hilflosigkeit seiner Gesten offenbaren jemanden, der innerlich zerrissen ist und nicht nur ein Suchender in Sachen Geschichte, sondern vor allem nach sich selbst ist. Dabei helfen kann ihm nur eine Figur wie Zazie, die von Adele Haenel mit Verve und Esprit gespielt wird. Zazie geht unter die Haut, ist anstrengend und in ihrer Exaltiertheit oftmals unerträglich. Und doch ist sie ein zartes, fragiles und fast schon irreales Geschöpf, dessen Faszination sich nicht nur Totila nicht lange entziehen kann. Der Zuschauer folgt beiden Figuren auf ihrem jeweiligen Weg und spürt mit ihnen ein großes persönliches Geheimnis auf, das sie verbindet und mehr über die Tragik der Geschichte erzählt als jede steife Abhandlung in einem Lehrbuch. Mit DIE BLUMEN VON GESTERN ist Chris Kraus ein meisterlicher Film gelungen, der stilsicher zwischen Komik und Tragik balanciert, ohne albern oder kitschig zu sein. Aberwitzig, anspruchsvoll, genial.

http://www.fbw-filmbewertung.com/film/die_blumen_von_gestern

Bob, der Streuner

Spielfilm, Tragikomödie, Literaturverfilmung. Großbritannien 2016.

James ist drogenabhängig, obdachlos und ohne jegliche Perspektive. Alles, was er hat, ist seine Gitarre, mit der er auf Londons Straßen musiziert. Doch die ihm zugeteilte Sozialarbeiterin glaubt an James. Sie nimmt ihn in ein Metadon-Programm auf und verschafft ihm eine Wohnung - in die jedoch gleich in der ersten Nacht jemand einbricht: Ein kleiner, wendiger und gewitzter streunender Kater, den James' Nachbarin auf den Namen Bob tauft. James weiß, dass er sich in seiner Verfassung nicht anständig um Bob kümmern kann. Doch Bob hat längst entschieden, bei James zu bleiben. Von nun an sind beide unzertrennlich. Und James erkennt, dass das Leben manchmal zweite Chancen bereithält. BOB, DER STREUNER ist die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers und beruht auf der wahren Geschichte von James Bowen und seinem Kater Bob. Der Musical- und Theaterdarsteller Luke Treadaway übernimmt die Rolle von James mit Wahrhaftigkeit, Charme und Wärme, sodass man seiner Figur gerne durch den bittersüßen Verlauf der Geschichte folgt, die an manchen Stellen wirkt wie ein wunderschönes Märchen und doch auf realistische Weise die Härte zeigt, die das Leben auf der Straße und eine ständige Existenzangst mit sich bringt. Treadaways Co-Star Bob wird unter anderem von dem echten Bob dargestellt, dessen entwaffnendem Charme man sich einfach nicht entziehen kann, auch weil Regisseur Roger Spottiswoode immer wieder auf den inszenatorisch spannenden Kniff zurückgreift, die Perspektive Bobs einzunehmen. Das Spiel zwischen Mensch und Katze ist natürlich, liebevoll und ungezwungen und wirkt dadurch komplett authentisch. Auch die Nebendarsteller wie Joanne Froggatt als Sozialarbeitern, Anthony Head als Vater oder Ruta Gedmintas als Nachbarin, in die James sich verliebt, spielen ihre Rollen mit großem Einfühlungsvermögen. Am Ende hat James es geschafft, den Drogen zu entkommen. Und er erhält das Angebot, seine Geschichte aufzuschreiben. Die Geschichte über einen Mann, dessen Leben leer war. Bis ein Kater namens Bob kam, um es wieder lebenswert zu machen. BOB, DER STREUNER ist ein lebensbejahender, unaufgeregt inszenierter und warmherziger Film, der seine positive Botschaft ohne Kitsch und mit viel Liebe vermittelt.

http://www.fbw-filmbewertung.com/film/bob_der_streuner

Ballerina

Animationsfilm, Kinderfilm. Frankreich, Kanada 2016.

Félicie hat nur einen einzigen Wunsch: Sie möchte tanzen, eine Ballerina werden. Doch Félicie lebt in einem Waisenhaus und somit scheint dieser Traum unerreichbar zu sein. Ihr bester Freund Victor aber beschwört sie, niemals aufzugeben. Eines Nachts büxen die beiden aus dem Waisenhaus aus und gehen nach Paris. Dort gelingt es Félicie tatsächlich, sich unter falschem Namen an einer großen Ballettschule anzumelden. Ihr fehlt jedoch die Übung, die Kraft und die Raffinesse, um eine Primaballerina zu sein. Erst als sie die Putzkraft Odette trifft, die früher selbst Tänzerin war und ihr Talent auch vom großen Ballettmeister erkannt wird, kann Félicie wieder an ihren Traum glauben. Und das einzige tun, was sie sich von ganzem Herzen wünscht: Tanzen. Durch BALLERINA von Eric Summer und Eric Warin zieht sich die Botschaft, dass man nur mit Leidenschaft seine Träume wahr machen kann. Und es ist genau diese Leidenschaft und die Liebe zum Detail, die den französisch-kanadischen Animationsfilm auszeichnet und zu etwas ganz Besonderem macht. Die Haupt- und Nebenfiguren sind allesamt liebevoll gezeichnet und in ihrer Charaktertiefe exakt herausgearbeitet. Vor allem die Figur der Félicie ist eine ungewöhnliche und starke Heldin, die sich als Identifikationsfigur für die Zielgruppe anbietet und mit der man mitfiebern, leiden und auch lachen kann. Die farbenfrohe Bildgestaltung, der zurückhaltende Einsatz von 3D, der gekonnt zusammengestellte Soundtrack, der klassische Ballettmusik mit temporeichen aktuellen Songs mischt, eine Animationskunst auf höchstem Niveau und eine überzeugende Synchronarbeit sind weitere Qualitäten dieses Films. In ihren Sprechrollen überzeugen allen voran Maria Ehrich als Félicie, Max von der Groeben als Victor und Joachim Llambi als Ballettmeister. Auch die Tanzszenen sind atemberaubend. Leicht wie eine Feder schwebt Félicie durch den Film. Dabei macht der Film sowohl die Anmut, die Grazie, aber auch die große Kraftanstrengung und Körperbeherrschung, die diesen Leistungssport ausmachen, deutlich. BALLERINA ist ein bezaubernder Film, der an Träume glauben lässt. Denn wenn man mit dem Herzen und Leidenschaft bei der Sache ist, kann jeder Traum wahr werden. Ein entzückendes und mitreißendes Animationsmärchen für die ganze Familie mit einer starken und begeisternden Heldin.

http://www.fbw-filmbewertung.com/film/ballerina

http://www.jugend-filmjury.com/film/ballerina

Pressekontakt:

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Schloss Biebrich Rheingaustraße 140
65203 Wiesbaden

Tel: 0611/ 96 60 04 -18
Fax: 0611/ 96 60 04 -11
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