Analyse zum Tag der Krebsvorsorge: Laut Registerdaten weniger Fälle von Gebärmutterhalskrebs bei HPV-geimpften Frauen
Berlin (ots)
Die Einführung der HPV-Impfung in Deutschland im Jahr 2007 hat zu einem deutlichen Absinken der Erkrankungen an Gebärmutterhalskrebs geführt. Das belegt eine vergleichende Auswertung von Krebsregister-Daten und AOK-Daten aus mehreren Bundesländern, die die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren und der AOK-Bundesverband anlässlich des heutigen "Tages der Krebsvorsorge" veröffentlicht haben.
Die Auswertung von Registerdaten der bundesweiten ADT-Qualitätskonferenz für insgesamt sechs Bundesländer zeigt: In den drei Geburtsjahrgängen 1992 bis 1994, die nach der entsprechenden Empfehlung der Ständigen Impfkommission gegen das Humane Papillomavirus (HPV) geimpft werden konnten, ist die kumulierte Anzahl der Gebärmutterhalskrebs-Erkrankungen mit 11,8 Neuerkrankungen je 100.000 Frauen deutlich niedriger als bei den Frauen der letzten drei Geburtsjahrgänge 1987 bis 1989, die die HPV-Impfung noch nicht erhalten konnten. Mit 28,3 Neuerkrankungen je 100.000 Frauen ist in den noch nicht geimpften Jahrgängen eine mehr als doppelt so hohe kumulierte Anzahl von Neuerkrankungen festzustellen. Laut der Analyse liegt die kumulierte Anzahl der Neuerkrankungen in den geimpften Jahrgängen somit etwa 58 Prozent niedriger als bei den nicht geimpften Frauen im gleichen Alter. "Auf Basis der Registerdaten können bisher nur die Erkrankungen von Frauen bis zum Alter von 27 Jahren ausgewertet werden. In dieser relativ jungen Altersgruppe treten Fälle von Gebärmutterhalskrebs generell nur recht selten auf", betont Prof. Monika Klinkhammer-Schalke, Leiterin der Auswerteteams Gebärmutterhalskrebs der ADT am Tumorzentrum Regensburg - Institut für Qualitätssicherung und Versorgungsforschung der Universität Regensburg und Past-Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren. "Aber selbst bei diesen noch jungen Frauen ist bereits ein bemerkenswerter Unterschied in den Registerdaten festzustellen, der einen deutlichen Hinweis auf den Nutzen der HPV-Impfungen gibt."
Auswertung umfasst auch Ost-West-Vergleich
Die Auswertung der ersten geimpften Jahrgänge umfasst auch einen Ost-West-Vergleich. Demnach ist in den ostdeutschen Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt die kumulierte Anzahl der Neuerkrankungen an invasivem Gebärmutterhalskrebs nach Einführung der HPV-Impfung um 63 Prozent gesunken, während sie im westdeutschen Flächenland Bayern um 48 Prozent zurückgegangen ist. Dies ist nach Einschätzung der beteiligten Partner auf die höhere Impfrate in den ostdeutschen Bundesländern zurückzuführen. So zeigt eine Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) auf Basis der AOK-Abrechnungsdaten für die ersten Geburtsjahrgänge, die gegen HPV geimpft werden konnten, in den fünf ostdeutschen Flächenländer eine kumulative Impfrate von 44,5 Prozent bis zum Alter von 19 Jahren. Im westdeutschen Flächenland Bayern liegt sie dagegen mit 38,7 Prozent darunter, auch wenn in Bayern die Impfrate für diese drei Geburtsjahrgänge höher ist als im Bundesdurchschnitt (34,6 Prozent). "Die Registerdaten machen transparent, dass im Osten, wo die neuen Impf-Möglichkeiten häufiger und schneller genutzt worden sind, auch die Neuerkrankungsrate schneller abgesunken ist", sagt Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes. "Gemeinsam mit der Deutschen Krebsgesellschaft und der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren appellieren wir daher zum diesjährigen Tag der Krebsvorsorge an alle Eltern, das Angebot der HPV-Impfungen konsequent zu nutzen."
Ergebnisse decken sich mit Erkenntnissen aus internationalen Studien
Diese Erkenntnisse fügen sich ein in internationale Forschungsergebnisse zum Nutzen der HPV-Impfung aus dem asiatisch-pazifischen Raum (Japan, China), Australien und den USA. Beobachtet werden konnten dort nach der Einführung der Impfung sowohl ein Rückgang von Gebärmutterhalskrebs-Fällen als auch eine Reduktion von Hochrisiko-HPV-Infektionen. Bei den ersten geimpften Jahrgängen zeigt sich in Studien aus der USA zudem ein Rückgang der HPV-Infektionen nicht nur bei Geimpften, sondern auch bei Ungeimpften, was auf eine beginnende Herdenimmunität hindeutet. Außerdem verändern sich die Eigenschaften der Tumoren deutlich: schwere Vorstufen werden seltener. Simulative Modelle aus China zeigen darüber hinaus, dass die Zahl der HPV-bedingten Tumoren schneller sinken und sogar zum Verschwinden dieser Tumore führen könnte, wenn Mädchen und Jungen gleichermaßen geimpft werden würden.
Eine am Mittwoch veröffentlichte Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) auf Basis der AOK-Abrechnungsdaten hatte in den ersten drei HPV-geimpften Geburtsjahrgängen bereits eine fast halbierte Rate von Konisationen gegenüber den nicht geimpften Jahrgängen gezeigt. Bei Konisationen wird auffälliges Gewebe aus dem Gebärmutterhals entfernt, um Krebs zu verhindern. "Die Auswertung auf Basis von Registerdaten fügt sich als weiterer Baustein in das Gesamtbild der Hinweise auf den Nutzen der HPV-Impfung", so Prof. Monika Klinkhammer-Schalke. "Alle Verantwortlichen sollten darauf hinwirken, dass wir die Impfraten bei den Mädchen in den entsprechenden Altersgruppen weiter erhöhen. Auch Jungen sollten verstärkt geimpft werden, denn auch sie können sich mit HPV infizieren oder das Virus übertragen."
Tag der Krebsvorsorge findet zum vierten Mal statt
Der 28. November ist 2022 von der AOK und der Deutschen Krebsgesellschaft zum "Tag der Krebsvorsorge" erklärt worden. Sie werben gemeinsam mit weiteren Partnern dafür, die vorgesehenen Früherkennungs-Untersuchungen zu Krebserkrankungen wahrzunehmen. In diesem Jahr stehen die Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs und die HPV-Impfung besonders im Fokus des Aktionstages.
Hinweis für die Redaktionen:
Abbildungen zu den Auswertungen finden Sie unter www.aok.de/pp/bv
AOK-Website zum "Tag der Krebsvorsorge":
www.aok.de/tagderkrebsvorsorge
(Gemeinsame Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren und des AOK-Bundesverbandes)
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